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Die Freiheit des Wilden Westens, die Suche nach dem wahren Glück und neue Fabeln aus dem Wald - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 22.11. 2024) – Friedrich Wolf, von dem vier der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters stammen, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 22.11. 24 – Freitag, 29.11. 2024) zu haben sind, liebte das Leben und das Abenteuer. Beides gilt auch für viele seiner literarischen Helden, wie zum Beispiel seine 1927 entstandene Erzählung „TAVANNA RAY oder Der Weg des Weißen Elches“: In den pulsierenden Straßen Montreals beginnt die atemlose Reise von Patrik Black - einem Mann, der zwischen den Abgründen der Großstadt und der rauen Freiheit des nordamerikanischen Wilden Westens steht. Gefangen in einer Spirale aus Identitäten, Verbrechen und Flucht, wird Patrik zu Tavanna Ray, dem „Weißen Elch“ - ein Symbol für seine verzweifelte Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung. Friedrich Wolfs packende Erzählung schildert eine Welt voller Abenteuer, Leidenschaft und innerer Zerrissenheit. Zwischen den unermesslichen Weiten Kanadas und den Abgründen der menschlichen Seele führt Tavanna Rays Weg zu einer universellen Frage: Kann man sich wirklich selbst entkommen? Eine Erzählung, die mitreißend den Geist des 20. Jahrhunderts und die Kämpfe der Moderne einfängt.

Mittelpunkt der 1928 geschriebenen Erzählung „Lächeln auf deinen Weg!“ ist der einst erfolgreiche Rechtsanwalt Paul Ruit, der am Rand des Abgrunds steht. Er ist beruflich gescheitert, vom Alltagsstress zerfressen und von den Anforderungen des Lebens überwältigt. Doch da leuchtet in der Dunkelheit ein Licht: „Güle! Güle!“. Was soll das bedeuten? Hinter allem steht die Suche nach dem wahren Glück.

Aus dem Jahr 1929 stammt Wolfs Erzählung „Der erste Zweifel“. Darin geht es um die unschuldigen, zugleich aber tiefen Ängste eines fünfjährigen Jungen, der plötzlich mit den Regeln der Erwachsenenwelt konfrontiert wird. Zwischen Abenteuern mit Feuersalamandern, Straßenkämpfen und strengen Kindererziehern lernt der kleine Fritz auf schmerzhafte Weise, was es bedeutet, zu zweifeln. „Der erste Zweifel“ ist ein Text, der auch heute noch berührt und zum Nachdenken anregt.

Zu den heutigen Sonderangeboten gehört auch die sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe veröffentlichte Neuerscheinung von EDITION digital „Weisheit und List: Fabeln aus dem Wald“ von Verlagschefin und Autorin Gisela Pekrul. Tiere wie eine kluge Krähe, ein listiger Fuchs oder eine weise Schildkröte lehren jungen Leserinnen und Lesern Lektionen für das Leben. Die Fabeln sind anschaulich illustriert.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Die heutige Auswahl präsentiert die Würdigung einer mutigen jungen Frau, die unerschrocken gegen das Böse kämpfte. Wer war die junge Kommunistin, Jahrgang 1909, die trotz einer Protestkampagne in mehreren europäischen Ländern als erste deutsche Mutter und Widerstandskämpferin am 20. Juni 1938 unter dem Fallbeil in Plötzensee starb – drei Tage vor ihrem 29. Geburtstag am 23. Juni dieses Jahres? Ihr Leichnam wurde dem Anatomischen Institut der Charité übergeben.

1950 schrieb Friedrich Wolf das ergreifende biografische Poem „Lilo Herrmann, die Studentin von Stuttgart“, das die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Liselotte „Lilo“ Herrmann nachzeichnet und das 1954 von Paul Dessau vertont wurde. Es erschien 1974 als LP (Nummer 880059) mit Mathilde Danegger, dem Berliner A-Cappella-Chor und Mitgliedern des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Berlin bei Nova.

