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Abenteuer in der Mongolei, Probleme zu Pfingsten sowie eine Korrespondenz mit dem lieben Gott - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 14.04. 2023) – Jetzt sind aber mal Geografiekenntnisse gefragt. Das gilt zumindest und auf jeden Fall für das fünfte und damit letzte der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 14.04.23 – Freitag, 21. 04. 23) zu haben sind. In „Bärenjagd im Chentei“ berichtet Kurt David von einem großen Abenteuer. Allein schon der Flug mit einer AN-2, auch „Posthummel“ genannt, mit der ein Deutscher von Ulan-Bator in den Nordosten der Mongolei gelangt, verläuft sehr abenteuerlich.

In „Die Baumräuber. Warum muss ich ein Held sein?“ erzählt Wolf Spillner von einem Jäger, der mit seiner Frau allein am Waldrand lebte. Er war sehr mutig und schoss Bären, Wölfe und Wildschweine. Nur vor den Räubern, die mitten im Walde in einem riesengroßen Baum hausten, hatte er wie alle anderen große Angst.

„Das liebliche Fest“ – mit diesem Titel des Buches von Jutta Schlott ist Pfingsten gemeint: drei freie Tage für Astrid und ihren fünfjährigen Sohn Kai. Am Ende werden es drei lange Tage für Astrid, die zu Pfingsten erkennt, dass sie eine Menge ungelöster Probleme mit sich herumträgt.

In „Briefe an den lieben Gott“ von Kurt David geht es um eine zu MTS-Zeiten in den frühen Jahren der DDR geführte geheime Korrespondenz von Joseph, dem Totenbettmeister des Dorfes Piepenbach, mit - dem lieben Gott. Und der denkt offenbar ganz anders über die damaligen Zeiten, als es die Leute annehmen, den Pfarrer eingeschlossen.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Wieder einmal wird an die Zeit des Zweiten Weltkrieges erinnert und was der Krieg mit Menschen macht, die doch eigentlich leben wollen, aber vielleicht sterben müssen.

Die niedrige Nummer verweist auf ein ziemlich frühes Erscheinungsdatum: Erstmals tatsächlich bereits 1957 veröffentlichte Kurt David als Heft 5 der Erzählerreihe im Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung Berlin seine Novelle „Gegenstoß ins Nichts“: Der Gefreite Wolfgang Fiedler wollte nicht sterben. Bevor die Brücke gesprengt wurde, hetzte er ans andere Ufer und nahm in einer russischen Schule Zuflucht. Darin stand eine große Kiste. Der Angriff der Russen kam schneller als erwartet. Immer wieder wurden sie ins Feuer gehetzt, eigentlich nur, um die Kiste zu verteidigen und damit die Lüge von Major von Kaltenboek nicht aufflog. Doch dann sah Fiedler, was sich in der Kiste befand.

Den Stoff der Novelle entnahm Kurt David einer Begebenheit, deren Zeuge er im Kriege geworden war. Hier ein Auszug aus dem spannenden Heft:

Wolfgang spürte, wie ihm das Blut zum Herzen schoss. Plötzlich pfiff es heulend. Bei der Friedhofsmauer stiegen zwei riesige Feuerschwänze in den Himmel, in der Schule platzten die Fensterscheiben. Wolfgang lag im Flur und presste sein Gesicht auf die kalten Steinplatten.

Die Nacht schien in Stücke gebrochen zu sein. Gellend fiel sie auseinander.

Vom Ufer des Flusses kam der Schrei eines Riesenchores: „Urräää – urräää!“

Wieder erhielt das Schulgebäude einen bebenden Ruck und zuckte in seinen Wänden. Türen und Fenster fetzten aus dem Gemäuer.

Schreie! Befehle! Schreie! Befehle!

Wolfgang hatte Mühe, sich bis zu dem Klassenzimmer hindurchzustoßen, zu rempeln. Er fiel über zu Boden Gestürzte, sie traten ihm ins Gesicht, in den Leib, und er rappelte sich wieder auf und trat anderen in den Leib, die am Boden schrien.

Zwischendurch war die Stimme Oberleutnant Fahlbergs zu hören: „Erstes MG – in den Hausflur, zwotes MG ans Ostfenster, drittes MG Nordseite! Alles andere an die Fenster verteilen. Handgranaten fertigmachen!“

Und das wiederholte Fahlberg mehrmals.

