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Ein stotternder Kuckuck, Abenteuer in Mexiko und ein ärztefeindlicheres Zitat von G. B. Bernard Shaw - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 10.01. 2025) – Friedrich Wolf, von dem auch in diesem zweiten Newsletter des neuen, noch recht jungen Jahres alle Titel stammen, liebte es, als Tiergeschichten verkleidete Menschengeschichten zu erzählen. Das gilt auch für drei der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 10.01. 2025 bis Freitag, 17.01. 2025) zu haben sind. Alle drei sind dem 1951 veröffentlichten Band „Bummi – Tiergeschichten für große und kleine Kinder“ für junge Leserinnen und Leser ab sechs Jahren entnommen.

Dieses Buch übt offenbar immer noch eine große Faszination auch auf Leserinnen und Leser aus, die inzwischen älter und erwachsener geworden sind, die sich aber noch gut und gern an ihre Lektüreerlebnisse in die Kindheit erinnern können und wollen. Das kann man auf einschlägigen Internet-Portalen nachlesen wie unter anderem bei Amazon. Dort heißt es unter anderem unter der Überschrift „Gruß aus der Kindheit“:

„Habe das Buch als Kind und als Jugendlicher verschlungen. Bestimmte Passagen und Sätze sind im Kopf hängengeblieben und haben mich mein Leben lang begleitet „Es ist ein Kreuz mit Lennox“ ...

Jetzt als über 50jähriger freue ich mich, das Buch hier gefunden zu haben.

In einer anderen mit „wunderbar“ überschriebenen Kundenrezension ist die bis heute anhaltende Begeisterung zu spüren:

„Eines der schönsten Kinderbücher, das je geschrieben wurde! Klare einfache Geschichten, leicht verständlich geschrieben und immer irgendwie lustig und unterhaltsam! Jederzeit zu empfehlen! Danke! Man kann es immer wieder mal lesen.“

Gisela Pekrul, die Verlegerin von EDITION digital, hatte als Achtjährige vor allem das Schicksal von Kiki bewegt und hat beim Lesen mächtig geweint. Daran erinnert sie sich nach mehr als siebzig Jahren noch ganz genau.

Schließlich sei noch der folgende Ratschlag zitiert:

„Traumhaft von Friedrich Wolf geschrieben, auch Tiere haben eine Seele und vor allem Charakter. Bummi und Bolle sind wie freche Jungs und natürlich richtige Freunde, die immer zueinander halten.

Kiki zeigt als Tier eine große Zuneigung zu den Gefangenen und eine große Liebe zu Bartel.

Mich berühren diese Geschichten von Tier und Mensch schon seit 1961, da lagen diese Tiergeschichte unter dem Tannenbaum.

Auch als 50- jähriger kann man solche Geschichten lesen.

Wer das Buch noch zu kaufen kriegt sollte unbedingt seine Bücherei damit bereichern“, resümiert dieser Amazon-Buchbesteller. (Das letzte Wort klingt schon fast wie Bestseller.)

Letzterem Ratschlag kann auch mit dem Erwerb von E-Books der EDITION digital entsprochen werden. So stehen in diesem Newsletter „Strupps, der Hund, die Henne Hanne und der Hahn Hallo“, „Der stotternde Kuckuck“ und „Die drei in Mexiko“ im Angebot:

In der warmherzigen und humorvollen Erzählung „Strupps, der Hund, die Henne Hanne und der Hahn Hallo“ – schöne Namen hatte sich Friedrich Wolf da für seine Figuren ausgedacht - treffen wir auf Strupps, den Schäferhund, und die Henne Hanne, die eine ungewöhnliche Freundschaft auf einem Bauernhof schließen. Was als ein Wettstreit um das beste „Lied“ zwischen dem stolzen Hahn Hallo und dem mürrischen Strupps beginnt, entwickelt sich zu einer tiefen Kameradschaft zwischen Hund und Henne. „Strupps, der Hund, die Henne Hanne und der Hahn Hallo“ erweist sich als eine zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und das Überwinden von Unterschieden, die eindrucksvoll zeigt, dass wahre Kameradschaft keine Grenzen kennt.

Haben Sie schon mal einen Kuckuck stottern hören? Das gibt es doch gar nicht, denken Sie. In der Erzählung „Der stotternde Kuckuck“ schon: Im Wald „Grünenacht“ sorgt der Ruf eines ungewöhnlichen Kuckucks für Aufregung: Anstatt des gewohnten „Kuckuck“ ertönt ein „Kuckuckuck“. Ist der Vogel ein verfluchtes Wesen oder nur ein stotternder Kuckuck? Die Tiere des Waldes spalten sich in zwei Lager - die einen glauben an eine Lebensverlängerung, die anderen fürchten eine Lebensverkürzung. Während das Leben scheinbar sorglos weitergeht, braut sich eine Katastrophe zusammen. Diese spannende Erzählung über Glauben, Zweifel und die Folgen von Leichtsinn kann als eine lehrreiche Parabel über die Konsequenzen von Überheblichkeit und Selbsttäuschung gelesen werden.