In einer Zeit der Unterdrückung und des Terrors unter dem Nazi-Regime zeigte Lilo außergewöhnlichen Mut und Standhaftigkeit. Das E-Book bringt uns ihr unvergessliches Leben näher - von einer leidenschaftlichen Chemiestudentin und Mutter zu einer heldenhaften Widerstandskämpferin. Ihre Entschlossenheit und ihr Opfer für die Freiheit sind eine kraftvolle Erinnerung an die menschliche Stärke und den unermüdlichen Kampf für Gerechtigkeit. Ergänzt wird das Poem durch persönliche Erinnerungen des Autors an Lilo Herrmann, die er 1946 aufgeschrieben hat.

In der DDR waren mehrere öffentliche Einrichtungen nach ihr benannt, so etwa seit 1972 die Pädagogische Hochschule „Liselotte Herrmann“ Güstrow, eine POS in Eilenburg-Ost, eine POS in Eisenach, die POS in Großleinungen, in Eppendorf, die POS in Boxdorf oder ein Kindergarten im sächsischen Freiberg. Bei der rechtlichen Neugründung dieser Einrichtungen nach 1990 wurden diese Benennungen überwiegend nicht übernommen.

Die Post der DDR gab 1961 im Rahmen der Serie Aufbau und Erhaltung der Nationalen Gedenkstätten Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen eine Briefmarke mit dem Bild von Liselotte Hermann heraus (Michel-Nummer 851).

Nach wie vor gibt es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zahlreiche nach ihr benannte Straßen, darunter in Berlin, Neubrandenburg, Erfurt, Gera, Jena, Weimar und Chemnitz. Zu diesen sind neue Straßenbenennungen im Westen hinzugekommen, so in Kiel, Schwäbisch Hall und Vaihingen an der Enz. In Leipzig ist ein kleiner Park im Osten der Stadt nach ihr benannt. In Frankfurt (Oder) gibt es im Westteil der Stadt eine Kindertagesstätte „Lilo Herrmann“.

Lilo Herrmann im Verhörprotokoll vom 7. Februar 1936:

„Wenn ich über das mir bekannte Ziel des Kommunismus befragt werde, dann kann ich dies in einem Satz ausdrücken, und der heißt: das größte Glück der größten Menge. (…)

Wenn ich weiter gefragt werde, wie ich mir den Weg zu diesem Ziel vorgestellt habe, dann antworte ich darauf: Durch Überzeugung der Massen und Schaffung einer Mehrheit für den Kommunismus.“

In der folgenden Leseprobe aus „TAVANNA RAY oder Der Weg des Weißen Elches“ tritt Patrik Black in einem Tribunal vor den Kriminalbeamten auf – doch die Begegnung verläuft anders als erwartet. Gefangen zwischen seiner Identität als „Springender Mustang“ und dem verzweifelten Wunsch nach Anerkennung als amerikanischer Bürger, prallen hier zwei Welten aufeinander. Diese Szene zeigt die Härte und das Misstrauen, denen Patrik in seiner Suche nach Freiheit und Identität begegnet. Ein Moment voller Spannung und innerer Zerrissenheit.

So tritt er vor den Kriminalbeamten im Tribunal.

Er gibt sich als Patrik Black, Hauptkomplize des Raubes an Ludolf Schmid, Abgeordneten aus Braunschweig, zu erkennen. Der Kommissar, der gerade in dem „Atlanta Herold“ über neue Petrolfelder in Texas versunken, ein Kasten von Mensch mit winzigen Igelaugen, blickt auf, hört „Raub“, fährt hoch, auf zwei Knöpfe rechts und links getippt, schon rattert ein Doppelgitter um den schmalen Zutrittssteg Patriks hoch.

Der Verdächtige steht wie ein Leopard im Käfig.

Patrik lächelt.

Endlich begegnet man ihm als Patrik Black, sachlich, reell, mit solider Vernunft. Schon haben sich vier weitere Beamte mit entsichertem Parabellum vor dem Gitter postiert.