Zwischendurch läutete dünn und fast glöckchenhaft das Telefon. Natürlich. Der Kistenunteroffizier hatte das wohl erwartet. „Jaja, freilich, jawoll, Herr Major! –Die Russen! – Ja doch, die Russen! – Ganz bestimmt! – Hören Sie, sie sind schon unter den Fenstern! – Soll hier bleiben! Jawoll!“

Der Unteroffizier legte auf, obwohl der Bataillonskommandeur noch gesprochen- hatte. Durch die Fenster peitschten Schüsse, fuhren in die Wände. Unteroffizier Bake tanzte um die Kiste herum. Er legte sich jetzt hinter die Kiste. Sie war so lang wie er selbst, und hinter der Kiste war er geschützt. Da wäre doch kein Gewehrschuss durchgesaust?! Was ist denn in der Kiste? dachte er. Pulver? Papierkram? Und wenn Munition drin ist? Nein, Munition darf nicht drin sein! Vier Handgranaten lagen neben ihm.

Draußen war ein Schreien und Schießen und Krachen und Zischen. Und die aus den Fenstern schossen, schrien auch: „Los, dort hinten, drei Mann! – und dort zwei! – Los, Feuer, immer hinein! – Feuer!“

Wolfgang Fiedler lag neben dem Maschinengewehr im Hausflur und reichte dem ersten Schützen die Gurte. Das Maschinengewehr hämmerte brüllend in die vorbeistürmenden Russen auf der Straße. Unten von der Friedhofsmauer – von rechts – knatterte ebenfalls ein Maschinengewehr. Wolfgang sah, wie sich die Leichen auf der Straße häuften.

1982 erschien in Der Kinderbuchverlag Berlin das Kinderbuch „Die Baumräuber. Warum muss ich ein Held sein?“ von Wolf Spillner. Ein Jäger wohnte mit seiner Frau allein am Waldrand. Er war sehr mutig und schoss Bären, Wölfe und Wildschweine. Nur vor den Räubern, die mitten im Walde in einem riesengroßen Baum hausten, hatte er wie alle anderen große Angst.

Doch eines Tages verfolgte er ein besonders großes Wildschwein und gelangte dabei zum Lager der Räuber. Zum Glück waren diese betrunken und schliefen ihren Rausch aus. Nur der kleine Jäger, der noch ein Kind war und keinen Alkohol trinken durfte, wachte und schlug Alarm. Vor Schreck gab der Jäger einen Schuss ab, der den Hut des kleinen Räubers traf.

Kein Räuber durfte seinen Hut abnehmen und das schon seit vielen Jahren. Ihr könnt euch denken, dass die Räuber weder Seife noch Kamm kannten. Aber nun gab es zwei Löcher in dem Hut des kleinen Räubers, durch die die Meise zu ihren Jungen fliegen konnte, die auf dem Kopf des kleinen Räubers ein Nest besaßen.

Und hier ein Auszug aus der lustigen Geschichte:

„Aufhören!“, schrie der Räuberhauptmann, „los, los – fangt die Pferde ein! Gulasch kochen! Ich habe furchtbaren Hunger!“ Da zogen die Räuber hastig davon. Den Jungräuber ließen sie zurück. Er hing in seiner Astgabel, einen ganzen Tag und einen zweiten. Der Maienregen konnte ihn nicht wecken und auch der Blitz nicht und der Donner. Er schlief und schlief und schlief. Er schlief drei volle Wochen! Dann endlich erwachte er. Alle Knochen taten ihm weh. Er jammerte vor Schmerz. Und als er sich mühsam aufrichtete, da piepte es unter seinem Hut.

„Teufel, Blitz und Spinne“, stöhnte der Jungräuber, „was zum Kuckuck ist das? Bei mir piept es! Mein Kopf ist kaputt!“

Er saß steif vor Entsetzen. Vor ihm, auf einem Zweig, hüpfte eine Meise. Sie trug eine grüne Raupe im Schnabel. Unter seinem Hut aber piepte es immer heftiger. Da riss der Jungräuber sich den Hut vom Kopf. Zitternd vor Angst tastete er auf seinem Haar herum. Er griff in ein Vogelnest, und darin hockten junge Meisen!

