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Einladung zu einer literarischen Reise, Glaube, Macht und höherer Sinn sowie- der Preis des Glücks - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 07.03.025) Friedrich Wolf war ein sehr fleißiger und sehr vielseitiger Autor. Es ist nicht einfach, einen Überblick über sein Werk zu bekommen. Da kommt einem ein Buch wie das fünfte und letzte der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters gerade recht, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 07.03. 2025 bis Freitag, 14.03. 2025) zu haben sind. Zum Auftakt eines umfassenden Werkverzeichnisses aller erreichbaren Texte des Autors, der zweifellos zu den bedeutendsten deutschen Erzählern des 20. Jahrhunderts gehört, legt Gisela Pekrul den Teil 1 Erzählungen von Friedrich Wolf vor.
Dieses Werkverzeichnis präsentiert sein erzählerisches Schaffen nach Entstehungsjahren geordnet. Darin versammelt sind kurze Beschreibungen zu 116 Erzählungen, 15 Sketchen (Dialoge), 21 Märchen und Tiergeschichten, 18 Fabeln und acht Filmerzählungen, sowie die Übersicht aller 62 Kurzgeschichten seiner satirischen Werke Bitte, der Nächste! und Aus Dr. Isegrimms perspektivischer Hausapotheke.
Die digitale Sammlung versteht sich als eine Einladung zu einer Reise durch die literarische Welt eines Autors, der das Leben mit feinem Humor und tiefem Ernst beschreibt. Zugleich beleuchten diese Texte die tiefen Spannungen und Hoffnungen seiner Epoche.
Und damit weiter zu Friedrich Wolf, aber nicht zu dem Erzähler Friedrich Wolf, sondern zu dem Dramatiker Friedrich Wolf.
Geschrieben in den Gräben Flanderns im Sommer 1917 lautet der Untertitel zu dem Schauspiel Mohammed Glaube, Zweifel, Triumph. Inmitten der syrischen Wüste erhebt sich das Drama um Bahirah, den zweifelnden Mönch, und Mohammed, den jungen, strahlenden Hirten, der zum Gesandten Gottes wird. Ein Werk, das nicht nur die Anfänge einer Weltreligion nachzeichnet, sondern auch Fragen nach Glauben, Macht und dem Streben nach einem höheren Sinn aufwirft. Ein zeitloses Schauspiel über die Kraft des Geistes und den Mut zur Wahrheit.
Zehn Jahre später, 1927, verfasste Friedrich Wolf in Stuttgart Koritke. Ein Schauspiel. Darin setzt er sich mit großer Eindringlichkeit mit den sozialen und emotionalen Konflikten der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auseinander. Im Mittelpunkt steht Mia, eine junge Frau voller Hoffnungen und Träume, die zwischen den Erwartungen ihrer Eltern, der Härte der Realität und der Verlockung eines Lebens in Glanz und Glamour gefangen ist. Koritke fragt nach dem Preis des Glücks.
Bereits 1918 in Dresden geschrieben wurde Das bist du - eine Allegorie des Menschseins. Ein Schauspiel. In diesem ebenso visionären wie intensiven Werk thematisiert Friedrich Wolf die tiefsten Fragen menschlicher Existenz: Wer sind wir? Was bedeutet es, zu leben, zu lieben, zu sterben und wiedergeboren zu werden? Das bist du ist eine faszinierende Mischung aus philosophischer Reflexion, emotionaler Tiefe und dramatischer Spannung - ein zeitloses Schauspiel, das heutige Leser genauso berühren dürfte wie vor mehr als 100 Jahren.
Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Wieder einmal setzt sich der Autor mit den Folgen von Kriegen auseinander, die nicht nur an der Front ihre zerstörerische Wirkung entfalten, sondern auch im Hinterland und bis weit in die Zukunft hinein, selbst wenn wieder Frieden herrscht.
Der Russenpelz. Eine Erzählung aus Deutschland 1941- 42 wurde von Juli bis Oktober 1942 geschrieben, erschien aber erst 1946 im Aufbau-Verlag Berlin, der dort am 16. August 1945 von Kurt Wilhelm, Heinz Willmann, Klaus Gysi und Otto Schiele als Treuhänder im Auftrag des auch erst kurz zuvor gegründeten Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands e. V. gegründet wurde und bald zum größten belletristischen Verlag der DDR heranwuchs. Die Lizenz (Nr. 301) für das Unternehmen hatte die Sowjetische Militäradministration SMAD zwei Tage später erteilt, am 18. August 1945.
Der Russenpelz entführt die Leser in die beklemmende und tragische Welt Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs und des Nationalsozialismus. Im Niederrheinland kämpft Jupp Eckert, geprägt von den Grausamkeiten des Krieges im Osten, verwundet und verstümmelt, um das, was von seinem Leben übriggeblieben ist. Zurück bei seiner Familie, die durch den Krieg auseinandergerissen wurde, muss er sich der unbarmherzigen Realität des Krieges und der Nazi-Bürokratie stellen. Seine Frau Agnes kämpft verzweifelt um ihn, als der gefährliche SS-Sturmführer Heinz Hüsgen versucht, ihn mundtot zu machen und in ein Sanatorium abzuschieben.
Die Atmosphäre von Angst, Verrat und Hoffnungslosigkeit zeigt die menschliche Fähigkeit zur Liebe, zum Widerstand und zur Wahrheit. Zwischen nationaler Pflicht und persönlicher Moral zerrissen, manövrieren die Charaktere durch eine von Misstrauen und Verrat durchdrungene Gesellschaft.
Der fesselnde Roman von Friedrich Wolf beleuchtet die menschlichen Schicksale hinter den großen historischen Ereignissen und wirft ein Licht auf den unermesslichen Mut und die Resilienz der einfachen Menschen in Zeiten größter Not. Der Russenpelz ist ein zeitloses Werk, das den heutigen Leser daran erinnert, dass hinter jeder Nachricht aus der Geschichte ein persönliches Drama steckt, und eine eindringliche Mahnung gegen die Schrecken des Krieges.
Nach diesem Text drehte DEFA-Regisseur Roland Gräf, der auch das Drehbuch schrieb, 1986 den Film Das Haus am Fluss mit so bekannten DDR-Schauspielern wie Katrin Sass (Agnes Eckert), Sylvester Groth (Heinz Hüsgen), Manfred Gorr (Jupp Eckert), Jutta Wachowiak (Mutter Voß), Rolf Hoppe (Direktor Hüsgen) und Corinna Harfouch (Emmi Voß) und Johanna Schall (Lena Brinken).
Die in der Leseprobe aus Friedrich Wolf: Werkverzeichnis vorgestellten Werke aus den Jahren 1911 bis 1914 gewähren einen faszinierenden Einblick in das literarische Frühwerk Friedrich Wolfs. Bereits in diesen frühen Erzählungen zeigt sich seine einzigartige Fähigkeit, historische Stoffe mit lebendiger Dramatik zu verweben, poetische Naturbilder mit philosophischer Tiefe zu füllen und soziale Missstände mit feinsinnigem Gespür zu beleuchten.
Ob in der spannungsgeladenen Erzählung Der Tambour, die den Leser in das von Napoleon besetzte Thüringen entführt, oder in Herbstliches Intermezzo, das mit poetischer Melancholie die Vergänglichkeit der Natur und des Lebens einfängt jedes dieser Werke trägt Wolfs unverwechselbare Handschrift. Auch Die beiden Mütter Mammitsch und die Erzählungen aus Zyklisches lassen spüren, wie eindringlich er menschliche Schicksale und gesellschaftliche Konflikte zu schildern vermag.
ISBN 978-3-68912-098-6 (EBook)
Der Leser wird in das besetzte Thüringen zur Zeit Napoleons entführt. Peter Munk, ein ehemaliger starker Mann und nun Schneider, lebt mit seiner Tochter Johanna, die er liebevoll Hans nennt, in einer Welt voller Geheimnisse und Stärke. Das Leben der beiden wird dramatisch verändert, als ein französischer Tambour in der Stadt auftaucht und die lokale Bevölkerung mit seinen Zweikämpfen herausfordert. Johanna und Peter geraten in einen Strudel von Ehre, Macht und Gewalt. Friedrich Wolfs Erzählung fesselt mit einer Mischung aus historischer Spannung, emotionaler Tiefe und packender Action. Tauchen Sie ein in eine bewegende Geschichte über Mut, Kampf und die unerschütterliche Bindung zwischen Vater und Tochter.
ISBN 978-3-68912-218-8 (EBook)
Der Autor entführt die Leser auf eine zauberhafte Reise durch die herbstlichen Wälder des Kottenforsts. Was zunächst wie ein gewöhnlicher Spaziergang erscheint, verwandelt sich in eine lebendige Begegnung mit der Natur und ihren Mythen. Alte Pappeln, eine verlassene Laterne und der stürmische Herbstwind erwachen zum Leben und laden den Leser ein, den magischen Momenten des Übergangs zwischen Tag und Nacht beizuwohnen. Eine Erzählung voller Poesie, Humor und einer leichten Melancholie, die den Wandel der Zeit und das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Geschichte spürbar macht. Ein literarischer Genuss für alle, die in die Tiefe der Jahreszeiten eintauchen und dabei den Hauch der Vergangenheit spüren möchten.