Der Grund für die unterschiedliche Betrachtung von Lebensverlängerung und Lebensverkürzung liegt in einer dem Kuckucksruf zugeschriebenen besonderen Eigenschaft, wie Friedrich Wolf eingangs seiner Erzählung schreibt:

„Zweifellos ist der Kuckuck ein besonderer Geselle im Wald. Er legt seine Eier in fremde Nester und lässt sie dort von anderen Vögeln ausbrüten. Der junge Kuckuck plustert sich alsbald derart auf, dass er das ganze Nest ausfüllt und seine Stiefgeschwister einfach über Bord wirft. Sosehr auch andere Jungvögel, etwa die Raben und Krähen, einen gesegneten Appetit haben, die Gefräßigkeit des Kuckucks ist geradezu gewaltig.

Das Besondere dieses aschgrauen Gesellen mit den hochgelben Augen liegt aber in seinem Lockruf im Frühling. Denn wer es unternimmt, beim ersten Anschlag des Kuckucksrufes mitzuzählen, der kann die Jahre feststellen, die er selbst noch lebt.

So heißt es.“

Diesmal aber hörte sich der bekannte Ruf ganz anders an …

Und schon entsteht unter den Waldbewohnern ein heftiger Streit zwischen den Anhängern von Lebensverlängerung und Lebensverkürzung. Ganz wie manchmal auch bei den Menschen üblich entstanden sogleich zwei mehr oder weniger unversöhnlich (oder auch unvertöchterlich) gegenüberstehende Lager – mit weitreichenden Folgen …

Die Geschichte einer abenteuerlichen Reise erzählt Friedrich Wolf in „Die drei in Mexiko“. Die drei, das sind der Kettenhund Lux, der übermütige Osterhase Purzel Weißfell und der stolze Kanarienvogel Azurzenka. In einer magischen Vollmondnacht beschließen die drei ungleichen Gefährten, ihre Freiheit zu erlangen und machen sich auf den Weg in die weiten Steppen Mexikos. Doch der Weg zur Freiheit ist voller Gefahren, Missverständnisse und unerwarteter Freundschaften. Gemeinsam erleben sie jedoch, was es bedeutet, für Freiheit und Selbstbestimmung zu kämpfen - und sie verstehen, dass jeder auf seine eigene Weise mutig sein kann.

Als ein Spiegel, welcher der deutschen Nachkriegsgesellschaft vorgehalten wird, versteht sich der Band „Bitte, der Nächste! Dr. Isegrimms Rezeptfolgen. Ein Beitrag zur Deutschen Geschichte und Naturgeschichte“ mit Texten aus den Jahren 1947 bis 1949: Doktor Isegrimm führt durch eine Zeit, in der die Wunden des Krieges noch frisch sind, und deckt in brillanter Schärfe gesellschaftliche Absurditäten, menschliche Schwächen und politische Missstände auf. Ein Werk, das die Grenzen zwischen Medizin, Politik und Philosophie humorvoll überschreitet und zugleich an die moralische Verantwortung eines Volkes erinnert, das sich neu erfinden muss.

Dem Buch ist im Übrigen ein als ärztefeindlich bezeichnetes Zitat vorangestellt, das wohl von dem Setzer oder dem Verlag in den Text eingeschmuggelt wurde und sich als die typische verleumderische und gemeinplätzliche Überspitzung eines Iren darstellt. Gemeint sind niemand Geringerer als der große Spötter und Literatur-Nobelpreisträger von 1925, der Dramatiker, Politiker, Satiriker, Musikkritiker und Pazifist, aber auch Stalin-Bewunderer George Bernard Shaw (1856 bis 1950), der meist auf eigenen Wunsch wie auch von Friedrich Wolf nur Bernard Shaw genannt wurde, und sein wahrlich spöttischer Gedanke über die Heilkunst:

„Ich habe eine Halsentzündung, kompliziert durch ärztliche Behandlung.“

(Bernard Shaw)

In diesem Zusammenhang bekommen auch der hochverehrte Dichterfürst Goethe, Kaiser Wilhelm Zwo und Hitler ihr mehr oder weniger verdientes Fett weg, meist mehr verdient. Und der Arzt und Satiriker Wolf beruft sich auf den Kernspruch des Vaters der Medizin, des alten Hippokrates: „Si medicamenta non sanant, ignis sanat“. Es geht also um literarische Wurzelbehandlung.

