Specials
Firmenlogo
Verlag für E-Books (und Bücher), Handwerks- und Berufszeichen
Sie sind hier: Oberhäuptling der Herero von Dietmar Beetz: TextAuszug
Oberhäuptling der Herero von Dietmar Beetz
Autor:
Format:

Klicken Sie auf das gewünschte Format, um den Titel in den Warenkorb zu legen.

Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
02.12.2014
ISBN:
978-3-95655-181-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 471 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte
Horrorliteratur und Übernatürliches, Historischer Roman, Kriegsromane
Deutsch-Südwestafrika, Witbooi, Herero, Windhuk, Nama, Samuel Maharero, Theodor Leutwein
12 - 99 Jahre
Zahlungspflichtig bestellen

Es sollte wohl trösten, und es war seine letzte Rechtfertigung Assa gegenüber. Von da an mied er den einstigen Freund und Vertrauten, der ihm schon länger aus dem Weg ging, und sie begegneten einander nur noch selten und stets in der Öffentlichkeit.

So Wochen nach der Wahl, als Samuel am Okuruo dem Rat der Großleute vorschlug, Nikodemus zum Häuptling der Ostherero zu ernennen.

Der Vorschlag kam offenbar für alle überraschend. Die meisten guckten, als hätten sie sich verhört, und erst allmählich wurden Stimmen laut. Jemand erkundigte sich: „Was hast du vor? Welche Absicht verfolgst du?“

„Nikodemus“, erklärte der Oberhäuptling, „ist, wie ihr wisst, ein energischer Mann. Er wird dort im Osten für Ruhe und Ordnung sorgen, ein guter Nachbar der Khauas sein und die Gelben zugleich von unseren Weiden fernhalten.“

„Ich — dein Wachhund?“ Nikodemus war aufgefahren, unfähig, sich länger zurückzuhalten. „Du willst mich loswerden, willst mich Lampert und seinen Khauas ausliefern!“

Samuel tat erstaunt. „Hast du Angst?“

So hatte er schon einmal gefragt, damals, als Nikodemus den Auftrag, im Süden Waffen und Munition einzutauschen, zurückwies. „Hast du Angst?“

Dieselben Worte, und wieder blieb Nikodemus kein Ausweg. Er wusste das wohl und wehrte sich deshalb verzweifelt. „Ich lass mich nicht verbannen, nicht im Sandfeld begraben! Gobabis — das ist der ödeste Winkel der Welt!“

„Deine Werft liegt am Weißen Nossob, näher bei Okaseva als bei Gobabis. Sie hat gutes Land, und sie ist unser wichtigster Stützpunkt im Osten. Außerdem kannst du, sooft du willst, hierherkommen — vorausgesetzt, du erfüllst deine Aufgaben.“

„Meine Aufgaben erfüllen!“ Nikodemus lachte höhnisch. „Wie denn, womit?“

„Tjetjoo wird dir unterstellt.“

„Tjetjoo ist selber Häuptling!“

„Er hat dir zu gehorchen“, erklärte Samuel mit Nachdruck, „und er wird dir gehorchen — fett und träge, wie er ist. Die Krieger von Tjetjoo unterstehen in Zukunft dir!“

Nikodemus stockte, runzelte die Stirn, und sein Gesicht spiegelte die Gedanken, die ihn jagten, die Versuchung, die ihn lockte. Es war so still, dass man das Feuer auf dem Okuruo knistern hörte.

„Nein!“ Er riss sich los, fuhr erneut auf. „Ich geh nicht in diese Falle! Du hast kein Recht, mich zu verbannen wie einen Verbrecher. Erst Kavazeri, nun ich ... Wer dir im Weg ist, den schickst du fort.“

Samuel blieb gelassen, ja, er lächelte sogar. „Merkst du nicht, dass. du dich wiederholst und verhedderst? Wer außer dir hält Kavazeri für einen Verbannten, einen — Verbrecher?“

„Das unterstellst du mir; das habe ich nicht gemeint!“

„Aber gesagt, und alle haben’s gehört!“

Zustimmung und Widerspruch wurden laut, Spott und Protest und Schadenfreude. Nikodemus warf einen verwirrten Blick in die Runde, suchte Assa.

Samuel kam ihnen zuvor. „Schluss jetzt! Wir haben lange genug gestritten; mir ist schon der Schlund wie ausgedorrt.“

„Mir auch!“, rief Absalom, und Kamumbumbi fiel ein.

„Assa“, fuhr Samuel fort, „erklär du Nikodemus dann bitte noch einmal alles in Ruhe! Dir glaubt er vielleicht.“

Assa, erklär du ihm ...! Nach allem, was war, diese Aufforderung, dieses hinterhältige Ansinnen! Als wär ich sein Helfershelfer, ohne Bedenken auf seiner Seite!

Die List gelang. Assa war überrumpelt. Verwirrt wich er dem beschwörenden Blick aus, und was er sagen wollte für Nikodemus, blieb ihm in der Kehle stecken. Er murrte nur.

„Gut. Stimmen wir also ab! Wer dafür ist, dass wir Nikodemus zum Häuptling der Ostherero ernennen, der gebe das Zeichen!“ Assa rührte sich nicht. Er sah, wie viele Hände sich hoben, sah, dass Nikodemus den Kopf senkte ...

„Danke. Und wer ist dagegen?“

Einer meldete sich, dann noch jemand, zögernd.

„Ich auch!“ Assa riss die Hand hoch.

Samuels Miene veränderte sich nicht.

„Schön“, sagte er lächelnd. „Damit ist Nikodemus ernannt. In den nächsten Tagen wird er abreisen, um die Würde zu übernehmen. Wir wünschen ihm für seine schwierige und wichtige Aufgabe Glück und Erfolg.“

 

Oberhäuptling der Herero von Dietmar Beetz: TextAuszug