ISBN 978-3-68912-044-3 (EBook)
In Friedrich Wolfs meisterhafter Erzählung treffen wir auf Cornelia Mammitsch, eine resolute und angsteinflößende Matriarchin, die ihren Lebensabend in einem kleinen Krankenhaus an der Elbe verbringt. Ihr Leben und Sterben werden auf den Kopf gestellt, als die fröhliche und kindliche Waldheuerin Christel Mammitsch ebenfalls wegen einer Krankheit eingeliefert wird. In dieser packenden Geschichte voller schwarzem Humor, skurrilen Charakteren und tiefgründigen philosophischen Überlegungen prallen Welten aufeinander. Werden die beiden Frauen zueinander finden oder ihre Unterschiede die endgültige Trennung bedeuten? Die Erzählung ist eine faszinierende Auseinandersetzung mit Leben, Tod und den Rätseln der menschlichen Existenz.
ISBN 978-3-68912-222-5 (EBook)
Friedrich Wolf ein Erzähler, der den Puls der Zeit spürt und in seinen Erzählungen die Abgründe des Menschseins beleuchtet. Seine Figuren sind Gequälte, Verzweifelte, Suchende Menschen, die zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und individuellen Schicksalen gefangen sind. Ob der blinde Musiker, dessen Leben in einem leisen Ton vergeht, die erschöpfte Näherin, deren Lachen im monotonen Nähgeräusch erstickt, oder der taubstumme Junge, der aus der Mitte eines Spiels verstoßen wird Wolf zeigt uns in all diesen Schicksalen die Essenz des Lebens und der sozialen Ungerechtigkeit. Mit scharfem Blick und emotionaler Tiefe stellt er uns die Frage: Wie viel Menschlichkeit bleibt in einer Welt, die von Gleichgültigkeit und Macht dominiert wird? Diese Erzählungen lassen uns nicht los, sie sind ein Spiegel der Vergangenheit und ein Warnruf für die Gegenwart. Ein literarisches Werk, das heute dringlicher denn je erscheint.
Inhalt:
Die Mundharmonika
Näherin
Ballspiel
Man lebt
Mit Mohammed Glaube, Zweifel, Triumph wagt sich Friedrich Wolf an ein monumentales Drama über eine der prägendsten Gestalten der Weltgeschichte. In kraftvollen Bildern und intensiven Dialogen entfaltet sich die Auseinandersetzung mit Glauben und Schicksal, Zweifel und Erleuchtung. Die Szene des Vorspiels entführt die Leser in die syrische Wüste, wo der Mönch Bahirah in seiner Einsiedelei auf das Zeichen des Propheten wartet.
Wolfs Sprache ist von archaischer Wucht, seine Figuren von tiefer Zerrissenheit geprägt zwischen Angst und Gewissheit, zwischen Ohnmacht und göttlicher Sendung. Das Stück ist nicht nur eine Erzählung über Mohammeds Bestimmung, sondern auch eine Reflexion über die universelle Suche nach Wahrheit und Führung.
Tauchen Sie ein in dieses eindrucksvolle Drama, das die Geburtsstunde einer neuen Weltanschauung mit visionärer Kraft zum Leben erweckt.
Syrische Wüste. Vorn ragt ein Felsenriff. In den Stein ist die Zelle des Mönchs Bahirab gehauen. Der Morgen dämmert. Die östliche Schau zeichnet eine Oase in den Frühhauch. Am tiefen Westhimmel ist das Sternbild des Orion sichtbar.
BAHIRAH im Gebet nach Osten, die Stirn den Boden küssend, wirft Brust und Schultern zurück: Vor wem? Vor wem? Zehn Jahre lieg ich auf den Steinen vor wem? Nach wem? Bist du so hoch, dass unser Aug schon auf dem Weg erlischt? Willst unsichtbar bleiben? Höhnest: Selig, die nicht sehen und doch glauben! Bei Gog und Magog, ich bin kein blonder Nazarener kann nicht glauben lass mich sehen sehen! Geißelt sich. Weh! Mein Mut ist nächtig der langen Wache! Was sind alle Siegel, alle Bände? Der Sinn der Sinn das Innenblatt! Reiß mir die Zunge aus, zermalme meine Leber; doch die Verheißung bleibt, dass uns der Engel komme, der wie ein Löwe brüllt, des Wort gleich sieben Donnern, Füße Feuerpfeiler, und der ein Kind! Wo ist das Buch, das heiß verschlungen im Bauche grimmt und doch im Maul als Honig trauft? Herr, Herr, ich kann nicht wachen mehr, erleuchte! Schlägt die Stirn an den Fels.
Abu Talib und Abu Djahl, beide bewaffnet, biegen um die Felsen.
BAHIRAH gegen das Sternbild des Orion: Stoß Zornesschwert, Gewaffe Zebaoths! Bald rinnt vom Tagesrand das Blut, der Feuerstrom! Wars nur der Faden der Gebärenden, die ihre goldnen Locken schüttelt im Zenit? Weib, Feuer, Schwert, ich harre noch des Kindes, das uns Verstockte mit eisernem Stabe weide.
ABU TALIB zu Abu Djabl: Er ist verzückt; wir müssen wenden.
ABU DJAHL: Unwendbar. Die Rotte harrt.
ABU TALIB tritt zu Babirah: Bei Lat, ich grüße dich!
ABU DJAHL ebenso: Uzz schenk dir Gnade!
Babirab schaut entgeistert auf.
ABU TALIB: Malik, entweiche!
ABU DJAHL: Es erleuchte Gabriel dein Antlitz!
BAHIRAH sich langsam erhebend: Wie das eure!
ABU TALIB: Sela! Du wunderst dich, Bahirah, und mit Recht, dass wir in deine Einsamkeit gedrungen. Manche Jahre zogen wir vorüber und lagerten im Schatten jener Stämme. Doch dieses Jahr ist wasserarm wie keins. Die Oasen dörren, der Kamele Milch versiegt, die Tiere lechzen, und in der Treiber Hirn keimt Mord.
BAHIRAH visionär: Das Jahr des Löwen!
ABU TALIB: Wahr! Die Löwen schweifen schon vor Mekkas Toren, um Blut zu saufen, da die Bäche leer. Doch hier in dieser Felsen nachtgekühlten Kammer spürt mein Gaumen ganze Flüsse, ganze Schnüren troffer Feuchtigkeit. O gönne uns das perlende Gestein!
BAHIRAH: Ihr kommt von Mekka?
ABU TALIB: Erst den Trunk!
BAHIRAH: Nein, erst die Sage! Denkt ihr, ich schmachte nicht? Meine Einsamkeit ist wild! Packt Abu Talib bei den Schultern. Naht er?
ABU TALIB: Er! Wer?
BAHIRAH: Blindling! Zur Grotte weisend. Kriecht dort zum Spalt und letzet euch!
Abu Talib und Abu Djahl eilen in die Grotte. Stille.
BAHIRAH: Wär ers? Nein nein ja, ja! Er ists! Das Löwenmaul, der Sonnenknabe! Geburt aus Tag und Nacht, aus El und Dschinn! Der Feuerstrom, das Racheschwert, Posaune, Siegel, Fackel, Leuchter! Er ists! Wär ers? Er ists! Ich blase, bis das Meer die Wüste säuft, wenn ers nicht ist! Zögernd. Ein Schwur? Doch wem? Wenn ers nicht wäre? Und wenn dein Blasen die Wüste nicht vertilge? Heiß. So reiß ich mich in Stücke! Kühl. Wen soll das rühren? He! Wen strafen?
Aba Talib und Abu Djabl treten aus der Grotte.
ABU TALIB zu Bahirah: Uzz segne dich!
ABU DJAHL: Zum Dank die Bitte: Gewähre auch der Karawane diesen Trunk!
BAHIRAH: Lasst sie kommen! Alle!
Abu Djahl stößt einen Ruf aus, der vielstimmig widerschallt.
ABU TALIB zu Bahirah: Ihr seid hochherzig, Bruder. Oft schon schauten aus dem Schatten der Oase wir zu diesem Horst. Doch sprach man, du seiest ein Beschwörer und den Geistern selbst verschworen, auch sei die Spitze deiner Zunge in den Gaumen eingewachsen wie ein Stachel und blute schwarz nach jedem Wort. Drum scheuten wir. Die Not zwang uns. Jetzt aber duldest du die ganze Schar?
BAHIRAH: Ihr seid gemeldet.
ABU DJAHL greift seine Waffe: Wie! Sind Späher uns voraus?
ABU TALIB: Sinds Chazradjiten?
BAHIRAH: Der Löwe ist unter euch. Er wird eure Lebern weiden und eure Gallen fressen, eure Rippen aufbrechen und eure Herzen zum Fraß euch bereiten.
ABU DJAHL: Sprecht klarer!
BAHIRAH: Was ist, wird werden.
Eine Schar Araber drängt auf die Felsplatte.
ERSTER ARABER: Gib! Gib!
ZWEITER ARABER: O tränke uns!
DRITTER ARABER: Kniet nieder! Küsset sein Gewand! Er ist heilig. Alle werfen sich zu Boden.
ERSTER ARABER: Tränk tränke!
ZWEITER ARABER: O rette uns vor Durst und Brand und Tod!
ALLE: Errette!
BAHIRAH zitternd: Nur er kann retten. Wild. Wo verbergt ihr ihn?
ABU TALIB: Wen?
BAHIRAH nach der Oase spähend: Den nahen Nahenden
ABU TALIB: Es fehlt kein Mann.
