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Der Provinzialminister für Franken saß jetzt nicht mehr in seiner Provinz Ansbach-Bayreuth, sondern im Generaldirektorium in Berlin und hatte dort ein Eckhaus am Opernplatz bezogen. In zentraler Lage, nicht weit vom Schloss entfernt, stand er nun trotz seiner Position im Schatten des neuen Mannes. Friedrich Wilhelm III. hatte Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenberg-Kehnert, den pedantisch denkenden General mit der Umbildung der Verwaltung betraut. Dieser wollte sogar persönlich eine Prüfung an Ort und Stelle in Franken vornehmen, aber zum Glück erreichte Hardenberg, dass er neben Schulenburg als gleichberechtigter Untersuchungschef bestellt wurde. Es folgten lange Verhandlungen über alle Rechnungsposten, die sich wochenlang hinzogen. Der König hatte dann die Querelen satt, hielt zu Schulenburg und begrenzte Hardenbergs Mitwirkung an den Finanzangelegenheiten des Landes. Das Regiment übernahmen nun zwei Rechnungsräte und erledigten bis Jahresende ihre Aufgabe: Sie hatten die Reformen zurückgedreht und die Finanzverwaltung in Franken mit den anderen preußischen Verwaltungen kompatibel gemacht. Hardenberg war nun in jeder Beziehung ein Rädchen im Generaldirektorium und hatte sich in die Linie der anderen Provinzialminister einzureihen, weit entfernt von der schon einmal erreichten Immediatstellung beim alten König.
Friedrich Wilhelm III., nun ein Jahr im Amt, hatte mit den besten Vorsätzen begonnen. Eine Reihe von Kommissionen waren eingerichtet worden, die Verbesserungen vorschlagen sollten, aber Entscheidungen wurden hier nicht getroffen. Leute streng konservativen Zuschnitts hatten des Königs Ohr und machten sich unentbehrlich. Die eingeschränkte Stellung Hardenbergs war schon an seinem Wohnsitz erkennbar. Das Haus verband seine Wohnung mit der Kanzlei, dem Archiv und der Registratur. Vorbei die Tage in Schlössern und Parks, jedenfalls vorläufig.
Eigentlich wollte man von ihm jetzt nur Wohlverhalten und Zurückhaltung, aber dafür war er nicht der richtige Verwalter. Er vertiefte sich notgedrungen in die verfilzten Verwaltungsstrukturen, lernte sie eigentlich erst jetzt im Detail kennen. Vorher hatte er sie als ungeeignet in Bausch und Bogen abgelehnt. Mit jedem Tag lernte er die wahren Verhältnisse, die er bisher nur von Franken aus beobachten konnte, genauer kennen. Er machte sich ein Bild von den agierenden Personen des Kabinetts, seinen Kollegen und leitenden Behörden und Ämtern. Das steinalte Kollegialprinzip funktionierte in der Praxis gar nicht mehr. Preußen war seit den hundert Jahren, vor denen es eingeführt wurde, weitaus größer geworden. Damit war auch der Verwaltungsaufwand unvergleichlich angewachsen. Niemand konnte sich mit allem befassen, sodass die Einzelentscheidung die gängige Praxis geworden war. Eine Ausnahme bildete vielleicht das Finanzressort, am Geld hatten alle gleiches Interesse.
Das Generaldirektorium war daher völlig unübersichtlich geworden und dieser Umstand kam Hardenbergs Absichten entgegen. Er baute bereits kräftig die Stützpunkte seiner Reformen aus, zumal der König bei einem Huldigungsbesuch in Franken immer wieder auf die achtungsvolle Erwähnung des Namens Hardenberg gestoßen war und seine schroffe Ablehnung etwas gemildert hatte. Ein neuer Ansatz war der personelle Ausbau des Kammersenats beim Ansbacher Gerichtshof, den er mit seinen Anhängern besetzte und sie anhielt, ihre Befugnisse zu erweitern.