Der Räuber klemmte den Hut zwischen die Beine und sammelte die jungen Vögel in seine linke Hand. Es waren neun. Sie sperrten die Schnäbel auf. Der junge Räuber lachte und lachte. Er lachte so laut, dass die alte Meise erschrocken davonflog.

Bei meinem Hute, fuhr es dem Jungräuber durch den Kopf, bei meinem Hute, ich habe den Räuberschwur gebrochen! Er sah sich ängstlich um und stülpte sich rasch den Hut auf. Aber in seiner linken Hand saßen die jungen Meisen. Er sah sie an, schüttelte den Kopf und murmelte: „Ihr müsst doch ins Nest zurück!“ Er nahm den Hut vorsichtig wieder ab, setzte die jungen Vögel in das Nest auf seinen Haaren und stülpte den Hut darüber. Da flog die Meisenmutter heran, und sie schlüpfte durch das eine Flintenkugelloch in den Hut hinein. Der Jungräuber fühlte, wie die jungen Meisen in ihrem Nest zappelten, als sie gefüttert wurden. Sie piepten so lange, bis die Meisenmutter aus dem anderen Loch wieder herausschlüpfte.

Der Räuber saß da und staunte. War das ein Spaß! Und wie einfach war es, den Hut abzunehmen! Er konnte gleich viel besser sehen und hören und auch wieder nachdenken! Der kleine Jäger kam ihm in den Sinn. Den musste er suchen! Wäre dessen Flintenkugel nicht vom Ast abgeprallt und durch den Hut gefahren, hätte die Meise nicht ihr Nest darunter bauen können. Dann hätte er den Hut nicht abgenommen. Jetzt wollte er nicht mehr zu den anderen Räubern zurück!

1984 erschien im Verlag Neues Leben Berlin das Buch „Das liebliche Fest“ von Jutta Schlott.

Pfingsten – drei freie Tage für Astrid und ihren fünfjährigen Sohn Kai. Was könnten sie alles unternehmen: Zu den Eltern nach Leipzig fahren, die Freundin Lisa besuchen, vielleicht kann sich auch Knuth von seiner Familie abseilen. Oder es hat jemand Astrid geschrieben und lädt sie ein. Sie kann auch mit Kai in den ZOO gehen und es sich zu Hause gemütlich machen. Soll sie ins Theater gehen und sich in der Arbeit Vorlauf für die nächste Woche schaffen? Ach ja, der Maler wollte ja auch noch kommen. Es werden drei lange Tage für Astrid, die ihr zeigen, dass sie eine Menge ungelöster Probleme mit sich herumträgt.

1959 erschien im Verlag Neues Leben Berlin „Briefe an den lieben Gott“ von Kurt David, das aufgrund von Kirchenprotesten nicht neu aufgelegt werden durfte. Zeichen und Wunder geschehen in Piepenbach, und das in einer Zeit, wo MTS-Traktoren durchs Dorf rattern und Bauern Genossenschaften bilden. Aber der alte Joseph, der Totenbettmeister des Dorfes, weiß zu schweigen, und so ahnen die Piepenbacher gar nicht, was für eine Gnade einem ihrer Mitbürger widerfahren ist. Übrigens - hätten sie Einsicht gehabt in die Korrespondenz zwischen Joseph und dem lieben Gott, sie hätten sich arg gewundert. Der liebe Gott denkt nämlich ganz anders über die damalige Zeit, über die schlechte Belieferung des Konsums mit Stumpen und über freiwillige Aufbaueinsätze, als man so annimmt, anders, als der Herr Pfarrer annimmt. Aber, wie gesagt, das alles weiß nur Joseph. Und Evi, die Tochter vom Nachbarn, die weiß es auch. Die erzählt es aber gewiss niemandem, weil sie Angst hat, Joseph könnte ihr auf die Schliche kommen. Sie hat nämlich noch bessere Beziehungen zum lieben Gott als Joseph, und das würde den doch kränken, wenn er’s wüsste.