BAHIRAH immer spähend: Ich sehe einen, den die Wolke Gottes überschattet ich sehe die Zweige der Dattel zum Gesandten Gottes sich neigen, seine Augäpfel flammen wie ein Licht
ABU TALIB gleich Bahirah spähend: Es ist der Jüngste; er weidet die Kamele.
ABU DJAHL: Der Knabe, der Jüngling Mohammed.
BAHIRAH: Ich sehe, wie die Tiere ihre Knie um ihn beugen, wie ihre frommen Augen dem Spiel seines Geistes lauschen, wie Gabriel Wild. Holet des Abd Allah Sohn!
ABU TALIB bestürmt: Des Abd Allah Sohn?
ABU DJAHL drohend: Wir sind erkundet?
BAHIRAH donnernd: Und der Aminah Geschenk!
ABU TALIB niederfallend: Uzz bedecke uns!
BAHIRAH zur Schar: Schlürft!
Die Schar stürzt in die Grotte.
BAHIRAH zu Abu Talib und Abu Djahl: Steht auf! War es Aminah nicht, aus deren Schoß ein solches Licht ausbrach, dass man die Schlösser Bostras sehen konnte?
ABU TALIB: Weh uns; sie wars.
BAHIRAH: Wohl euch! Und war Halimeh seine Amme?
ABU TALIB: Ja, seltene Dinge gingen über sie. Es war ein gleich unselig Jahr der Dürre, als sie das Waisenkind, den Säugling, nahm. Die Datteln selbst verbrannten in der Blüte, und auch die Brüste dörreten bei Mensch und Tier. Doch Staunen! Kaum hing Abd Allahs Frucht an der Halimeh sie war fast leer , so schwoll die welke Haut und wölbte sich, zwei dräuende Kuppeln, aus denen süße Milch in Strahlen floss.
ABU DJAHL: Ein Wunderjahr! Auch die Kamelinnen Halimehs strotzten, da unsere Tiere matt. Die Feigen unserer Gärten handbreit nur geschieden von dem ihren, sie fielen vor der Reife, dürr wie Kies, doch jene schwollen Kürbissen gleich.
ABU TALIB: Ein Jahr voll schwerer Zeichen!
ABU DJAHL: Balak schlug uns!
BAHIRAH: Schweigt! Dass ich nicht geißle euch! Euch nicht rode, ihr Beulen, schwärend Fleisch, verfaulte Toren! Ihr Haut!
Abu Talib und Abu Djahl weichen betroffen in die Grotte.
BAHIRAH nachdrohend: Er wird euch fressen! Still! Er naht, der Löwenengel! Weh! Weh, dass ich ihn stacheln muss!
Mohammed, achtzehn Jahre alt, tritt um den Fels; bleibt, ehrerbietig der Anrede Bahirahs harrend, stehen.
BAHIRAH nachdem er sich an Mohammeds Anblick geweidet und ihn lange entzückt durchdrungen; dann unwirsch: Wer bist du?
MOHAMMED: Ich bin Mohammed, Abd Allahs Sohn.
BAHIRAH drohend: Wer bist du?
MOHAMMED: Mohammed, ich sagt es.
BAHIRAH donnernd: Wer du bist?
MOHAMMED furchtlos: Ich bin, der ich bin.
BAHIRAH erlöst: Und der du sein wirst! Sela! Den Mohammed, der regungslos dasteht, einmal umkreisend. Kennst du mich, Mohammed?
MOHAMMED: Nein.
BAHIRAH: Liebst du mich?
MOHAMMED: Nein.
BAHIRAH: Fürchtest du mich?
MOHAMMED: Nein.
BAHIRAH: Was spürest du dann?
MOHAMMED: Ich sehe dich.
BAHIRAH nickt wie bestätigend und umkreist ihn zum zweiten Male: Dürstet dich, Mohammed?
MOHAMMED: Nein.
BAHIRAH: Und lechzest nicht?
MOHAMMED: Nein.
BAHIRAH begierig: Wer tränkte dich?
MOHAMMED: Das weiß ich nicht.
BAHIRAH wild: Was sahest du? Sprich!
MOHAMMED erst zaghaft: Ich sah ich lag am Fuße jener Dattel und schaute in die hohe, gelbe, grüne Krone. Ich sah und sah, fort waren die Gefährten, die Kamele träumten, es war so still ich sah, ich sah, und eine weiße Wolke zog auf und über mich und schattete ich sah und sah, o Vater, war das herrlich! Ich sah und sah die Zweige jener Palme zu einer goldnen Krone sich verwinden mit Jaspis, Amarynth und Chrysopras, und diese Krone schwebte über mir. Ich sah und sah den Engel Gabriel, sein linker Fuß stand in dem Meer, sein rechter in der Wüste, um seinen Scheitel wanderte die Sonne, so mächtig wie ein Berg war seine Faust, und diese Faust umspannt ein Schwert.
BAHIRAH verzückt: Schwert Zebaoths!
MOHAMMED: In einer schwarzen Scheide stak das Schwert. Er hielts vor seine Stirn, die weiß erglühte. Dann fasste er die Wehre, schwang und warf sie. Nackt aus der Scheide fuhr das nackte Schwert. Fang! rief und winkt er Schaut Bahirah an. Oder winktet Ihr?
BAHIRAH: Er winkte. Wie denkst du, Mohammed, von diesem Traum?
MOHAMMED knabenhaft: Ich wünsche mir die Krone.
BAHIRAH zielend: Und das Schwert?
MOHAMMED: Das Schwert
BAHIRAH: Du fürchtest wohl. Greift unter die Matte und zieht ein blankes Schwert hervor. Du fürchtest wohl das Schwert?
MOHAMMED: Ich fürchte nicht.
BAHIRAH wild: Lügner, du lügst!
MOHAMMED: Ich lüge nicht.
BAHIRAH schreit: Schweig! Ich zerhaue dich!
MOHAMMED: Ich schweige nicht.
BAHIRAH auf ihn los: Ich zerhaue dich
MOHAMMED: So zerhaue mich!
BAHIRAH steht mit erhobenem Schwert und feurigen Augen, lässt plötzlich den Stahl zur Erde fallen und sinkt in die Knie: Gesandter Gottes, segne mich.
MOHAMMED beugt sich über ihn: Vater, was tuet Ihr?
BAHIRAH: Lege deine Hand auf mein Haupt ergreift die Hand und sprich: Ich bin der Löwe von Ismaels Stamm, Davids Wurzel, aufzutuen das Buch und zu brechen die sieben Siegel.
MOHAMMED erschrickt: Vater, das wage ich nicht.
BAHIRAH erhebt sich: Du wirst es wagen. Einst. Denn du bist uns verhießen und gekommen. Du wirst die Krone tragen, den Leuchter und das Schwert. Öffne dein Gewand!
Mohammed öffnet eine Spange.
BAHIRAH prüft ihn und entdeckt das Siegel des Propheten auf Mohammeds Rücken; entzückt: Er ists! Er ists! Mein Benjamin, mein David! Du bists. Küsst das Mal. Du bist es, Mohammed! Auf seiner Schulter forschend. Hier steht der sieben Flammen Zacken, des heiligen Leuchters Zeichen untrüglich eingeprägt, das ewige Prophetenmal. Lass deine Augen leuchten, Mohammed, dein Geist sei Flamme, Feuer dein Blut, dein Wort Donnergebrüll, des Löwen Pranke dein Arm und Löwenmut dein Mut; Schwert sei dein Zorn, wie Zions goldner Leuchter siebenfaches Licht dein Verstand; dein Herz ein Knabenherz so lauter, doch ein Vollender höchster Weisung, dein Mund ein Herrschermund, ein Löwenmaul!
MOHAMMED: Vater, wie verstehe ich?
BAHIRAH: Verstehe nicht; vollbringe! Hebt das Schwert auf, stiller. Sieh dieses Eisen, Mohammed ich nenn es Schwert. Und doch, es ist dasselbe Eisen wie die Spange, die du trägst. Aus Eisen ist die Pflugschar, ist der Leuchter. Doch wie verbirgt die Fertigung den Ursprung, der Schein das Wesen. Du mordest, leuchtest, pflügest mit dem einen Eins. Denn Eins ist alles, und alles kehrt zurück zu ihm, dem Eins. Die Frucht darfst du erst später pflücken. Ob Leuchter oder Schwert, das ist die Sendung. Fasst den Mohammed um beide Schultern. Auf eines aber trachte, Mohammed: Sei der du bist! Beschwörend. Sieh! In dir sind Erd und Himmel in einer einzigen Öse aufgehangen. Zerbrichst du, sie zerstücken beide, und viele hundert Jahre leimen nicht, was du zerstückt. Mein Benjamin, mein Löwe, mein Gesandter, empfahe das, nur das, mein Löwe: Sei der du bist!
MOHAMMED: Wie aber, Vater, soll ich sein, dass ich so bin?
BAHIRAH: Sei wie du warst!
MOHAMMED kindlich: Lasst Euch die Hände küssen, Vater.
BAHIRAH ihm reichend: Dein Kuss ist Brand, hüte das Feuer!
Rufe und Geheul aus der Grotte.
ABU TALIB hervorstürmend: Hoi, Hilfe!
ABU DJAHL ebenso: Beistand!
BAHIRAH: Was schreit?
ABU TALIB: Gebrüll scholl aus dem nächtigen Spalt!
ERSTER ARABER: Aus der Zisterne!
ZWEITER ARABER: Wir hörtens alle!
BAHIRAH über sie wegschauend: So vernahmt ihrs?