„Ihre Waffen, mein Herr!“

„Bedaure, Sir!“, lächelt Patrik.

Vielleicht ein Geisteskranker? schätzt der Kommissar.

„Ihren Pass!“ Ein Kriminal langt durch das Gitter.

Meinen Pass? Patrik greift automatisch nach der Brusttasche, zittert, fletscht die Zähne und bellt: „Ich habe keinen Pass! Was wollen Sie mit meinem Pass! Braucht ein Citizen, ein Amerikaner, inlands einen Pass?!“

Er stampft vor Zorn.

Aha!

Blitzschnell, auf des Kommissars Wink, sind durch die hintere Gittertür zwei Beamte hineingetreten und haben mit zurückgerissener Jacke Patrik arretiert. Handschließen!

Eilig sucht man den Pass. Richtig! Da ist er!!

Der Kommissar öffnet ihn mit jagdheißen Augen: ist der Räuber gefunden?? Eine Zornesfalte schneidet in seine Stirn: dieser lümmelhafte, rindsdumme Versuch! Er wirft en Pass ärgerlich auf die Schranke, da ist Signalement und Lichtbild des Springenden Mustangs aus dem Indianerschutzgebiet von Nebraska, Patrik abgebildet mit Kopfschmuck, Rentierhosen, Mokassins, von der Nationalfilm AG als echter Schwarzfußindianer mit Pass versehen. – Und nun markiert dieser Springende Mustang als Patrik Black ein Verbrechen, das er gar nicht begangen, bloß dass er als hundertprozentiger Amerikaner Vollbürgerrecht erlange!

„Kennen wir! Ist das die Störung der Lunchpause wert, Hundesohn?!“

„Messt mich! Nehmt Fingerabdrücke!“, tobt Patrik.

„Zwanzig auf den Hintern gedrückt wegen Betrugsversuchs!“, pfeift der Kommissar. „Ab!“

Die Gitter öffnen sich. Man packt ihn am Kragen. Ein Tritt ins Gesäß markiert symbolisch und human die zwanzig Prügelschläge. Der Pass des Springenden Mustangs fliegt ihm nach.

Er lässt ihn liegen.

In der folgenden Leseprobe aus „Lächeln auf deinen Weg!“ ringt der gescheiterte Anwalt Paul Ruit um einen Neubeginn. Gezeichnet von beruflichem Versagen und persönlichen Konflikten, erkennt er langsam, dass der Schlüssel zum Glück in einer positiven Lebenseinstellung liegt. Inspiriert von seinem optimistischen Freund, beginnt er ein Experiment: Er versucht, sein hartes, verbittertes Gesicht in ein Lächeln zu verwandeln – eine erste Geste des Neuanfangs und eine Botschaft an sich selbst, dass Glück möglich ist, wenn er den richtigen Blickwinkel findet.

Die erste Folge also war das kleine, sehr kleine Einkommen; die nächste Folge: die viel zu enge Wohnung, dann der Nervenverschleiß, die ständige Geladenheit und schließlich die Prügel, die er eben seinen beiden Jungen von zwei und fünf Jahren verpasst hatte.

Halleluja, nun war er wieder auf dem Punkt.

Aber er konnte das Gesicht des Ältesten nach dieser Exekution nicht vergessen. Der Junge hatte nicht geschrien, obwohl er ihn nach allen Regeln der Kunst verdroschen; er lag nur halb in den Knien, kaum zitternd, mit weißen Wangen, neben einer Kiste im Flur und sah fremd und staunend zu dem wilden Mann empor. Und gerade diesen Jungen liebte er gewaltig. War dieser ganze Dreck von Prozess, Gericht, Beruf, enger Wohnung diese Entflammung von Zorn und Schmerz wert?

Wieder spürt er bis zum Hals den brennenden Schmerz; immer wieder sieht er das kleine forschende Gesicht seines Jungen auf sich gerichtet, dies Knabengesicht, das die Wut des großen Mannes nicht begreift.