Ein Auszug aus dem satirischen Buch:

Der Klempnermeister, der „immer zu wenig Bleche“ bekam, war der erste, dem Joseph am anderen Morgen begegnete. Joseph trat gerade aus dem Haus, als der Klempner mit einer langen Dachrinne auf der Schulter vorbeimarschierte. Er sah Joseph, tippte sich mehrmals an die Stirn und ging grußlos vorüber.

Joseph, außer sich über diese Beleidigung, schrie hinterher: „Dein Blech!“

Der Klempner glaubte etwas verloren zu haben – das hatte Joseph ja auch beabsichtigt –, drehte sich um, und nun tippte Joseph an seine Stirn.

Das war Josephs offizieller Eintritt in Kategorie drei!

Später ging Joseph hinüber in den Pfarrgarten und holte sich die Bohnenstangen aus dem Schuppen. Herr Maisel war nicht zu sehen. Joseph war sehr zufrieden darüber, weil er ja wusste, bei dem kann ich schließlich nicht an die Stirn tippen. Der Totengräber stellte die Stangen auf, zog Schnüre und Drähte, und von Zeit zu Zeit sah er zur Schule hinüber, wo gestern noch der Dreckhaufen gelegen hatte.

Als erster erschien der Herr Bürgermeister. Er ging ins Amt. Automatisch blickte er zu der Stelle, wo der Haufen gelegen hatte. Der Bürgermeister von Piepenbach blieb stehen und schüttelte den Kopf, blickte in die Umgebung, so, als glaube er, jemand habe sich einen Scherz gemacht und den Haufen ein wenig weitergeschleppt. Dann wandte er sich um und lief hastig weiter …

Hähähä –! Kann mir richtig vorstellen, wie der ins Gemeindeamt kommt und schreit: Der Haufen ist weg, Karl, der Haufen! Und der Karl wird sagen: Wo der doch so lange dagelegen hat! – Und sie werden so albern herumblöken, als ob er gestohlen worden wäre.

Das Buch „Bärenjagd im Chentei“ von Kurt David erschien 1970 im Verlag Neues Leben Berlin als Heft 298 der Reihe „DAS NEUE ABENTEUER“.

Allein schon der Flug mit einer AN-2, auch „Posthummel“ genannt, mit der ein Deutscher von Ulan-Bator in den Nordosten der Mongolei gelangt, verläuft sehr abenteuerlich. Für die rund 600 Kilometer braucht es fast einen ganzen Tag. Im Sturzflug nähert man sich kleinen Dörfern und Siedlungen, um die Post abzuwerfen, um dann im anschließenden Steilflug wieder Höhe zu gewinnen. Und dann müssen sie auch noch durch ein Sturmgebiet: „Das Flugzeug flatterte wie ein Fetzen Packpapier in der Luft. Die Maschine fiel nach rechts, fiel nach links, sackte nach unten, hob die Schnauze, als wollte sie die Sonne anfliegen. Die gelben Tragflächen wippten bedrohlich, die Verstrebungen zitterten, unser Gepäck knallte gegen die Außenwand.“ Endlich in Dadala, dem geheimnisvollen Ort, gelandet, freut sich der Deutsche schon auf den nächsten Tag, an dem es auf Bärenjagd gehen soll. Als er endlich einen Bären sieht, erinnert er ihn an einen tapsigen Teddybär, nicht ahnend, welche Gefahren auf ihn warten. Kommen Sie mit ins Chentei-Gebirge, das übrigens auch leicht anders geschrieben und genannt wird? (Chentii-Gebirge, auch Kenteigebirge, (mongolisch Хэнтий нуруу, Chentii nuruu; russisch Хэнтэйский хребет, Chenteiski chrebet):

Tschimid und Santschir zeigten zu dem Hügel, der wie ein Mongolenhut aussah, und Songino sagte: „Dort ist der Bär.“

Ich sah nichts.

Sie lachten und beschrieben mir genau die Stelle.

Ich sah trotzdem nichts. Durch die unendliche Weite ihrer Steppe sehen ihre Augen derart scharf, dass man als Fremder nur zu staunen vermag. Santschir wickelte aus einem Tuch ein einäugiges Fernglas und gab es mir. Das war natürlich etwas ganz anderes: Jetzt sah ich tatsächlich den Bären an dem Hügel hochklettern; langsam und bedächtig tat er das, nicht wie auf der Flucht, eher, als habe er genügend Zeit, um den Wald auf der anderen Seite noch zu erreichen. Manchmal löste sich unter seinen Füßen Gestein und Geröll und rutschte den Hang hinab. Staub wirbelte auf und hüllte den Bären in eine gelbgraue Wolke.