Dieser Text ist ein wahres Lesevergnügen wie nicht zuletzt oder zuerst die aufschlussreiche Erinnerung des Doktor Isegrimm, Dr. medicinae et chirurgiae, an seine nunmehr fünfunddreißig Jahre zurückliegende Zeit als junger Medizinalpraktikant an einem ländlichen Krankenhaus unterstreicht, wo er nach der Assistenz bei Operationen noch Zähne zu ziehen hatte – „ohne Betäubungsspritze für die Patienten, die aus Schulkindern, Dienstmädchen und Krankenkassenmitgliedern bestanden.“ Dieser Verzicht auf Betäubungsspritzen hatte offenbar eine sehr heilsame Wirkung auf die im Korridor wartenden Patienten:

„Als ich dann befahl: „Bitte, der Nächste!“, meldete der Krankenwärter, mit einem Blick nach draußen, schlicht: „Herr Doktor, es ist niemand mehr da. Die anderen sind alle gesund.““

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Der heutige Text thematisiert die furchtbaren Folgen des Krieges auf die menschliche Psyche und die durch grausame Erlebnisse hervorgerufene Zerstörung des eigenen Lebenswillens.

1943 entstand die Erzählung „Der Pferdemensch“, die Friedrich Wolf sehr dramatisch beginnen lässt:

„Es war dies der erste Fall von Wahnsinn und einem Selbstmordversuch, der in dem großen Offizierslager ausbrach, in dem sich über tausend kriegsgefangene Offiziere der deutschen Wehrmacht befanden.

Es war kein Fall der üblichen „Stacheldrahtkrankheit“ und Haftpsychose, wie sie in den Gefangenenlagern auftritt. Dieser Fall hatte eine besondere Ursache.

Es war eine heiße Sommernacht, als mich die russischen Ärzte rufen ließen, weil ein deutscher Offizier versucht habe, sich die Pulsadern zu durchschneiden, und weil dieser Offizier mich zu sprechen wünsche.“ Was war passiert?

Strupps, der Hund, die Henne Hanne und der Hahn Hallo entführt uns in die Welt eines kleinen Bauernhofs, wo das Leben scheinbar seinen alltäglichen Gang geht. Doch hinter den Zäunen und Ställen entwickeln sich ungewöhnliche Freundschaften und hitzige Auseinandersetzungen. Die vorliegende Leseprobe beginnt mit einer humorvollen Szene, in der der Hahn Hallo mit seinem Gesang für Unruhe sorgt und Strupps, der grauschwarze Schäferhund, das Hühnerhofleben mit seiner eigenen Sichtweise aufmischt. Tauchen Sie ein in eine Geschichte, die mit Witz und Herz die ungewöhnlichen Verbindungen zwischen Tieren beleuchtet und zeigt, wie selbst die größten Unterschiede manchmal überwunden werden können.

In alten Chroniken wie auch in neueren Berichten findet man Fälle – oft mit Abbildungen – wo Tiere sonst einander widerstrebender Art miteinander gute Freundschaft schlossen. So wurde beobachtet, wie eine Katzenmutter zugleich mit ihren Kätzchen kleine Doggenbabys säugte, ebenso, wie junge Bären, Wölfe und Ziegen miteinander in einem Gehege aufwuchsen und auch später Kameraden blieben, ja in der Not einander beistanden. Jüngst wurde von einem Landwirt berichtet, dass ein großer Schäferhund mit einer Henne derart sich anfreundete, dass diese öfters in die mit Stroh ausgelegte Hundehütte kam. Schließlich bemerkte man, dass die Henne dort auch ihre Eier legte, die der Schäferhund gewissermaßen als Quartiergeld sich zu Gemüte führte.

Nicht zufällig haben wir in einigen unserer Tiergeschichten jene Zuneigung einander sonst „von Natur feindlicher“ Geschöpfe gezeigt, ebenso wie die Freundschaft zwischen Tier und Mensch. In dieser Geschichte soll von der seltsamen Kameradschaft zwischen der Henne Hanne und dem Hunde Strupps die Rede sein.

Die Sache verhielt sich nun so.

In den ersten warmen Apriltagen, als die Ranunkeln auf den noch feuchten Wiesen ihre gelben Blüten aufsteckten und die Hühner des Bauern Butterweck nicht bloß die neugierig aus der Erde auftauchenden Würmer pickten, sondern zur Darmreinigung auch die jungen Grasspitzen rupften und im warmen Sand sich badeten – in diesen ersten wirklichen Frühlingstagen lag Strupps, eine Art grau-schwarzer zottiger Schäferhund, draußen an der Laufkette vor seiner Hütte und ließ sich von der Sonne das struppige Fell wärmen. Die Hennen scharrten und kratzten überall im Hof die Erde auf. Hallo, der Hahn, mit seinem in allen Regenbogenfarben schillernden Schwanz, stolzierte die Front seines Volkes ab, sprang dann auf die höchste Kante des Hühnergatters und ließ von dort, da die Amseln und der Kuckuck noch schwiegen, seinen „Gesang“ erschallen:

„Hallo, hallo, ich bin allhie,

Singe den Tag euch, Mensch wie Vieh,

Im schönsten Kikeriki.