ZWEITER ARABER: Gebrüll und Hilfeschrei!
ERSTER ARABER: Wer stürzte?
ZWEITER ARABER: Wen verschlang der Dschinn?
ABU TALIB: Abrufen!
ABU DJAHL: Zählen!
Die Araber treten zurück in eine Reibe; Bahirah sondert sich und steht vorn.
ABU TALIB beginnt: Eins, zwei O Zauberloch, wir waren sieben, doch sind wir sechs.
ABU DJAHL: Nochmals die Probe, tretet her! Zählt. Sechs! Sechs! Verruchter Ort! Gegen Bahirah. Schaff uns den Toten, oder folge ihm!
BAHIRAH über ihn weg: Mohammed zähle!
MOHAMMED zählt: sechs sieben; ich zähle sieben.
ABU DJAHL: Zauberei! Noch einmal!
BAHIRAH: Nicht not! Ihr zähltet, doch wie zähltet ihr? Ihr zähltet all die anderen, doch seiner selbst ein jeder blind vergaß sich selbst.
ABU TALIB: Bei der Kaaba, wir sind es alle!
BAHIRAH: Und dennoch seid ihrs nicht. Wenn jeder so die andern durchgezählt, es ständ nach eurer Schnur nicht einer hier, nur Mohammed. So tappt ihr stets und je in gleicher Blindheit. Ihr glaubet euch erhaben und vergrabt euch selbst, ihr wähnt zu handeln und verliert euch, ihr denkt zu rechnen und euch selbst betrügt ihr.
ABU DJAHL: Du redest wirr, Bahirah; doch da wir gleichfalls irrten, vergiss mein rasches Wort.
BAHIRAH: Ihr werdet weiter irren, greift ihr nicht den Leuchter, euch zu leuchten. Mächtig. Folget dem Mohammed! Er ist euer Herr!
ABU DJAHL: Der Knabe?
BAHIRAH: Der Gesandte! Vernahmet ihrs nicht? So tön ichs tausendfach in euer Ohr: Folget dem Löwen Gottes!
ERSTER und ZWEITER ARABER zugleich: Hoi! Hoi! Schon brüllt es wieder aus dem schwarzen Schlund!
Alle weichen entsetzt vom Eingang der Grotte zurück.
ABU DJAHL: Schmach über euch! Ein Ammenspuk! Ich will den Brüllaff am Bart herzerren! Eilt in die Grotte.
ABU TALIB: Bruder! Bleib!
BAHIRAH: Nur zu! Und spürts das Löwenmaul!
Abu Djahl stürzt fahl aus der Grotte und fällt zu Boden.
ABU TALIB über ihm: Allgnädige Geister!
ERSTER ARABER: Furchtbar Zeichen!
ZWEITER ARABER: Es ruft noch immer
ERSTER ARABER: Wie es brüllt und brüllt...
ZWEITER ARABER: Schon tönt es allen
Alle außer Mohammed und Bahirab werfen sich auf ihr Antlitz.
BAHIRAH Auge in Auge zu Mohammed: Mohammed?
MOHAMMED: Vater.
In Koritke. Ein Schauspiel entwirft Friedrich Wolf ein eindringliches Bild der sozialen Verhältnisse in der Großstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In einem engen Portierraum zwischen harter Arbeit und großen Träumen entfaltet sich das Schicksal der Familie Koritke. Während die Mutter unermüdlich schuftet und der Vater mit seinen Erinnerungen als Preisringer prahlt, träumt Tochter Mia von einem anderen Leben von Freiheit, Tanz und einem Ausbruch aus der Enge ihres Alltags.
Doch die Konfrontation mit gesellschaftlichen Erwartungen und patriarchalen Strukturen ist unausweichlich. Zwischen familiärer Fürsorge, wirtschaftlicher Not und rebellischem Aufbegehren entwickelt sich ein packendes Drama über den Kampf um Selbstbestimmung und die Frage, welchen Preis man für den eigenen Traum zu zahlen bereit ist.
Tauchen Sie ein in dieses fesselnde Schauspiel, das mit scharf gezeichneten Figuren, humorvollen Dialogen und sozialkritischer Tiefe bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat.
Portierraum in einem Souterrain. An der Hinterwand breites niederes Fenster mit Gitterschutz. Links erhöhter Eingang. Dort in der Ecke Nähmaschine mit Stapel Trikothemden. Unter dem Fenster ein Sofa, weiter ein weiß lackiertes Bett; an der rechten Wand tiefer Alkoven mit Bett und Vorhang. Verschiedene etwas vergilbte Plakate mit dem Bild eines Muskelriesen, der die Arme auf der Brust gekreuzt hat: Preisringer Koritke. Die Koritkin, dreißigjährig, dunkel, kräftig, sitzt an der Nähmaschine. In dem weißen Bett wirft sich ein junges Geschöpf unruhig umher. Es ist Nacht. Links brennt ein Licht.
MIA im Traum: Sie spinnen wohl komplett, mein Herr hier sehen Sie doch: a2 + 2ab + b2 oder in arithmetischer Progression ja glauben Sie, weil wir unter dem Straßenpflaster wohnen, müssen wir muffig und blöde sein haha, kein Schein schauen Sie mich nicht so an, ich tanze die Spagnola nach meinem Gusto. Singend.
Le Spagnole samar cosi,
Bocca al ebocca le nott e di,
Stretti stretti
Mit wiegendem, schlaftrunkenem Körper halb aus dem Bett, starrt auf Koritkin.
KORITKIN nähend: Lernst das auch auf der Handelsschule?
MIA auf dem Bettrand sitzend; sie ist ein siebzehnjähriges, schlankes, rotblondes Geschöpf, sie dehnt sich, reibt sich die Augen, springt dann auf: Ists Zeit, Mutter?
KORITKIN: Dusselchen, s ist erst eins.
MIA nach dem Alkoven: Ist Vater nicht da?
KORITKIN immer nähend: Kannst auch fragen! Ist Vater je vor zwei oder drei zu Hause? Sei froh, dass er die Kellnerstelle gefunden und Pinke bringt!
MIA: Jaja aber doch
KORITKIN: Nichts aber doch! So n Vater such dir mal! Bist ja sein Herzblatt! Und jetzt: Augen zu! Mondschein!
MIA: Ha, Mutter: so n Vater! Das ist kein Wort! Aber doch man weiß schon gar nicht mehr, wie er aussieht früh um sieben, wann ich fort muss, da liegt er in seiner Koje wie n Walfisch, um fünf, wann ich wiederkomme, ist er schon fort, und nachts um drei, wann er kommt, schlafe ich.
KORITKIN: Wem tut ers!
MIA: Bin ich in dem Jahr nicht fertig, so sag ich: Schluss! Handtuch! Aus mit der Schule, ich geh wieder auf Fabrik, oder - packt plötzlich die Koritkin ach, Mutter, hör auf mit dem Geratter, s ist doch Nacht!
KORITKIN: Nacht oder Tag sollst doch was lernen!
MIA: Doch dich nicht aussaugen, Mutter, wie die erste! Legs hin, Mutter, legs hin! Wie du angerückt vor fünf Jahren, wie ne Madame so stramm, weißt du, da war ich stolzer auf dich als auf die richtige Mutter, die ich gar nicht kannte.
KORITKIN: Gib dich, Dusselchen, steig in die Molle! Mein! Du bist ja wie n Eisbein! Vater wird mir den Buckel trommeln, wann seinem Liebling ne Gänsehaut anläuft! Führt sie zum Bett.
MIA erschrocken: Schlägt er dich?
KORITKIN: Oje! Da sind wir abends zu lahm
MIA im Bett kauernd: Halt, Mutter, wart mal, pass auf es muss da was anders werden, Mutter! Ein ganzes Jahr noch, das ist zu lang! Zieht sie zu sich. Hör, eben sah ich meine Hand, riesengroß, wie ne Plakatwand
KORITKIN lachend: Die Katzenpfote??
MIA: Im Traum doch! Riesengroß, alle Linien so, die Herz- und Schicksalslinie stießen zu nem gewaltigen Strom zusammen auf dem aber, dem grünschillernden Strom, wie unter glasdünnem Eis rollte ne goldene Kugel, und darauf tanzte ich, tanzte auf der Kugel, tanzte immerzu, wie närrisch, Mutter, und doch ganz glücklich, denn solang ich tanzte, drehte sich auch die Kugel und rollte über den mächtigen Strom; hielt ich aber ne Sekunde nur, so wurde die Kugel schwer und sank.
KORITKIN gähnend: Hasts wohl im Kino gesehn?
MIA erregt: Im Traum, Mutter, versteh doch! Ein großes Glück muss kommen, Mutter, nicht Knopf um Knopf und Naht um Naht, nein, so übern Rücken, plötzlich ist es da! Sieht die Koritkin, die auf dem Bett sitzend eingenickt. Mutter! Mutter! Hörst du nicht!!
KORITKIN hochruckend: Ja doch die Kugel! Steht auf. Menkenkens! Schluss! Streusand!! Knipst das Licht aus und geht zum Alkoven, wo sie sich niederlegt und den Vorhang zuzieht.
Mia hat sich langgestreckt und die Decke über die Ohren gezogen; sie liegt einen Augenblick still; dann richtet sie sich auf, lauscht auf den dumpfbrausenden Lärm der Straße, rutscht ans Fußende des Bettes und zieht leise die Vorhänge des Gitterfensters beiseite. Lichtschein und schreitende Schatten fallen ins Zimmer.