Tschimid war nach links, Santschir nach rechts gelaufen, um den Hügel in einem großen Bogen zu umgehen und dem Bären die Fluchtwege abzuschneiden.

„Und wir steigen auch los, immer geradeaus“, sagte Songino.

„Siehst du den Bären?“, fragte ich.

„Immer.“

Ich schüttelte erstaunt meinen Kopf. „Bei der Dunkelheit?“

„Oh, das ist das beste Licht, das man sich denken kann“, meinte Songino.

Wir gingen nun nebeneinander, stolperten durch Senken, über Steine und Wurzeln. Hin und wieder reichte das gelbe Gras bis zu unseren Schultern, und wir bogen es mit den Gewehrläufen auseinander, wenn es uns die Sicht nahm. Obgleich es sehr kühl geworden war, hatte ich eine schweißnasse Stirn. Die Jagd fing an, mir Spaß zu machen. Allerlei abenteuerliche Gedanken waren in mir. Sie reichten vom Bilderbuch-Bären, der in einem Zirkus Rad fuhr, bis zur zähnefletschenden Bestie, die mit einem Mann kämpfte, der nichts als einen Dolch hatte. Es erregte mich die Vorstellung, der Koloss könne plötzlich vor uns auftauchen, vor uns stehen, auf den Hinterbeinen, groß, stark, mächtig wie ein Ungeheuer, irgendeinen grässlichen Laut ausstoßend auf uns zukommen, mit ausgestreckten Tatzen, den Tatzen mit den sichelförmigen Krallen daran.

„Ist was?“, hörte ich Songino fragen.

Vielleicht hatte ich geseufzt. Jedenfalls sagte ich, es wäre nichts. Er hätte sich wohl gebogen vor Lachen!

Um zum Schluss noch einmal auf die Bärenjagd in der Mongolei zurückzukommen, deren Anfang übrigens zu Beginn des Buches genau benannt ist (Dem Leser wird es hoffentlich jetzt wie mir ergehen, als ich in Ulan-Bator auf das Flugzeug wartete, mit dem ich in den Nordosten der Mongolei fliegen sollte: Er ist gespannt, neugierig und von abenteuerlichen Gedanken erfüllt, wie die Bärenjagd verlaufen wird. Hier noch das genaue Datum: Der 4. August 1965. Das steht in meinem Tagebuch wie alles, was diesem Morgen folgte.), so sei hier noch ein Hinweis auf die mitunter ungewöhnliche Sprache des Dolmetschers angefügt, welcher von 1959 bis 1964 in Leipzig studiert hatte: „Er war ein schmächtiger, langer Kerl mit dunklen Augen und schwarzem Haar. Wenn er Lust hatte, sprach er aus Jux sächsisch, mongolisches Sächsisch. Wer darüber nicht lachte, musste schon ein Gesicht aus Stein haben.“ Mal ganz ehrlich, haben Sie jemals zuvor mongolisches Sächsisch gehört?

Viel Vergnügen beim Lesen, weiter einen schönen April, bleiben auch Sie in den maskenlosen Zeiten weiter vor allem schön gesund und munter und bis demnächst.

Na und selbstverständlich darf auch am Ende dieses zweiten April-Newsletters der Hinweis auf die diesjährige Leipziger Buchmesse nicht fehlen, die am 27. April 2023 in der sächsischen Metropole eröffnet wird. Gastland ist in diesem Jahr übrigens – nein, nicht die Mongolei –, sondern Österreich. Und wer es an den Messetagen bis nach Leipzig schafft, der sollte sich dort auch mal in der Halle 4, am Stand D201/E 200 umsehen. Denn genau dort findet sich der Österreich-Stand. Und wie stellen sich das diesjährige Gastland und seine Literatur selbst vor? So:

Österreichisch? Österreichisch!

Das Programm des Gastlandes der Leipziger Buchmesse 2023 ist wie seine Literatur: eigensinnig, politisch wie poetisch.

Das hört sich doch gut an, oder? Zumindest ziemlich österreichisch …

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