Es ist unbegreiflich.

Doch nein … da steckt des Pudels Kern: die Wohnung! Die Wohnung! Sie allein ist an seiner Zermürbung schuld. Muss man um einer Wohnung willen das alles erdulden?

Jetzt, da er plötzlich bis zur Wurzel des Schmerzes vorgestoßen, ist alles klar, unschwer, einfach. Gewiss, man braucht zum Erwerb einer Sechszimmerwohnung etwas mehr Geld, aber man wird sich ruhig verhalten und nicht mehr versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Charity beginns at home! Schon seinen Kindern ist er’s schuldig. Wenn zwanzig Durchschnittsmenschen die Sache bewältigen, weshalb soll es ihm bei seinen Fähigkeiten misslingen. Also, Ruit, in Zaum genommen, die Ellbogen nach vorn! Und vor allem – nun fällt ihm ein, was sein Kriegskamerad und Kollege Kuhlenkamp immer ihm zugeredet –, vor allem: jeder Sache eine positive Seite abgewinnen, so wird dir die Welt von selbst auch positiv antworten. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Man muss dem Leben stets die „Jaseite“ zukehren; so spiegelt es diese wider. Das ist das ganze Geheimnis des Erfolgs. Oder wie der Türke sagt: „Güle! Güle!“, eine wundervolle Grußformel, die bedeutet: „Lächeln auf deinen Weg!“

Klar, dass gerade Kuhlenkamp alles gelang: Sein unerschütterliches sieghaftes Lächeln war das Gleitöl im Motorgehäuse des Daseins, jeder musste diesem prächtigen Menschen, der vor Gesundheit, Herzensgüte, innerer Freude und jenem „Güle, güle!“ geradezu strotzte, unbedingt vertrauen. „Lächle, Mensch!“ war Kuhlenkamps ständige Rede – lange bevor das amerikanische Zähneblecken Mode ward und das Herzenslächeln zu erniedrigen begann. „Mache dir eine optimistische Lebensauffassung zu eigen!“ Und der Erfolg gab Kuhlenkamp recht. Er hatte das allerbeste Publikum zu seiner Klientel, er war der Syndikus mehrerer Konzerne, seine kleinsten Sachen waren größere Aufwertungs-und Erbschaftsobjekte, mit einem Wort eine „Praxis aurea“, eine „Goldgrube“. Instinktiv fühlten die Menschen: Hier ist ein Sieger des Lebens! Und wem legt man beruhigter solche Objekte wie Aufwertungs- und Erbschaftssachen in die Hände?

Bis hierher ist Ruit gekommen, als er sich wie ertappt im Zimmer umsieht.

Er ist allein.

Er geht zum Doppelfenster, öffnet einen Flügel, er kann jetzt im spiegelnden Glas sein Gesicht betrachten … ein kantiger Schädel mit Backenknochen und hartem Kinn, harte Muskelrinnen und Falten am Hals, an den Wangen, über der Stirn. Und nun kommt der Versuch, diese Maske aus Trotz, Unglauben und Verachtung umzuformen. Nun kommt das große Experiment, seiner Stimmung und Miene zu jeder Zeit Herr zu werden: Misslingt dir einmal auch alles, tritt dir die Welt schief und scheel entgegen, so deshalb, weil du sie schief und scheel siehst. Also: Kopf hoch, Ruit! Ergreife die Stunde! Dem Glücklichen gehört die Welt!

Mensch, lächle!

Nicht übel.

Wirklich, sein Gesicht sieht jünger aus, die harte Kruste der Falten wird zu einem Fältchengekräusel, die Zähne blitzen, die Lippen straffen sich, und jetzt gluckst es gar aus der Kehle. Fabelhaft! Großartig! Das ist tatsächlich ein Rezept! Wie Pyramidon gegen Kopfschmerz. Er muss über sich selbst lachen, aus vollem Herzen.