MIA nach draußen: Hm! Das ist Sache: Opanken und Mokassins und diese Sandalen, wie Gondeln über nem See, Wildleder und Saffian ei schau, diese Bachstelzen, grüßt mir die Bulldoggen vor euch, gelbes Boxcalf, gemein, erledigt herbei ihr Windhundschnauzen da drüben, sagt ichs nicht, schon laufen zwei Rotkehlchen neben ihnen, hei, sehen Sie, es geht sich besser gemeinsam! Presst den Kopf an die Scheiben. Könnt man die Gesichter nur sehen! Ach was! Lauschend. Wie das tappt und gleitet und schleift Ist aus dem Bett gestiegen und beginnt in weiten gleitenden Schritten sich zu wiegen und zu drehn. Aber doch nicht so wie meine Kugel auf Zehenspitzen meine Kugel, da muss man balancieren, sich strecken, sich spitzen, oben zu sein! Klappernde Schritte auf dem Pflaster. Hoho, hoha! Was ist! Zum Fenster. Zwei Treter wie Kohlenkähne! Plötzlich. Ja wie?! Der Vater!! Der Vater!!
KORITKIN den Vorhang zurückziehend: Bist du närrisch?
MIA: Der Vater!!
KORITKIN aus dem Alkoven steigend: Backe! Mit deinen Flausen steht nichts auf dem Tisch! Stellt schnell Brot, Speck, Messer und Gabel hin.
Schwere Schritte. Es klopft links an das Portierfensterchen; dann tritt Koritke ein. Er ist ein Mann wie ein Kasten, viereckig, breitbrüstig, riesig, fünfundvierzigjährig, mit dunklem Haar. Sein Rücken ist vom Tragen, Ringen oder von zu starker Muskulatur etwas gekrümmt, sein Gesicht ist rot und gutmütig. Unter einem grauen Mantel trägt er einen ziemlich speckigen Kellnerfrack. Seine linke Hand ist mit verblutetem Verband umwickelt; er sucht sie zu verbergen.
KORITKE Zorn markierend: Ist die Blase noch auf?!
KORITKIN Brot schneidend: Kommst ja so früh heut!
MIA an ihm: Hast was mitgebracht, Vatting?
KORITKE zieht Pralinés aus dem Mantel: Katze! MIA aufschreiend: Blut!!
KORITKE: Still doch!
KORITKIN die verbundene Hand nehmend: Is das, is das??
KORITKE: Klappe! Wenn der droben uns hört, gibts wieder Stunk! Sich setzend. Lasst Vatern erst mal schanzen; komm her, Katze, musst das Kind heute füttern! Berufskrüppel auf dem Felde der Arbeit! Aber geflogen sind sie wie die Fladen aus dem Kuhstall, hahaha!
KORITKIN: Was hast du wieder geschafft?
KORITKE feierlich: Ordnung geschafft! Da gibts keine Widerrede! Koritke!, ruft der Chef, Koritke, ausmisten! Machen wir! Vier Kellner von der Schwemme und ich hinüber zum Kolosseum, da flogen schon die Flaschen und Gläser, zwei Klumpen hatten sich verknäult, Röcke, Luftschlangen, Bänder, Tanzbeine, und dazu spielte die Musik! Jetzt war Koritke wieder in Form, entschwundene Zeiten: Hier mit Krawatte, da mit Halbnelson, mit Schulterzug und Hüftschwung sauste durch die Tür, was noch Rückgrat markierte, da gabs keine Widerrede!
MIA begeistert: O Vater!!
KORITKE: Auf einmal: pingpeng! Wie zwei Funken springts mir in die Hand, da hatte so ne Wanze mit dem Nicker gestochen
MIA: So n Hund!!
KORITKE: Ein feiner Hund, sag ich, trug ein rotgerändertes Monokel und im Jackett ne grüne Aster
MIA: Und du jetzt??
KORITKE: Ich jetzt? Er jetzt ja wie er war im Nu verduftet wie n nasser Wind!
KORITKIN: Sollst nicht mehr kellnern!
KORITKE: Wegen dem Wanzenstich! So n bisschen Aderlass ist gar nicht übel! Legt einen Schein auf den Tisch. Und Schmerzensgeld hats auch, hier, vom Chef, für treue Dienste! Zu Mia. Da s Schulgeld, Katze! Sag mir noch mal das Rattata, aber mit Vollgas!
MIA im schnellsten Tempo: a + b mal a + b = a2 + 2ab + b2, a + b mal a - b gleich a2 b2!
KORITKE strahlend: Donnerwetter! Mal Englisch!
MIA mit Vollgas: At a small visit, which the Queen Elizabeth made to Lord Bacon, she asked him why he had built his house too small for himself. It is not I, answered he, who had built this house too small for myself, but Your Majesty has made me to big for my house!
KORITKE nimmt sie auf den Schoß: So n Teufel! Das Geld ist angelegt, was, Mutter!
Man hört draußen lallenden Gesang.
GESANG:
Mensch, beachte mein warnendes Flüstern,
Komm dem Mond nicht zu nah an die Nüstern,
Hat der Mond dich gepickt,
Wird dein Hirnlein verrückt,
Und dein Herzlein wird
KORITKE zum Fenster, öffnet: Ich werde dich gleich mal beflüstern, dich dufte Nachtamsel, dich Mondkikeriki, pass uff!
KOPF AM Gitter: Und dein Herzlein wird mir sich verschwistern! Räumen Sie doch den Schirmständer da weg! Treten Sie an, mein Herr! Achtung! Sind Sie fertig? Avancieren! Haut lärmend mit dem Stock gegen das Gitter.
KORITKIN das Fenster zuschlagend: Lausejunge!!
KORITKE zieht seine Jacke an: Mal sehen! Hinaus.
KORITKIN durchs Fenster: Ruf nen Grünen, Vater!
MIA ebenso: Vater, mach ihn nicht tot!
KORITKIN: Still! Wenns den droben weckt!
Koritke kommt von links; er trägt einen elegant gekleideten jungen Mann wie eine Puppe unterm Arm; er geht zum Sofa und setzt ihn dorthin.
KORITKE: Da!
KORITKIN: Was! Das Ziefer in die Stube?!
KORITKE: Aus, Mutter! Guck nur, wie das Kerlchen schnattert! Wollt partout hier herein! Könnt ihn doch nicht auf dem Pflaster anfrieren lassen!
KORITKIN: Jaja dein Herz!
DER JUNGE MANN schnellt mit einem Ruck den Kopf hoch, starrt mit abwesenden Augen zur Decke:
Ja, das Herz ist der stärkste Propeller,
Trägt zur Sonne dich schneller und schneller,
Doch das Herz ist aus Wachs,
Macht auf einmal Knacks
MIA die auf ihn starrt, plötzlich: Die Aster, die grüne
DER JUNGE MANN hochspringend, reißt die Hacken zusammen: Miltiz! Praktikant und Volontär
KORITKE mit vorgestrecktem Nacken sich nähernd: Wie was?!
MILTIZ hat ein rotgerändertes Faschingsmonokel eingeklemmt, die Hacken zusammenschlagend: Miltiz! Handelshochschüler!
KORITKE ausholend: Wanze!!
MILTIZ vom Luftdruck schon aufs Sofa fallend: Erlauben Sie!!
KORITKIN dazwischen: Herrje, Vater! Weg, Vater! Ist doch der junge Herr von Herrn Lomm droben! Weg, Vater! Hält ihn fest.
KORITKE sie mit einem Ruck abschüttelnd, drückt Miltiz aufs Sofa: Die Wanze! Schwitzen muss die Wanze Saft!
MIA hängt sich an ihn: Mach ihn nicht tot, Vater! Mach ihn nicht tot!
KORITKE sie abschüttelnd: Satan!
MILTIZ unter ihm wegschlüpfend, hat seinen Spazierstock gefasst und fuchtelt mit ihm wie mit einem Säbel in Auslage: Unerhört! Exorbitant! Primen und Terzen schlagend. Ersuche, mir nicht zu nahe zu treten! Verbitte mir jegliche Annäherung! Bedinge mir ehrenvollen Abzug! Jede Berührung
KORITKE mit verbundener Faust vor ihm: Und diese Berührung! Du Affenschwanz! Du Lausekerl!
MILTIZ an der Wand: Bin nicht gewohnt, in Gegenwart von Damen zu karambolieren! Legt den Stock aufs Bett und steht groß mit verschränkten Armen da.
MIA bewundernd: Das war nobel, Vater! Lass ihn!
MILTIZ Mia fixierend: Bin erheblich erstaunt die Dame in diesem Milieu!
KORITKE auf ihn: Die Dame ist Ihnen Mondschein, verstehen Sie mich, Sie Würstchen! Gegen Mia. Die Dame ist ein Milchbalg, ein Schulbankhintern, den man blau schlägt, wann sie maunzt!
MILTIZ vor Mia springend: Kein Wort mehr! Groß. Armseliger Polyphem, blindäugiger Gorilla, was hast du an dieser Nymphe begangen! Vor den Karren gespannt habt ihr diese gluthaarige Bajadere, auf die Schule geschickt, auf welche Schule, eine Kochschule zum Pastetenbacken? Eine Schneiderschule, Altledigen sprossende Natur in die Mieder zu zaubern? In eine Schreibschule Mia nickt in eine Schreibschule, gegen Koritke Sie unqualifizierbarer Verbrecher, schämen Sie sich nicht?!