Hallo, hallo, Haus, Hund und Hennen,

Ihr sollt mein Lied jetzt täglich kennen!“

Strupps, der Hund, blinzelte zu dem Hahn hinauf und knurrte: „Wenn mir die Nacht zu lang wird, der Mond übers Dach geklettert kommt und ich dann leise vor mich hin heule, so könnte man das wohl eher einen Gesang nennen als dein ohrenkrächzendes Gekrähe, von dem allein schon in der Küche die Milch sauer wird. Überhaupt, wenn man singt, so tut man das für sich allein, weil man sein Herz erleichtern will, wenn einem die Kette um den Hals schwer wird, aber nicht mit solchem Hallo mitten am Tag vor dem ganzen Hofgesindel.“

Kaum hatte Strupps dies gesagt, da entstand ein gewaltiger Proteststurm unter dem Hühnervolk. „Hofgesindel! – Solch eine Unverschämtheit! – Mit welchem Recht beleidigt er unsern Chef Hallo? – Sein Hundeknurren klingt, als ob man einem mit einem Reibeisen übern Kopf fährt.“ Und Adelheid, die beste Legehenne, indem sie zornig mit ihren Zehen den Boden scharrte, dass die Erdbatzen nur so flogen und ihr Kämmchen geradezu hahnenmächtig anschwoll, Adelheid schrie: „Gesindel hat er uns genannt! Ich betrete den Hof nicht eher wieder, bis er dieses Wort zurückgenommen hat!“

Die Leseprobe aus Der stotternde Kuckuck entführt uns in die lebendige Welt des Waldes „Grünenacht“, wo jedes Geräusch und jeder Ruf sorgfältig beobachtet und interpretiert wird. Als eines Morgens ein ungewöhnliches „Kuckuckuck“ die gewohnte Ruhe stört, geraten die Waldbewohner in helle Aufregung. Was hat es mit diesem merkwürdigen Ruf auf sich? Ist es ein verirrter Vogel, ein übernatürliches Phänomen oder schlicht ein Missverständnis? Die Vögel des Waldes – vom weisen Einauge bis zum skeptischen Schiefkopf – begeben sich auf eine spannende Spurensuche, die zeigt, wie unterschiedlich Wahrnehmungen und Meinungen sein können.

Zweifellos ist der Kuckuck ein besonderer Geselle im Wald. Er legt seine Eier in fremde Nester und lässt sie dort von anderen Vögeln ausbrüten. Der junge Kuckuck plustert sich alsbald derart auf, dass er das ganze Nest ausfüllt und seine Stiefgeschwister einfach über Bord wirft. Sosehr auch andere Jungvögel, etwa die Raben und Krähen, einen gesegneten Appetit haben, die Gefräßigkeit des Kuckucks ist geradezu gewaltig.

Das Besondere dieses aschgrauen Gesellen mit den hochgelben Augen liegt aber in seinem Lockruf im Frühling. Denn wer es unternimmt, beim ersten Anschlag des Kuckucksrufes mitzuzählen, der kann die Jahre feststellen, die er selbst noch lebt.

So heißt es.

Nun ertönte an einem Frühlingsmorgen durch das Blätter- und Zweigedickicht des Waldes „Grünenacht“ ein recht seltsamer Ruf. Es war nicht das richtige „Kuckuck“ – oder „Wuggu“, wie manche es hören –, sondern ein sich förmlich überschlagendes „Kuckuckuck“, laut und schnell wie ein Mühlengeklapper … dieses „Kuckuckuck“.

Was mochte das bedeuten?

Der ganze Wald geriet in große Erregung. Die Vögel erhoben sich von den Ästen und suchten beieinander Rat. Als erste traten die Spechte zu einer Sitzung zusammen. Der alte Jan Pikus, eingedenk der ungewöhnlichen Freundschaft seines Sohnes Pit mit der Möwe Leila, erklärte rundheraus, es handle sich hier um die misslungene Kreuzung eines echten Kuckucks mit irgendeinem trillernden Feldvogel, um eine Art Missgeburt, die den guten Kuckucksruf verunstalte und in Verruf bringe. Der Specht Blaukopf, der aus einem anderen Bezirk zugewandert war und sich grundsätzlich klüger dünkte, meinte jedoch: „Freunde, die Frage steht total anders! Hat einer von uns den Rufer je gesehen? Niemand hat ihn bisher gesehen! Also handelt es sich hier überhaupt nicht um einen Vogel, sondern um ein unsichtbares Wesen, um ein Gespenst, vielleicht bloß um das Echo des Windes aus einem hohlen Baum. Man darf also die Frage nicht so einfach stellen!“

Viele Spechte waren sehr beeindruckt von diesen weisen Worten und zollten ihnen lebhaften Beifall, indem sie mit ihren Schnäbeln gegen die Äste klopften, auf denen sie saßen. Doch jetzt hüpfte „Einauge“, der älteste der Spechte, der im Kampf mit einer Krähe sein linkes Auge verloren hatte, erregt in die Mitte der Versammlung.