In der folgenden Leseprobe aus „Der erste Zweifel“ tauchen wir in die kindliche Welt von Fritz ein, der zusammen mit seinen Freunden die Grenzen der Erwachsenenwelt austestet. Die Begegnung mit dem alten, schwer bewaffneten Stadtpolizisten Brühl – der trotz seiner Medaillen und Waffen immer einen Vorrat an Teigknüttelchen dabei hat – offenbart die naiven Ängste und zugleich den Mut der Kinder. In diesem Moment erleben wir die unbeschwerte Freude und die ersten zaghaften Zweifel eines Kindes in einer Welt voller Regeln und Geheimnisse der Erwachsenen.

Wir hatten einen alten Stadtpolizisten mit Namen Brühl, einen Veteranen von 1870/71; er ging stets schwer bewaffnet mit Säbel und Revolver über die Straße, trug an Sonntagen auf der Brust einen ganzen Klempnerladen von Medaillen und in der Hintertasche seines Waffenrockes immer eine Tüte mit Teigknüttelchen. Das sind Abfälle von Hefeteig, die ein bestimmter Bäcker unserer Stadt für zwei Pfennig die Tüte verkaufte. Brühl, obwohl schwer bewaffnet, hatte die Gicht; er war nicht in der Lage, eine Horde fünfjähriger Buben, die mitten auf dem Trottoir Schlittschuh liefen oder bei ihren Straßenschlachten zufällig ein Fenster eingeworfen hatten, zu fangen. Ganz unsicher wurde er, wenn diese Fünfjährigen wie junge bissige Hunde dicht an ihn heransprangen und ihn verhöhnten.

War es letzte Lebensweisheit oder furchtbarste Tücke … in solchen Fällen ließ er mit einem heimlichen Griff in die hintere Rocktasche die Tüte mit den Teigknüttelchen fallen. Sofort gaben wir Meute Brühl frei und balgten um die Mehlkugeln.

In der folgenden Leseprobe aus „Weisheit und List: Fabeln aus dem Wald“ erfahren wir von der besonderen Freundschaft zwischen einem mächtigen Löwen und einem schlauen Fuchs. Doch was zunächst als wertvolle Zusammenarbeit beginnt, endet tragisch, als der Fuchs seinen Ehrgeiz über die Loyalität stellt und den Löwen verrät. Die Geschichte erinnert junge Leserinnen und Leser daran, dass Verrat das Vertrauen zerstört und Einsamkeit zur Folge hat. Eine lehrreiche Fabel über Freundschaft, Vertrauen und die Gefahren von List und Verrat.

Die Freundschaft zwischen dem Löwen und dem Fuchs

Es war einmal ein Löwe, der im Herzen eines dichten Waldes lebte. Er war stolz und stark, der König aller Tiere, doch er war auch einsam. Eines Tages begegnete er einem Fuchs, der ihm mit scharfsinnigen Augen entgegenblickte.

„Was führt dich in meine Nähe, kleiner Fuchs?“, fragte der Löwe mit seiner tiefen, donnernden Stimme.

Der Fuchs verneigte sich respektvoll. „Oh großer Löwe, ich bewundere deine Macht und Stärke. Ich habe gehört, dass du ohne Rivalen regierst. Doch auch der mächtigste König kann manchmal einen klugen Berater gebrauchen.“

Der Löwe, der sich einsam fühlte, überlegte einen Moment. „Du bist klug, Fuchs. Vielleicht könnte deine List mir von Nutzen sein. Doch bedenke, ich bin der Stärkere von uns beiden. Verrate mich nicht, oder du wirst es bereuen.“

Der Fuchs nickte und so wurden die beiden Gefährten. Der Fuchs half dem Löwen, seine Feinde zu täuschen und seine Beute zu jagen, indem er ihm die besten Wege durch den dichten Wald zeigte. Der Löwe war beeindruckt von der Klugheit des Fuchses und schätzte seine Gesellschaft.