KORITKE: Sagen Sie das noch einmal!!
MILTIZ: Jawohl, Verbrecher!! Streng. Sind Sie dieses Mädchens Vater?
KORITKE stolz: Will ich meinen!
MILTIZ: Ja, stellen Sie sich nur neben diese Menschenblüte! Tag und Nacht! Urian und Eva! Völlig Herr der Situation. Ja, Mann, sehen Sie denn nicht, was für Gaben in Ihrem Kinde schlummern das ganze Füllhorn der Natur diese Gestalt einer Diva, diese Rasse, diese Aufzäumung, verzeihen Sie, meine Gnädigste
KORITKE strahlend: Das Mädel ist Gold wert!
MILTIZ: Und da schicken Sie es auf eine Schreibschule, Tinte zu nässen oder als Klapperschlange mit hundert Mark je Monat durchs Leben zu schleichen! Mit diesem Tizianhaar, mit dieser Ephebenfigur! Toll, mein Freund Spee sucht diesen Typ durch alle Gassen und Schenken, und hier unter dem Asphalt schlummert die Schlange! Tänzerin, das ist der Weg aller Mutigen! Ich spreche nicht im Rausch, ich wende mich an die Damen: Leuchtet das Gold unter der Erde? Muss es nicht hinauf, ans Licht, Spiegel der Sonne?
MIA zitternd: Hinauf
KORITKIN: Still, Ratte! Setzen Sie dem Mädchen keine Rosinen ins Hirn! Auch will Herr Lomm über uns seine Ruhe!
MILTIZ: Herr Lomm richtig: Herr Lomm! Was ist uns Herr Lomm? Ich wollte ihm gerade melden, dass nur fünfzig Kisten für den großen Englandauftrag noch auf Kante, und dass er zum Direktor geeignet ist wie ein Nussknacker zum Staatspräsidenten! Was also soll uns Herr Lomm! Stellen wir ihn beiseite! Groß. Hier gehts um Höheres, um ein Menschenschicksal, um Menschenglück! Plötzlich erschöpft, sitzt aufs Sofa. Herrschaften versäumen Sie nichts!
KORITKIN erregt: Was sollen wir nicht versäumen?
MILTIZ: Versäumen Sie nichts Plötzlich aufspringend. Da ist eine blinkende Kugel!!
MIA atemlos: Ja!!
MILTIZ: Ein Diamant! Ein Ring! Ein Blitzball! Ein Sonnenruch der will funkeln, rollen, sprühen, flitzen, hei, sich regen, recken, drehen, juchzen Klatscht in die Hände, während Mia fasziniert sich zu heben, biegen und wenden beginnt. Hoppla ja so hassa ja fein siehst du wohl, gittigittjuh, rapplahassajeh windiwitt, Kind, gib dich hoch! Rhythmisch in die Hände klatschend, während Mia berauscht tanzt. Da lachen und klimpern die Sternlein!
Links in der Tür steht ein beleibter Herr von etwa Fünfzig in Hausschuhen, schwarzer Hose, gestärktem Hemd mit Kragen und Morgenjackett: Direktor Lomm. Er kreuzt die Arme auf der Brust und schaut mit regloser Miene, von den andern noch unbemerkt, dem Tanz zu Plötzlich applaudiert er.
Alle fahren zusammen.
KORITKIN entsetzt zu ihm eilend, fast auf den Knien: Ja, Herr Lomm!! Oje! Verzeihen Sie, bester Herr Lomm das Mädchen ist ganz rapplig, quasselt von ner goldnen Kugel, auf der sie tanzen müsst, und da kommt noch dieser junge Herr, setzt ihr Rosinen in Kopf: sie sei nen Diwan, ne Tänzerin, die mit ihren Beinen mehr verdienen könnt als mit zehn Händen
LOMM ruhig: Miltiz!
MILTIZ schlägt die Hacken zusammen: Herr Direktor!
LOMM: Verschwinden!
MILTIZ: Jawohl, Herr Direktor! Nimmt Hut und Mantel.
LOMM: In vierzehn Tagen ist Ihre Volontärzeit beendet!
MILTIZ: In dreiviertel Jahr, Herr Direktor!
LOMM: In vierzehn Tagen! Richten Sie sich danach! Wendet sich.
MIA zu ihm: Onkel Lomm, Onkel Lomm, so warte doch, was hast du nur? Was hast du gegen ihn?
LOMM herum: Gegen wen? Fast zärtlich zu Mia. Schafskopf!
MILTIZ zackig: Ich verbitte mir das!
LOMM: Dackel! Koritke, bring den Knaben ins Freie!
KORITKE: Jawohl, Herr Direktor! Ich möchte mir nur erlauben
LOMM: Was möchtest du dir erlauben?
KORITKE: Ich möchte mir erlauben, dass Herr Miltiz keine schwachen Ideen vom Leben hat!
KORITKIN: Und dass er die Ideen von dem Mädchen gestärkt hat!
LOMM: Ihr seid wohl alle heut gestärkt! He! Habe ich euch als senkrechte Pförtnersleute ins Haus gesetzt, dass ihr zwischen Mitternacht und Hahnenschrei Orgien feiert? Antwort!
KORITKIN: Nein, Herr Lomm!
LOMM: Sind euch die Flötentöne dieses jungen Sumpfhuhns wichtiger als mein sauberer Schlaf und meine Nerven? Wollt ihr jeden Asphaltflamingo in eure Stube und mein Haus quartieren?!
KORITKE: Nein, Herr Direktor! Packt Miltiz mit Hausknechtsgriff
MILTIZ vergeblich sich wehrend: Ich verbitte mir das!
KORITKE ihn die Treppe hinaufschiebend: Klappe!
MIA hinzu: Loslassen, Vater!
LOMM packt sie am Haar: Willst du wohl! Schafskopf! Ins Bett jetzt! Ausgeschlafen! Und morgen zur Schule! Das Leben will Leistung, nicht ein Beingetrippel, zum Tanz gestempelt, zu dem nicht die geringste Begabung vorhanden!
KORITKE: Wenn ich mir erlauben darf, Herr Direktor, so möchte ich doch protestieren, dass die Beine von der Mia bloß Getrippel und keine Begabung sind! Das Mädel kann tanzen wie der Teufel! Und Herr Miltiz hat ganz recht, wenn er
LOMM erregt: Ihr wollt sie wohl in eine Bar oder auf die Bühne verfrachten?
MILTIZ von der Treppe: Sie wird den Dreh von selbst schon finden! Wenn ihr die Beine jucken, dann helfen keine zwanzig Ketten!
MIA mit einem Sprung: Richtig, du oben! Bravo, du da! Ich springe über die Ketten und tanze mich frei, toll, tot und lebendig, eh ich mit krummem Finger und Buckel sterbe!
LOMM starr: Das ist sie Auf sie zu Nein, Kind!!
MIA zurückweichend: Lassen Sie mich! Sie haben mir nichts zu befehlen! Gar nichts haben Sie mir zu befehlen!
LOMM sie anstarrend: Ja ja
MILTIZ: Der Fall ist doch fertig, meine Herrschaften, sauber fertig! Fräulein Mia spürt in sich einen tänzerischen Trieb, einen förmlichen Urtrieb, die Mehrzahl unter uns wittert ihr Talent. Wenn man nun einen seltenen Ring, einen Diamant, auf der Straße plötzlich findet, was tut man? Man geht zum Juwelier und fragt, ob er ein Edelstein. Und wir mit unserm Juwel? Wir gehen ebenfalls zu einem Fachmann und lassen unsern Fund prüfen!
KORITKE: Da wird sichs zeigen!
MIA: Mir ist nicht bange! Gleich morgen, Herr Miltiz
LOMM scharf: Gleich morgen, Punkt acht, meldest du dich bei mir! Auf dem Büro! Der Hexensabbat ist aus! Der Spuk vorbei! Wilde Gäule nimmt man auf Kandare! Still! Ich rufe die Handelsschule an, das letzte halbe Jahr wird in der Praxis absolviert! Für dein Examen stehe ich!
MIA wild: Aber ich stehe nicht!! Ich laufe davon!!
MILTIZ: Mord! Seelenmord!
LOMM vor ihm: Klappe, Sie Spritzer!
MILTIZ: Spritzer?
LOMM: Spritzer!!
MILTIZ: Die Verbindung Hammonia wird Ihnen einen Kartellträger
LOMM: Ihr Kartellträger soll seine Kinnladen versichern!! Sie betreten das Werk nicht mehr!
MILTIZ betroffen: Herr Direktor!
LOMM: Ich pfeife darauf! Erobert euch mit euren Bierzipfeln die Aufsichtsratsessel, doch lasst mir die Menschen in Frieden! Wir sind keine Glücksritter! Wir wollen ehrliche Arbeit, ehrliche Leistung, ehrlichen Gewinn! Keine Zirkussprünge! Das könnte sich jeder rechtliche Mensch zur Richtschnur nehmen und vor allem jeder Vater, der sein Kind nicht aufs Spielbrett wirft!
KORITKE: Herr Direktor, wenn ich mir erlauben darf
LOMM: Wem aber meine Grundsätze nicht passen, der sollte auch keinen Wert darauf legen, in meinem Haus zu weilen!
KORITKIN: Aber Herr Direktor, so wars doch nicht gemeint!
