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Zwischen zwei Frauen
In dem Roman „Suche nach mehr“ von Uwe Berger muss sich Ingenieur John entscheiden
„Das Abteil war überfüllt. Sie mussten stehen. John beugte sich vor und sagte an ihrem Ohr, das zur Hälfte vom Schal bedeckt war: „Wir fahren bis zur Endstation.“ Er sagte es und war sich dessen bewusst, dass er eine Entscheidung getroffen hatte, die sein weiteres Leben verändern würde. Kann ich denn anders? dachte er. Es hat sich in mir entschieden. Carola hob den Kopf. Sie nickte. Eigentlich sollte ich mich etwas deutlicher ausdrücken, fand John im Stillen. Aber das wäre gefährlich, hier, wo fremde Ohren jeden Satz aufschnappen.“
Das sind einige Sätze aus dem spannenden Roman „Suche nach mehr“ von Uwe Berger, dessen Handlung vor und nach 1945 spielt. Seine Schauplätze sind Berlin, Dresden und Paris. Der Ingenieur John steht zwischen zwei Frauen, der mit ihm verheirateten lasziven Helene, die nazifreundlich ist, und der attraktiven Carola, die in seinem AEG-Betrieb als Sekretärin arbeitet und einer linken Gruppe angehört. John verbirgt sie vor der Gestapo. Carola kann nach Frankreich fliehen. John bleibt und hat Kontakt zu einem Mitglied der verschwörerischen „Teegesellschaft“.
Von Helene geschieden, versucht John nach dem Krieg in Ostberlin mit der aus der Résistance selbstsicher zurückgekehrten Carola zu leben. Er, den die lauernde Gewalttätigkeit Helenes abgestoßen hat, erträgt auch die intolerante Starrheit Carolas nicht. Er sucht nach mehr.
Am Grabmal von Walther Rathenau erkennt er, wie sehr er mit den Verhältnissen in Ostberlin kollidiert, wie einsam er ist, und erliegt bald darauf einem Herzversagen. Doch auch Carola hat ihre Schwierigkeiten und versöhnt sich nach dem Tod von John mit Helene. Das Leben hat sie gelehrt, über sich selbst zu entscheiden.
Der für sein ebenso umfangreiches wie literarisch vielfältiges Werk mehrfach ausgezeichnete Autor Uwe Berger wurde 1928 in Eschwege in Hessen geboren und verlebte seine Jugend in Emden, Augsburg und Berlin. Als Angehöriger der Flakhelfer-Generation meldete er sich 1945 freiwillig zur Kriegsmarine, um so der Einberufung zur Waffen-SS zu entgehen. Bei Kriegsende war er Marineoffiziersanwärter in Dänemark. Nach seiner Heimkehr schrieb er erste Gedichte und Prosaversuche, studierte an der Berliner Humboldt-Universität Germanistik und Kunstwissenschaft und arbeitete danach im Verlag Volk und Wissen und im Aufbau-Verlag. Seit 1955 war Uwe Berger freiberuflich tätig.
Der Lyriker, Essayist und Erzähler, der von 1973 bis 1989 als Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und von 1982 bis 1989 zudem als parteiloser Vizepräsident des DDR-Kulturbundes wirkte, starb am 16. Februar 2014 in Berlin.
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