Eines Tages jedoch, als sie durch den Wald streiften, sah der Fuchs eine Gelegenheit, selbst König zu werden. „Warum soll ich, der so schlau ist, immer unter dem Löwen dienen?“, dachte er. „Wenn der Löwe nicht mehr da wäre, könnte ich über den Wald herrschen.“

Der Fuchs entwickelte einen Plan. Er führte den Löwen zu einer tiefen Schlucht und sagte: „Mein König, auf der anderen Seite dieser Schlucht ist ein großes Wild, das leicht zu fangen ist. Doch wir müssen über diesen schmalen Baumstamm balancieren, um es zu erreichen.“

Der Löwe schaute auf den Baumstamm, der die Schlucht überspannte, und zögerte. „Dieser Stamm sieht unsicher aus, Fuchs. Was, wenn er unter meinem Gewicht zusammenbricht?“

Der Fuchs aber lächelte und sprach: „Oh mächtiger Löwe, deine Stärke ist unübertroffen. Der Stamm wird dich tragen, fürchte dich nicht.“

Der Löwe, von seinem Stolz geblendet, vertraute dem Fuchs und setzte seine mächtigen Pfoten auf den Stamm. Doch kaum hatte er die Mitte erreicht, begann der Stamm zu knacken. Der Löwe versuchte umzukehren, doch es war zu spät – der Stamm brach zusammen, und der Löwe stürzte in die tiefe Schlucht.

Der Fuchs beobachtete alles von der Sicherheit des Ufers aus. Er dachte, dass er nun die Macht im Wald übernehmen könnte. Doch als die anderen Tiere sahen, was geschehen war, mieden sie den Fuchs. Niemand wollte einem Betrüger folgen, und so lebte der Fuchs fortan allein, ohne Freunde oder Verbündete.

Moral der Geschichte: Wer mit List und Verrat regieren will, verliert das Vertrauen und die Freundschaft anderer.

In der folgenden Leseprobe aus „Lilo Herrmann, die Studentin von Stuttgart“ beschreibt Friedrich Wolf eindringlich das Leben von Lilo Herrmann, die trotz der Schrecken und Gefahren des Nazi-Regimes unerschütterlich für ihre Überzeugungen eintrat. Als Studentin und Mutter wagte sie es, die Wahrheit zu verbreiten und für die Freiheit einzustehen. Die Zeilen verdeutlichen ihre außergewöhnliche Stärke und ihren Mut, selbst angesichts der brutalen Verhöre, und lassen uns an ihrem unvergesslichen Vermächtnis teilhaben.

Nicht bloß Chemiestudentin warst du, du warst

Mutter inmitten dieser Mordzeit,

Und welche Mutter!

Jeden Tag schriebst du mit zärtlicher Exaktheit

Das Tagesbulletin von Walterchen, dem Söhnchen:

Wie es zum ersten Mal gelacht,

Sich aufgerichtet, eine Blume, einen Vogel erkannt,

Wie es „Mamamam“ gelallt …

Mütterlicher Kontrollblick der Studentin.

Äls dann ein Mann aus deiner Vierergruppe hochging,

Als der Würgering der Gestapo sich um dich enger zog,

Als man dir riet, abzubrechen,

Sagtest du: Wer soll die Frauen warnen,

Wenn nicht eine Frau?

Und du warntest weiter in Berlin –

Denn du wusstest um unsre Sache.

Aber sie waren hinter dir; du wichest aus

Noch einmal zu deinen Eltern,

Unterzutauchen dort mit deinem Söhnchen.

Doch die Kriegsmaschine rasselte schon hörbar;

Du konntest nicht abseits stehn,

Wieder begannst du.

Da fielst du in den Hinterhalt des Häschers;

Sie fassten zu, sie wussten, wen sie hatten,

Sie „befragten“ dich,

Wie man solche wie dich befragt;

Aber du schwiegst.

Du warst standhafter als mancher Mann neben dir –

Du standest zur großen Sache.