„Falsch!“, rief der alte Einauge. „Man will hier aus einem deutlichen Kuckuck ein unbeweisbares Gespenst machen! Freunde, das ist ganz schlecht! Wozu die Käfer auf dem Monde suchen, wo sie doch gleich unter der Rinde sitzen? Der Vogel ist ein Kuckuck, so wahr ich der Einauge bin; bloß hat er einen Zungenfehler. Er stottert!“

Hier entstand zunächst ein Schweigen. Die Spechte waren verblüfft über diese kühne Behauptung. Noch nie hatte jemals ein Vogel einen Kuckuck „stottern“ hören. Schließlich reckte sich der stets zweifelnde „Schiefkopf“ – dem beim zu heftigen Hämmern gegen einen Eichenast ein Halsmuskel gerissen war, so dass sein Kopf nun schief stand – spöttisch hoch und fragte: „Woher weißt du, Einauge, dass er … stottert? Und was soll das bedeuten?“

Die Leseprobe aus „Die drei in Mexiko“ nimmt uns mit auf eine Reise voller Sehnsucht, Freiheitsträume und den seltsamen Begegnungen zwischen Mensch und Tier. In einer Vollmondnacht, die Erinnerungen an vergangene Abenteuer wachruft, erleben wir den Kettenhund Lux, dessen wildes Heulen die Grenzen seines Gefängnisses durchbricht und dessen Sehnsucht nach Freiheit zu einem unstillbaren Drang wird. Doch als die Nacht fortschreitet, tritt eine neue Begegnung ins Licht des Mondes – eine Begegnung, die den ungleichen Charakteren auf dem Hof einen unerwarteten Zauber verleiht. Ein berührendes Abenteuer über die Kraft der Hoffnung und die Suche nach einem besseren Leben.

Nichts fällt so schwer, als das Glück und die Schönheit einmal gesehen zu haben und dann von ihnen gerissen zu sein. Und nichts ist so mächtig wie der Drang, das Leben und die Freiheit wiederzuerlangen.

Lux, der Kettenhund des Großbauern Schluckebier, liegt wieder an seiner dicken Eisenkette. Es ist genauso eine Vollmondnacht wie damals, als das Häschen Purzel Weißfell auf den Hof geschlichen kam, um die Ostereier wegzunehmen. Damals hatte Lux bekanntlich furchtbar geknurrt, und Purzel hatte zugleich aus Angst und unverbesserlichem Übermut seine schönsten, kühnsten Purzelbäume geschlagen und seine zierlichsten Tänze ihm vorgetanzt, so dass der Kettenhund Lux sein böses Knurren ganz vergaß; und als Purzel ihm dann sogar seine Osterhasenweisheit zuflüsterte und ihn mit seinen weichen Pfötchen hinter den behaarten, großen Ohren kraulte, da war er – der Wächter des Hofes – eingeschlafen und hatte von dem tanzenden „silbernen Tröpfchen Mondspucke“ gar angenehm geträumt.

Von da ab war aber das ganze Unglück gekommen: der Raub der Ostereier, die vergebliche Jagd auf Purzel durch den Bach und die blumenbunten Felder – und die schrecklichen Hiebe, die er, Lux, von dem wütenden Großbauern Schluckebier bezogen hatte, weil er das Häschen nicht fangen konnte. Auch dass er jetzt Tag und Nacht ununterbrochen an der Kette lag, ohne ein einziges Mal frei umherspringen zu können, all das war die Folge jener Vollmondnacht und der Zauberkünste des Häschens Purzel Weißfell.

Ja, genauso wie damals steht heute die riesige, honiggelbe Scheibe des Vollmonds am Himmel. Und plötzlich setzt Lux sich hoch, stemmt seine starken Vorderpfoten gegen den Boden, reckt seinen mit dichtem, struppigem Grauhaar bedeckten Hals gen Himmel und beginnt den Mond anzuheulen, dass es einen Stein erweichen kann. Er heult so schauerlich schön, so voller lang gezogener Seufzer am Schluss jedes Weherufs, wie seine Urahnen es in der weiten fernen Steppe taten. Aber auch hier im Lande klingt dieses wilde, sehnsüchtige, ingrimmige, schmerzerfüllte Heulen meilenweit durch die Stille der Nacht.

Plötzlich öffnet sich droben im Haus ein Fenster, und ein ganzer Kübel kaltes Wasser ergießt sich über Lux.

