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Pfade hinaus. Episoden der Erinnerung von Uwe Berger
Autor:
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
09.08.2013
ISBN:
978-3-86394-204-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 123 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Literarisch, Belletristik/Politik
Belletristik: allgemein und literarisch, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Biografischer Roman, Familienleben
Lennart Meri, Jan Petersen, Walter Janka, Gertrud Kolmar, Hanns Eisler, Kurt Schwaen, Siegfried Matthus, Joachim Jastram, Wolfgang Harich, Ingrid Goltzsche
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Bald nach ihm ergriff Generalmajor Prof. Dr. Rolf Lehmann von der Dresdner Militärakademie das Wort. Er erläuterte die neue Militärdoktrin der Warschauer-Pakt-Staaten, die Militärdoktrin Gorbatschows, die auf die Ablehnung von Angriffskriegen, umschrieben durch die Formel „den Aggressor auf seinem eigenen Territorium schlagen“, und das Patt der Militärsysteme hinauslief.

In einer Pause der Konferenz, die im Plenarsaal des Dresdener Rathauses stattfand, ging ich im Gewühl der Delegierten auf Lehmann zu, der durch seine Uniform auffiel. Ich war entschlossen, ihm eine heikle Frage zu stellen, ohne dabei meine eigene Meinung zu verleugnen. Seine genauen Formulierungen hatten mir gefallen, und ich vermutete, dass er präzise Offenheit liebte.

„Was denken Sie über Afghanistan? Ich komme immer mehr zu der Ansicht, dass das Ganze ein militärischer und politischer Fehlschlag ist.“

„Sie haben völlig recht“, antwortete er. „Ein strategischer und taktischer Unsinn. Ein solcher Krieg ist nicht zu gewinnen, das wissen wir. Da fahren die sowjetischen Panzer in die Hochgebirgsschluchten und werden von oben mit Steinbrocken erledigt. Die Panzerkanonen können wegen ihres geringen Neigungswinkels überhaupt nicht eingesetzt werden.“ Wenn er auch ein wenig auswich - eine derart unverblümte Ablehnung von kompetenter Seite überraschte mich.

Es war geplant, dass ich auf der Dresdner Konferenz das Schlusswort sprach. Dafür hatte ich einen Text von fünf Schreibmaschinenseiten vorbereitet. Rudi Raupach vom ZK der SED, der mich „begleitete“, hatte die Ausarbeitung gelesen und gebilligt. Ich fand es aber unmöglich, nur ein Statement zu verlesen, und ging auf meine Vorredner ein. Auch in der Kunst, so stand es in meinem Konzept, dürfe nicht das verstummen, was sich dem Furchtbaren der jüngsten Vergangenheit widersetzt. Dem konnte ich zwanglos hinzufügen, dass die von Lehmann definierte neue Militärstrategie, wenn sie denn „den Krieg im Frieden besiegen“ wolle, auf wirkliche friedliche Koexistenz abziele.

Afghanistan und Gorbatschow verhalfen mir zu neuen Einsichten.

 

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