Da ist sie wieder, die Frage, die viele Menschen umtreibt und die auch Friedrich Wolf in vielen seiner Texte gestellt hat – die Frage nach dem Glück, die Frage nach dem wahren Glück. Was heißt Glück? Wie sieht es aus? Und wie lässt es sich erreichen?

Antworten auf diese Frage finden sich in seiner Erzählung „Lächeln auf deinen Weg!“ aus dem Jahre 1928, obwohl man das eingangs gar nicht vermutet. Schließlich geht es dem literarischen Helden nicht gerade gut, wie wir erfahren:

„Mit hochrotem Kopf, am ganzen Leibe zitternd, sitzt Rechtsanwalt Ruit in seinem Büro. Seine Stirnadern klopfen, seine Hände blättern sinnlos in der Akte. Hat er eine Schlacht verloren?

Er hat gerade seine Söhne verwamst, so recht aus dem Vollen. Kann man denn arbeiten, wenn diese beiden kleinen Teufel in dem engen Flur neben seinem Büro Radelrutsch fahren und dazu aus Leibeskräften Triumph heulen? Ist das nötig beim Spiel?

Nein, es ist unnötig. Zumal wenn man es ihnen schon hundertmal verboten hat. Kinder sollen spielen! Doch schließlich stellt seine Arbeit den Oberwert dar, schafft der Familie das Brot. Und an Regentagen muss diese Edelbrut sich auch einmal ruhig im Hause beschäftigen können … in dieser Vierzimmerwohnung, davon zwei Zimmer für Büro und Warteraum abgehen.

Ruit beginnt wieder in der Akte zu blättern und seine aufgewirbelten Gedanken zu konzentrieren. Diese ewigen kleinen Strafsachen, Beleidigungen, Zechprellereien, Gewalttätigkeiten im Rausch!“

Nein, dem literarischen Helden geht es offensichtlich nicht gut. Was also lässt sich tun? Und was hat diese Erzählung mit der Suche nach dem wahren Glück zu tun? Lesen Sie selbst und versuchen Sie hinter den Sinn und Nutzen der beiden Worte „Güle! Güle!“ zu kommen Ob sie auch Rechtsanwalt Paul Ruit helfen können, wieder optimistischer in die Welt zu blicken?

Und noch eine kleine Verständigungshilfe: Als Radelrutsch wird in Süddeutschland ein Tretroller oder Trittroller bezeichnet. In der Schweiz heißt dieses auf die 1817 von dem badischen Erfinder Karl von Drais vorgestellte Laufmaschine zurückgehende Kinderfortbewegungsgerät Trottinett oder Trottinette. Man kann sich also den Krach im Büro des Rechtsanwaltes gut vorstellen …

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die nächsten Sonderangebote für den letzten November-Newsletter, der schon in den Dezember hineinreicht, werden gerade eingepackt. Sie stammen wieder alle von Friedrich Wolf.

In der 1929 geschriebenen Erzählung „General Nobile verabschiedet sich von seiner auf der Eisscholle zurückbleibenden Mannschaft. Aufgefangen von Palle Pool, Kurzwellenhörer“ geht es um eine dramatische Rettungsaktion vom Nordpol, die vor 100 Jahren die Welt bewegte. Allerdings geht es dem Autor in seinem satirischen Text weniger um den Triumph, sondern vielmehr um eine Anklage der Überhöhung von Ruhm und Vaterland:

„Was tut es, wenn einige von uns um der Größe des Vaterlandes willen ihr Leben ließen, wenn fünf Alpini, die wir zuerst ausfrachten wollten, meuterten, wenn zehn Mann beim Aufprall des Luftschiffs zerschmettert wurden oder später bei der Explosion vergasten, wenn Schlitten und Flugzeuge, die in der Eiswüste nach uns suchten, verschollen sind! „Wohl dem, der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Die größte Tat seit Jahrtausenden ist durch uns getan! Italische Technik, italischer Arbeitsfleiß, italische Forschung – seit Jahrhunderten mit dem Nordpol vertraut –, italischer Wagemut haben sie vollbracht! Heil!“

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