Der Großbauer Schluckebier aber, der im Nachthemd, die Zipfelmütze auf dem Kopf, im Fensterrahmen erscheint, schreit von oben: „Noch einen Ton, du Mistvieh, du miserable Kreatur, und ich komme hinunter und schlage dir alle Knochen im Leibe entzwei!“

Traurig legt Lux seinen nassen Kopf auf seine Pfoten und seufzt ganz leise zwei-, dreimal auf. Schlafen kann er nicht. Der Vollmond ist gar zu hell. Auch scheint ihm die eiserne Kette heute viel schwerer als sonst. Das ganze Leben ist ihm wie diese Kette. Immer wieder stößt er im Halbschlaf leise, dumpf heulende Töne von sich, gleichsam als Teil seines Atems – denn dies Heulen ist der tiefste Ausdruck der Gefühle eines Kettenhundes. Immer wieder aber zuckt er zusammen, und schließlich richtet er sich steil hoch, stemmt die Vorderpfoten gegen die Erde, lauscht, ob der Großbauer sich nicht vernehmen lasse, und starrt lautlos in den mächtigen, vollen, gelben Mond.

In diesem Augenblick hört er vom Hause her ein leises Trillern und Flöten.

Es ist der Kanarienvogel Azurzenka, von deren Käfig der Nachtwind die Decke weggeweht hat und die in dem lichten Mondschein auch nicht schlafen kann.

„Was heulst du da, du kleine Mondsüchtige?“, knurrt Lux, der Kettenhund.

„Ich heule nicht, ich singe!“, erwidert Azurzenka stolz.

„Singe – Hauhauhauhau! Das ist ja, wie wenn eine Türangel quietscht!“, meint Lux. „Wenn der Herr erwacht, wird er glauben, ich sei es, und er wird mich wieder prügeln!“

„Er wird nicht erwachen!“, flötet Azurzenka. „Mein Gesang ist so sanft und süß, dass er die Menschen bezaubert und in den Schlaf wiegt. Aber das kann ein Kettenhund nicht verstehen.“

Ja, Lux kann das nicht verstehen, soweit es sich auf das Trillern und Flöten des goldgelben Kanarienvogels bezieht. Und doch ist er einmal durch süße Laute in den Schlaf gewiegt worden. Das war damals, als das Häschen Purzel Weißfell im Mondschein so seltsam vor ihm getanzt und ihm seine Osterhasenweisheit ins Ohr geflüstert hatte; ja, damals …

Die satirischen Erzählungen „Bitte, der Nächste! Dr. Isegrimms Rezeptfolgen. Ein Beitrag zur Deutschen Geschichte und Naturgeschichte“ werfen einen scharfen, humorvollen Blick auf die deutsche Geschichte und Naturgeschichte. Mit spitzer Feder kommentieren sie gesellschaftliche Widersprüche und absurde Entwicklungen, wie sie sich etwa im bayrischen Rekordjahr 1947 zeigen. Durch die bissige Darstellung eines vermeintlichen Fortschritts in der Volksbildung und die Rückkehr zur Prügelstrafe wird die Absurdität solcher „Reformen“ entlarvt. Diese Leseprobe zeigt, wie Friedrich Wolf mit feiner Ironie und Wortwitz gesellschaftliche Themen aufgreift und hinterfragt – ein literarischer Spiegel, der schmunzeln lässt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt.

Totalmassage des Volkskörpers – Bayrischer Rekord 1947

Zweifellos – Bayern liegt bei dem demokratischen Aufbau unseres Volkskörpers in Front! Die durch den Kultusminister Dr. Hundhammer geforderte Volksabstimmung, ob in den Schulen die Prügelstrafe wieder eingeführt werden solle, hatte eine Rekordziffer aller bisheriger Wahlbeteiligungen – eine solche von 94,4%! – zu verzeichnen. Die überwältigende Mehrheit des Bayernvolkes, 1 148 170 erwachsene Bayern, stimmten heute für die Prügelstrafe, für den Rohrstock.

Hierdurch hat Bayern endlich das lang erwartete, klare Bekenntnis zum Preußentum, zu Fridericus Rex und seinen Potsdamer Grenadieren abgelegt; denn gerade der Alte Fritz – so gut er auch die Flöte blies und mit Voltaire französisch parlierte –, auf die Prügelstrafe glaubte er bis zuletzt nicht verzichten zu können, in gleicher Weise wie seine preußischen Grenadiere, die sich am längsten von allen deutschen Soldaten den Korporalstock gefallen ließen.

Also, teure Bavaria, unsern Glückwunsch!

Die Sache hat bloß einen Haken: die Materialbeschaffung! Zu der Sorge um die Kohle kommt nun auch noch die Sorge um die Beschaffung der Rohrstöcke! Hoffen wir, dass Bayern genügend Valuta aufbringen wird, um aus Indien und Afrika hinreichend Bambusrohr herzubringen! Auf eine diesbezügliche Anfrage hat der Kultusminister bereits geantwortet: „Die Ausfindigmachung eines geeigneten Instruments zur Züchtigung mag der heute oft recht behelfsmäßigen Findigkeit der Lehrer überlassen bleiben.“ Wir sind überzeugt, dass der Ruf des bayerischen Kultusministers zur „Ausfindigmachung“ geeigneten Züchtigungsmaterials in Bayern nicht ungehört verhallen wird.