MIA jäh: Doch so gemeint! Geradeso! Ich springe eher
KORITKIN hält ihr den Mund zu: Still, Ratte!
LOMM auf Mia: Das ist sie! Sich zusammenreißend. Gute Eltern, harte Eltern! Das Bäumlein braucht die Stange! Morgen Punkt acht steht das Kind im Büro!
KORITKE: Ich bringe sie!
LOMM zu Miltiz: Sie können Ihre Papiere morgen empfangen!
MILTIZ: Jawohl, Herr Direktor! Ab.
LOMM steigt die Treppe hoch, sich wendend: Ich wünsche künftig nach zehn Ruhe im Haus lautlose Ruhe!
KORITKE: Jawohl, Herr Direktor!
Lomm schweigend links ab. Stille.
KORITKIN: Ein forscher Mann, der Herr Lomm, und gerecht!
KORITKE: Und um die Mia hätt er mit dem Spritzer fast Schlitten gefahren, so hängt er an dem Mädchen!
KORITKIN vor Mia: Was stehst du wie angefroren! Jetzt kommst du ja von der Schule, ins Büro, zu ihm selbst, da fällst du gleich drei Treppen nach oben, da gibts gleich Pinke
KORITKE mit Ellbogen: Und abends kannst du tanzen!
MIA wie erwachend: Ihr habt mich verraten!! Mit einem Sprung ins Bett, zieht die Decken über die Ohren.
Mit Das bist du - eine Allegorie des Menschseins. Ein Schauspiel erschuf Friedrich Wolf ein tiefsinniges, poetisches Drama, das die grundlegenden Fragen menschlicher Existenz aufgreift. In einem geheimnisvollen Zwischenreich, irgendwo zwischen Traum und Wirklichkeit, Sein und Werden, begegnen wir Wesen, die sich ihrer Identität, ihrer Vergangenheit und ihrer eigenen Lebendigkeit bewusst werden müssen.
Die Szene des Vorspiels führt in eine surreale Welt, in der Begriffe wie Leben, Tod, Angst und Liebe nicht als feste Konzepte existieren, sondern erst durch Erfahrung und Begegnung erlernt werden. Das Stück stellt die Frage: Wer sind wir, wenn wir all unser Wissen, all unsere Prägungen verlieren? Und wie finden wir uns selbst wieder?
Erscheinung einer Bergkuppe von eisigem Licht erhellt. Nebel fetzt um die Flanken des Berges. Einzelne Wiesen werden sichtbar und verschwinden.
ERSTES WESEN springt auf die Kuppe: Oben!
ZWEITES WESEN hinter ihm her: Ich trug dich!
DRITTES WESEN ebenso: Ich stach dich, bis du sprangst!
ERSTES WESEN: Was für ein Wort dies: Ich?
ZWEITES WESEN erstaunt: Warst du nie: Ich?
ERSTES WESEN: Weiß nicht.
DRITTES WESEN sticht erstes Wesen mit einem langen Stachel: Spürst du dich jetzt?
ERSTES WESEN: Wie meinst du das?
DRITTES WESEN erstaunt: Fühlst du keinen Schmerz?
ERSTES WESEN: Was ist das: Schmerz?
ZWEITES WESEN zu drittem Wesen: Ach, er war noch nie geboren.
DRITTES WESEN: Der Arme!
ZWEITES WESEN: Oder er hat es vergessen.
ERSTES WESEN zu zweitem Wesen: Sag, was ist das: geboren?
ZWEITES WESEN: Schwer zu sagen; für jeden ein andres.
DRITTES WESEN zu zweitem Wesen: Wie wars denn mit dir zuletzt?
ZWEITES WESEN: Wart mal zuletzt? Plötzlich. Da war ich ein Schuh, erst am Fuß eines Grafen. In vielen Hotels haben wir verkehrt; ich ward mit Milch gereinigt und mit Flanell gerieben. Aber der Graf selbst fasste mich nur mit zwei Fingerspitzen, und die andern tatens, weil sies mussten. Ich ward auch bald verbraucht, kam zum Kammerdiener, und der gab mich dem Stalljungen. Nun, dacht ich, hast dus elend; nun gehts dir dreckig. So wars. Aber als der Stalljunge mich so matt und schmierig sah, sprach er: Warte du!, kratzte mir die Poren aus, hauchte und rieb mit dem Ärmel seines Wollhemdes.
DRITTES WESEN: Ha, ha, das ist schon was Bessres.
ZWEITES WESEN: Ja, und dabei ächzte er: Warte du! Das gefiel mir, und ich gab mir Mühe, blank zu scheinen. Plötzlich hielt er mich von sich, musterte mich fröhlich und sagte: Na, Alterchen? Nun musste ich förmlich lachen, denn: Alterchen, das hatte noch niemand zu mir gesagt. Er aber meinte: Schau, wie du mich anlachst!
DRITTES WESEN: Sagte er wirklich: anlachst?
ZWEITES WESEN: Ja! Und jetzt spürte ich, dass ich Leben in mir hatte!
ERSTES WESEN starr: Was ist das: Leben?
DRITTES WESEN: Warts ab! Sonst stech ich dich!
ZWEITES WESEN lachend: Er spürts ja nicht; aber damals lebte ich, weil
DRITTES WESEN: Weil?
ZWEITES WESEN zögernd: Weil der Stalljunge mich liebte.
DRITTES WESEN: Glaubst du, dass Liebe Leben erwecken kann?
ZWEITES WESEN: Das tut sie doch.
DRITTES WESEN: Oder: dass man ohne Liebe tot ist?
ERSTES WESEN: Was ist das: tot ist?
DRITTES WESEN: Ich glaube, wir müssen ihm etwas beibringen! Stößt einen summenden Ton aus.
Viertes und fünftes Wesen springen von rückwärts auf die Kuppe.
VIERTES WESEN: Wer summte? Der Ton macht mich rasend!
DRITTES WESEN: Weshalb?
VIERTES WESEN: Er erinnert an den Schleifstein. Ich war eine Axt. Begreifst du das, oder soll ich dich in Stücke hauen?
DRITTES WESEN: Hast du einmal eine Biene in Stücke gehauen? Auf erstes Wesen deutend. Aber dort steht einer, der möchte wissen, was tot sein ist.
VIERTES WESEN erstes Wesen betrachtend: War er schon lebend?
DRITTES WESEN: Das weiß er nicht.
VIERTES WESEN: So werde ich mich hüten. Erregt. Vielleicht ist er der Ewig-Gleiche? Wer den anrührt, der kann nicht mehr verwandelt werden.
Zweites und drittes Wesen weichen entsetzt zurück.
ERSTES WESEN: Was ist das: der Ewig-Gleiche?
DRITTES WESEN: Er fragt schon wieder!
VIERTES WESEN verächtlich: Er ist doch wohl ein Mensch. Ich habe schon viele Menschen in meiner Behandlung gehabt. Tritt auf erstes Wesen zu. Soll ich dich erschlagen, Mensch? Hast du Angst?
ERSTES WESEN: Was ist das: Angst?
VIERTES WESEN zu den anderen: Er ist hoffnungslos! Kommt!
Zweites, drittes und viertes Wesen verwehen. Erstes Wesen steht unbeweglich und starrt ins Leere.
FÜNFTES WESEN tritt leise hinter erstes Wesen: Weißt du auch nicht, was Leben ist?
ERSTES WESEN: Nein.
Fünftes Wesen legt ihre Hand an die Stelle seines Herzens.
ERSTES WESEN bebend: Was ist das?
FÜNFTES WESEN: Errats!
ERSTES WESEN aufatmend: Ach du?
FÜNFTES WESEN: Was ist das: du?
ERSTES WESEN erwachend: Was ich nicht mehr bin und einst war ein Teil von mir?
FÜNFTES WESEN: Den du wieder erlangen möchtest
ERSTES WESEN aufflammend: Dich! Dich!
FÜNFTES WESEN: Still! Weißt du jetzt, was Leben ist?
ERSTES WESEN: Ein Sicherinnern
FÜNFTES WESEN: Und Lieben?
ERSTES WESEN: Ein Sichwiedererkennen.
FÜNFTES WESEN ihn umarmend: Du
Eine Wolke weht beide hinweg. Zugleich stehen zweites, drittes und viertes Wesen wieder auf der Kuppe.
DRITTES WESEN: Wo ist er?
ZWEITES WESEN: Heda! Huhihahe!
DRITTES WESEN: Er hört ja nicht.
VIERTES WESEN: Sicher ein Kieselstein. Ich habe ordentlich Lust, wieder einmal mit Menschen umzugehen.
DRITTES WESEN: Sie nutzen uns nur aus.
VIERTES WESEN: Sie glauben es; aber auf einmal sind wir doch Herr über sie.
ZWEITES WESEN: Ja, sie merken nicht, dass auch in uns Leben steckt. Ich ließ einst meinen Grafen über einen meiner Schnürsenkel stolpern, dass er das Bein brach, nicht ins Feld brauchte und so sein Leben rettete. Und was denkt ihr, dass diese Hochnase behauptete?
DRITTES WESEN: Nun?
ZWEITES WESEN: Er habe sich das Bein gebrochen!
DRITTES WESEN: Grafen renommieren stets.
VIERTES WESEN: Still! Ich spaltete einst einem den Schädel, weil ich mich hübsch handgerecht legte, den Stiel der Hand zu. Der böse Mensch aber, der dies gewollt hatte, wurde von einem anderen guten Menschen enthauptet.
