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Was ist eigentlich Fliegenragwurz?

EDITION digital präsentiert Debütroman von Stefan Eikermann

 

GODERN bei Schwerin – Das erste Mal kommt der Begriff Fliegenragwurz auf Seite 12 des so benannten Debütromans von Stefan Eikermann vor: „Fliegenragwurz blüht aus Leibeskräften, will die Kartäusernelke übertrumpfen, streckt seine einfältigen Blüten in den Himmel und betörender Duft schwebt über dem Waldboden. Es lässt sich träumen so“, heißt es da. Neben ihm im Gras liegen gänzlich ohne Sachen und neben einer aufgebockten 250er AWO Lehrer Roloff und seine Frau, die an einem Montagnachmittag baden gefahren sind. Aber da weiß der Leser schon, dass man sich in unruhigen Vorwende-Zeiten befindet und nichts mehr bleiben wird, wie es war. Weder für Lehrer noch für Schüler noch für deren Eltern. Und schon da steckt der Leser tief in der Geschichte der zu Ende gehenden DDR drin. In schneller Folge wechseln die Schauplätze von Schule und Betrieben über Stasi-Büros und einen Jugendwerkhof bis zu Kreiskulturhaus und Kaufhalle sowie einer Fliegerkaserne im Norden der Republik und einem evangelischen Kindergarten. In vielen Details fängt der Autor die unschlüssig-bedrohliche Atmosphäre dieser Zeit ein. Aber nicht nur die Zeiten ändern sich, sondern auch die Menschen. Das zweite Mal taucht Fliegen-ragwurz auf Seite 130 auf – neben anderen Spuren eines Grenzdurchbruchs Richtung Westen. Dann wieder nach einem Umzug auf Seite 200 – allerdings mit hängenden Blüten. Und noch mehrfach auf den Seiten 261, 307, 340, 370, 371 – jedes Mal eine leichte Wendung der Handlung signalisierend. Der konsequent fast ausschließlich im Präsens geschriebene und mit Sach- und Personenregister versehene Debütroman von Stefan Eikermann ist sowohl als gedruckte Ausgabe als auch als E-Book unter www.ddrautoren.de, bei Weltbild, Google, Apple und Amazon zu haben. Und die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) ist übrigens eine seltene Pflanzenart aus der Gattung der Ragwurzen (Ophrys) innerhalb der Familie der Orchideengewächse. 2003 war die Fliegen-Ragwurz zur Heimischen Orchidee des Jahres 2003 gewählt worden – gleichsam als ein Zeichen für die zunehmende Gefährdung dieser bedrohten Art.

 

Stefan Eikermann ist der Sohn des Schriftstellers Jan Eik/Helmut Eikermann. Er wurde 1973 in Berlin geboren und gründete 1986 mit einem Freund die „wohnviertelweit agierende Umweltbewegung Greenfuture mit aufsehenerregendem Erfolg bei staatlichen Organen“, wie er selber von sich sagt. Seit 1987 war er Mitarbeiter der Umweltbibliothek. Eikermann schloss ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig als Meisterschüler ab und lebt mit seiner Familie auf einem Bauernhof in Grimme in der Uckermark. Für sein fotografisches und literarisches Schaffen wurde er unter anderem mit dem Preis für Dokumentarfotografie der Wüstenrotstiftung, mit dem Kunstpreis der Land Brandenburg Lotto GmbH sowie mit dem Ehm-Welk-Literaturpreis ausgezeichnet.

 

Die vor 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erläuterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend Lektüre bei sich habe, die Schrift vergrößern und sich mit manchen Geräten die Bücher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale Bücher oft preiswerter als gedruckte. Als erstes digitales Erzeugnis war 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ erschienen. Als erstes tatsächliches E-Book präsentierte EDITION digital zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm mehr als 700 Titel (Stand August 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als Nächstes insgesamt 17 Bücher des im Mai dieses Jahres verstorbenen Politikers und Autors Hans Bentzien (1927 bis 2015), der in den sechziger Jahren DDR-Kulturminister und nach der Wende 1989/1990 Generalintendant des bald abgewickelten Deutschen Fernsehfunks (DFF) war.

 

Titelbilder können Sie hier herunterladen. Weitere Informationen erhalten Sie unter diesem Link.

 

EDITION digital: Newsletter 13.08.2015 - Was ist eigentlich Fliegenragwurz?