Es lebe die Totalmassage des Volkskörpers!

Die Erzählung „Der Pferdemensch“ führt uns in die Abgründe eines zerrissenen Gewissens und in die düsteren Kapitel der Menschheitsgeschichte. In intensiven Dialogen und bedrückenden Geständnissen entfaltet sich das Schicksal eines Mannes, der von seinen eigenen Taten und den Schrecken des Krieges gezeichnet ist. Die Leseprobe gibt einen Einblick in die innere Zerrissenheit und die Suche nach Sühne eines Menschen, der sich selbst als „Pferdemensch“ bezeichnet – ein Wesen zwischen Mensch und Tier, gefangen in Schuld und Selbsthass. Friedrich Wolf schildert eindringlich die Zerrüttung der menschlichen Seele und wirft zugleich ein schmerzhaftes Licht auf die Grausamkeiten jener Zeit.

„Das ist es nicht, das ist es nicht!“, erwidert er leidenschaftlich. „Sie wissen ja gar nicht, was ich alles angestellt habe, was ich alles gesehen habe! Das konnte ja gar nicht gut gehen! Das hat mit der Gefangenschaft nichts zu tun! Das muss doch eines Tages abgerechnet werden, alles wird da abgerechnet werden!“ Und nun berichtet er atemlos, wie er in Bjelaja Zerkow Stiefel, Damenhalbschuhe, eine Uhr und vieles andere „organisiert“ und in einem ebenfalls gestohlenen großen Koffer nach Hause gesandt habe, wie er in Kramatorsk, in Artjomowsk, Slawjansk die Frauen mit einem Stück Brot an sich gelockt habe, wie er in Begetowka mit einigen deutschen Offizieren Gebrauchsartikel gestohlen habe, wie er sich „wie ein Schuft“ benommen habe. „Aber das sind ja alles nur Kleinigkeiten“, meint er; plötzlich stößt er hervor: „Man muss mich verbrennen, verbrennen wie stinkiges, faules Stroh!“

Er ist völlig erschöpft und dreht sich zur Seite.

Nach zwei Tagen lässt er mich wieder rufen und sagt sofort: „Sie halten mich gewiss, wie alle hier, für geisteskrank. Aber ich bin ganz klar bei Sinnen, vielleicht zu klar für viele hier!“ Und leiser fährt er fort: „In der Zitadelle von Zloczow haben die SS-Kommandos z. b. V. Hunderte und aber Hunderte jüdischer und polnischer Mädchen, Frauen und alter Männer verbrannt. Sie glauben das vielleicht nicht, aber ich weiß es – lebend verbrannt! Ich selbst habe im Vorübergehen gesehen, wie auf dem Friedhof von Zloczow jüdische Frauen und Mädchen mit den Händen den Sand und Lehm ausheben mussten, um ihre eigenen Gräber fertigzustellen! Glauben Sie mir jetzt vielleicht, dass ich sterben muss?“

„Sie glauben also deshalb, Mierzwa, dass man auch Sie lebend verbrennen muss?“

„Jawohl, Herr Doktor“, flüstert er. „Aber die Hölle ist zu wenig für mich! Tiere gehören nicht in die Hölle! Ein Tier, so einen Pferdemenschen wie mich, wirft man auf den Schindanger und verbrennt ihn dort!“

„Weshalb reden Sie hier immer wieder vom Pferdemenschen?“


 

DER SCHLUSSTEIL

Spätestens an dieser Stelle muss es einmal gesagt werden. Das Schöne an Büchern (und an E-Books natürlich auch) – also, das Schöne an Büchern und an E-Books ist doch, dass das Beschäftigen mit einem Titel die Fenster zu einem ganzen Berg anderer Bücher und E-Books öffnet, neugierig macht auf andere Texte und deren Autorinnen und Autoren. Es geht also keinesfalls nur um ein, zwei oder auch drei Bücher und E-Books, sondern um eine Welt der Bücher und der Books.

Alle guten Bücher und E-Books laden dazu ein, auch andere kennenzulernen. Geradezu exemplarisch können wir das an „Bitte, der Nächste! Dr. Isegrimms Rezeptfolgen“ sehen. Nur ein paar Sätze, und schon waren wir bei G.B. Shaw gelandet und bekommen Lust, wieder einmal Shaw zu lesen und sich mit seiner Biografie, mit seinen künstlerisch-literarischen und politischen Ansichten und Absichten zu befassen. Was würde Shaw wohl zu der heutigen Weltlage und speziell zur Situation im Vereinigten Königreich und im zerstrittenen Zweiheits-Deutschland sagen?