ZWEITES WESEN: Sie glauben, ihr Wille geschehe überall, aber es gibt tausend andere Willen.
DRITTES WESEN: Ich dächte, es gäbe nur einen?
VIERTES WESEN: Hahahaha
Ein Donnerschlag verschlingt die Erscheinung.
In Der Russenpelz entführt Friedrich Wolf die Leser mitten in das Deutschland der Jahre 1941/42 eine Zeit der Angst, aber auch des heimlichen Widerstands. Während die offizielle Kriegspropaganda die Massen betäubt, kämpfen einzelne mutige Menschen im Untergrund gegen das nationalsozialistische Regime.
Die Geschichte von Lisbeth und Ferd zeigt diesen stillen Kampf auf eindrucksvolle Weise. Mit einfachen Mitteln, aber großem Mut setzen sie ein Zeichen der Hoffnung gegen den Krieg. Ihre nächtliche Aktion, das heimliche Verteilen von Flugblättern über dem Ruhrgebiet, steht für den unbeugsamen Willen all jener, die sich nicht mit der Diktatur abfinden wollen.
Wolf schildert dieses Kapitel des Widerstands mit intensiver Spannung und großer erzählerischer Klarheit ein literarisches Denkmal für den Mut derjenigen, die sich dem Unrecht widersetzten.
In der Kistenfabrik, wo Lisbeth arbeitet, war bloß eine offizielle Feier mit einer Ansprache des Betriebsführers und Absingen einiger Lieder. Das alles war schon gegen 10 Uhr beendet.
Die Lisbeth und der Ferd hätten gleich an ihre Arbeit gehen können. Aber der Ferd riet, lieber noch bis nach Mitternacht zu warten. Dann habe der Alkohol bei der Rhenania und bei vielen am Hafen gelegenen ähnlichen Betrieben seine Wirkung getan. Die Posten am Quai und die Mannschaft der Wachtboote auf dem Rhein hätten heute Abend bestimmt auch nicht von Zichorienkaffee gelebt.
In einem der großen leer stehenden Fischkästen am Ufer hat der Ferd einen schweren Sack deponiert. Darin ist eine Gusseisenbombe mit Wasserstoffgas, so wie es die Metallarbeiter als Knallgebläse zum autogenen Schweißen benutzen. Dieses leichteste aller Gase dient aber auch zum Füllen von Luftballons. Die beiden laden diesen Sack und noch einen kleineren, leichten mit Ballonhüllen von irgendwoher aus den Krefelder Seidenfabriken in den Nachen.
Es ist fast ein Uhr. Eine der wenigen trockenen Frühlingsnächte am Niederrhein.
Wir haben mächtigen Dusel, dass es heute nicht regnet; sonst kämen unsre Wölkchen nicht weit.
Wenn du dabei bist, Ferd, klappts immer!
Mach schnell, Lis!
Lautlos stößt der Nachen vom Ufer. Die Lisbeth rudert ihn hart um die Krippen stromaufwärts. Nachher, wenn die Ballons steigen, muss der Nachen mitten im Strom liegen und geräuschlos ohne Ruder treiben. Das Gas bläht die Hüllen der kleinen Ballons. Jeder Ballon wird an einem Faden an der vorderen Ruderbank angebunden; oben an die Ballonschnute kommen vierzig bis fünfzig kleine Flugblätter, auf Zigarettenpapier getippt:
Deutsche Männer und Frauen!
Wie lange noch soll dieser mörderische Krieg dauern? Soll wirklich der letzte unsrer Söhne auf den endlosen Schlachtfeldern Russlands verbluten? Willst du, deutscher Arbeiter, etwa in den fernen Erzgruben des Ural arbeiten? Willst du, deutscher Bauer, in der Ukraine jemals die Felder bestellen, auf die schon jetzt die ostpreußischen Junker spekulieren? Für wen also werden Millionen deutscher Söhne geopfert? Für die, welche an diesem Krieg interessiert sind, für die Kriegsgewinnler und Kriegsspekulanten, für die Junker, die Nazifabrikanten und ihre Helfershelfer, für Hitler und seine Hintermänner! Das deutsche Volk aber braucht keinen Krieg! Das deutsche Volk braucht keine Millionen Witwen und Waisen! Schluss mit dem Krieg! Schluss mit Hitler und seiner Kriegstreiberbande!
Weit ausholend, doch lautlos, zieht die Lisbeth die Riemen durch das Wasser. Ab und zu tanzt ein Reflex von dem Schein, den die Hochöfen an die Wolken werfen, auf dem schwarzen Strom. Dann beugen sich die beiden tief hinter den Rand des Nachens. Der Wind steht günstig. Der Westnordwest, der vom holländischen Tiefland herüberbläst, wird die Ballons mitten ins Ruhrgebiet und ins Wuppertal treiben. Sie werden fünfzig bis hundert Kilometer weit gelangen. Heut früh werden die Kumpels des Ruhrbeckens und des Pütts diesen Geburtstagsgruß an den Führer finden. Sie werden erkennen: Wir sind noch da! Wir haben den Kampf nicht aufgegeben! Wir verstärken den Kampf! Das kommende Deutschland beginnt zu atmen!
Auch die Lisbeth hat wohl darüber nachgedacht. Die werden heut früh Augen machen, Ferd, die in Dortmund und Essen, in Wuppertal, Remscheid und Solingen, in Mülheim, Bottrop, Gelsenkirchen und überall im Pütt, wenn die zur Arbeit gehn!
Es wird vielleicht wieder Leben kommen ins Land!, erwidert der Ferd.
Mal ehrlich, wann haben Sie das letzte Mal im Theater ein Schauspiel von Friedrich Wolf gesehen? In den meisten Fällen dürfte das eine ganze Weile her sein. Es gibt sogar ein Buch mit dem Titel Theater ohne Publikum, in dem es allerdings um einen tragischen Aspekt in der künstlerischen Biografie von Friedrich Wolf geht. Denn der jüdische Arzt, Kommunist und Autor Friedrich Wolf (1888 1953) war in den 1920er Jahren mit kritischen Zeitstücken bekannt geworden.
Kurz nach Hitlers Machtübernahme musste er jedoch Deutschland verlassen. Mit dem Exil in der Sowjetunion verändern sich für Wolf wie auch für andere Migrantinnen und Migranten die Bedingungen ihrer literarischen Arbeit: Die aus Deutschland geflüchteten Autorinnen und Autoren verlieren ihr Publikum.
In dieser Situation entsteht 1933 das Stück Professor Mamlock, das Wolf zum weltweit bekanntesten deutschsprachigen antifaschistischen Theaterautor macht. Durch das tragische Schicksal des Juden Mamlock möchte Wolf die Grundlagen und das Wesen des Faschismus aufzeigen. Aber an wen wendet sich der Dramatiker im Exil?
Auf der Suche nach einer Antwort sieht sich Wolf veranlasst, das Drama schon zwischen 1933 und 1935 nach den Wünschen der Ensembles und den Forderungen der KP mehrfach zu verändern. Insbesondere der Parteieinfluss markiert einen wichtigen, bislang unbeachtet gebliebenen Einschnitt im Werk des Autors. Als Folge liegt das Drama in verschiedenen Fassungen vor. Diese Variationen ermöglichen einen Einblick in die literarischen Produktionsbedingungen des Exils, die im Zentrum der Untersuchung in dem Buch Theater ohne Publikum stehen.
Und heute? Die Gründe für die Nicht-Anwesenheit von Friedrich Wolf und seinen Stücken auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind vielfältig, haben sicher mit der damaligen Zeitkritik, aber auch mit der grundsätzlichen und nie verschwiegenen politischen Haltung des Kommunisten Fredrich Wolf zu tun.
Immerhin aber erlauben die E-Books aus dem Hause EDITION digital Aufführungen als individuelles Lese-Theater, bei dem Leserinnen und Leser zugleich Regisseurin und Regisseur, Schauspielerin und Schauspielerin sowie Zuschauerin und Zuschauer sind. Probieren Sie es doch mal aus.
Bleiben Sie ansonsten wie immer weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die Sonderangebote für die nächste Woche stehen schon zum Verladen und Abschicken bereit. Jetzt wird nur noch ein Fahrer oder auch eine Fahrerin gesucht. Aber das dürfte bald gelingen. Die Telefone laufen gerade heiß.
Auch in der nächsten Woche stammen alle Sonderangebote wieder von Friedrich Wolf, darunter das hier: Allein schon der Titel dieses 1920 in Remscheid geschriebenen Werks macht neugierig: Die schwarze Sonne - wenn Götzen stürzen. Fantastische Komödie mit Tanz und Gesang. In der Urwildnis eines fernen Zeitalters entzündet sich ein machtvolles Schauspiel zwischen Götzenkult, blinder Gläubigkeit und dem Streben nach Erneuerung. Friedrich Wolfs Die schwarze Sonne entfaltet eine eindringliche Parabel auf menschliche Schwächen und die Suche nach Wahrheit. Der alte Götze des weißen Mondes wird gestürzt, doch auch der neue Gott - die schwarze Sonne - offenbart sich als trügerisch. Als Satire auf Macht und Dogma sowie ein Plädoyer für individuelle Freiheit und Menschlichkeit ist dieses Werk heute aktueller denn je. Diese Fantastische Komödie spürt der Antwort auf die Frage nach, was es wirklich heißt, Mensch zu sein. Und irgendwie kommt einem das alles doch irgendwie bekannt vor