In diesem Zusammenhang fällt der Newsletter-Redaktion eher zufällig (aber gibt es wirklich Zufälle?) ein nachdenkliches Shaw-Zitat zum Thema Demokratie in die Hände. Es lautet: „Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.“

Da ist er wieder, der spöttische Grundton des fast 100 Jahre alt gewordenen Kämpfers, dessen Bücher man mal wieder zu Hand nehmen und dessen Stücke man mal wieder anschauen sollte. Apropos Stücke: Hat eigentlich irgendein Theater in Deutschland, in Europa oder in Großbritannien und in Irland aktuell Stücke von GBS auf dem Spielplan?

Ach, und wussten Sie eigentlich, dass das berühmte Musical „My Fair Lady“ mit der Musik von Frederick Loewe sowie Texten und Libretto von Alan J. Lerner, in dem sich ein Sprachprofessor in seine Schülerin verliebt, auf ein Theaterstück von Shaw zurückgeht – und zwar auf sein Schauspiel „Pygmalion“, das am 16. Oktober 1913 im Wiener Burgtheater in der Übersetzung von Siegfried Trebitsch seine Welturaufführung erlebt hatte. Das Bühnenmusical wurde am 18. März 1956 in New York uraufgeführt – wenige Monate vor dem 100. Geburtstag des am 2. November 1950 verstorbenen Autors. Shaw selbst hatte seine Komödie nicht zur Vertonung freigegeben, das erlaubten erst seine Erben nach dessen Tod und nach langen Verhandlungen.

1964 wurde „My Fair Lady“ mit Audrey Hepburn als „Eliza Doolittle“ und Rex Harrison als „Professor Henry Higgins“ verfilmt.

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und auch im Neuen Jahr der Welt der Bücher gewogen. Die Lkw für den Abtransport der nächsten Sonderangebote sind schon in Godern vorgefahren und werden zügig beladen. Auch die Sonderangebote des dritten Januar-2025-Newsletters stammen wieder alle von Friedrich Wolf. 1932 schrieb er „Der XV. Jahrestag der Oktoberrevolution auf dem Roten Platz in Moskau“. Der deutsche Kommunist, Arzt und Schriftsteller war selbst dabei gewesen, als die Sowjetunion am 7. November 1932 den 15. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, wie es zu DDR-Zeiten hieß, mit einer der größten Militär- und Arbeiterparaden der Geschichte auf dem Roten Platz in Moskau feierte.

Mehr als anderthalb Millionen Menschen - Arbeiter, Bauern und Rotarmisten - marschierten in einer beeindruckenden Demonstration des sozialistischen Fortschritts und der Einheit des sowjetischen Volkes. Inmitten dieses gewaltigen Ereignisses erlebt der Autor hautnah die emotionale Kraft und die kollektive Begeisterung einer Nation, die sich auf dem Höhepunkt ihres sozialistischen Aufbaus befindet. Dieses Buch fängt den historischen Moment mit persönlichen Beobachtungen und Reflexionen ein, die die Bedeutung des sowjetischen Modells in einer vom Klassenkampf geprägten Welt verdeutlichen.

Und schon der Einstieg in diesen im doppelten Sinne historischen Text lässt auch heutige Leserinnen und Leser – immerhin 93 Jahre später – die Begeisterung und den Stolz des Autors spüren:

„1932 Sechs Uhr früh. Es ist noch dunkel, aber ganz Moskau ist schon auf den Beinen. Nur wenige Trams fahren noch bis sieben Uhr. Die Straßen werden schon eingeteilt für die An- und Abmärsche der Arbeiterkolonnen und der Roten Armee: überall rote Ordner und Miliz, die mit mächtigen Stricken die Neben- und Querstraßen absperren und die Menschenmenge der Viermillionenstadt dirigieren. Endlich gegen halb acht Uhr bin ich bei meinem Freund und Genossen Wischnewski.

Ein Riesenglück: er hat doch noch einen Propusk, einen Ausweis, für mich für die Tribünen des Roten Platzes bekommen. Wischnewski ist der Übersetzer meiner „Matrosen von Cattaro“. Er war selber einer der roten Matrosen von Kronstadt, die vor fünfzehn Jahren die ersten Schüsse auf das Winterpalais abgaben und damit das Signal zum Eingreifen der Macht.

Er kämpfte dann mit der Wolgaflottille jene schweren Kämpfe, die Larissa Reißner beschrieb; später zog er mit Budjonnys Erster Reiterarmee gegen die weißen Generäle der Ukraine, hat den polnischen Feldzug mitgemacht, erhielt den Orden der Roten Fahne; dann Jahre auf der Militärakademie; heute ist er mit fünfunddreißig Jahren Vizeadmiral, Kommandant einer Torpedobootsflottille auf dem Schwarzen Meer und einer der besten Dramatiker der Sowjetunion.“

EDITION digital: Newsletter 10.01.2025 - Ein stotternder Kuckuck, Abenteuer in Mexiko und ein ärztefeindlicheres