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Ins Auge fiel mir das durchnässte blaue Tuch, ähnlich einem Bettlaken, das sie von der Brust bis zu den Knien bedeckte. Es war an mehreren Stellen zerrissen. Von Tieren? Die Frau lag auf dem Rücken, Arme und Beine gerade ausgestreckt. Wie eine Statue. Sie wirkte auf mich dünn, vielleicht sogar abgemagert. Unter dem Laken war sie anscheinend nackt. Mich interessierte vor allem, ob es sich um Franziska Rausch handeln könnte. Doch es war schwierig, sie mit dem Bild einer gut genährten Franziska abzugleichen, das ich von ihr im Kopf hatte.
Unmerklich schob ich mich immer näher in Richtung Leiche, bis ich einen kräftigen Druck an meinem rechten Arm spürte und weggezogen wurde. Ein verärgerter Arno ranzte mich an: Corinne, was treibst du hier?!
Oh, ich war neugierig, als ich von dem Leichenfund erfuhr. Ich wollte wissen, ob es eventuell Franziska Rausch ist. Aber das kann nicht sein. Dafür ist sie zu dünn. Niemand nimmt in vier Tagen so viel ab.
Stopp! Du arbeitest mit Edgar. Daran hältst du dich gefälligst! Misstrauisch blinzelte er über mich hinweg. Ist Kunze etwa auch da?
Nein, er hat einen wichtigen Termin.
Arno war mit der schlichten Erklärung zufrieden. Harsch forderte er mich auf, mit dem erstbesten Wagen zurück in die Stadt zu fahren. Ich musste etwas warten, bis sich eine entsprechende Gelegenheit bot. An einen Dienstwagen gelehnt, erspähte ich auf einmal Till Reimers, einen Kollegen aus Neuruppin, zwei Jahre älter als ich und Vater meines tot geborenen Kindes. Es gab einen offensichtlichen Grund für seine Anwesenheit: der Parkplatz und damit die Leiche lagen in Brandenburg. Ich vermutete, Till würde die Zusammenarbeit mit den Berlinern koordinieren.
Es geschah damals nach der letzten Betriebs-Weihnachtsfeier: wir tranken beide zu viel und landeten im Bett. Von meiner Seite aus war es eine einmalige Sache, doch sie hatte Folgen. Weil ich manchmal vergesse, die Pille zu nehmen. Till freute sich über meine Schwangerschaft und wollte immer für mich und das Kind da sein. Dass ich keine Beziehung mit ihm wollte, kränkte ihn sehr. Ich musste damals viel mit ihm reden, damit er mich verstand. Dann kam ja sowieso alles anders. Auch er litt unter dem Verlust. Inzwischen schaffen wir es wieder, halbwegs normal miteinander umzugehen, wenn wir uns über den Weg laufen. Was ich möglichst vermeide. Deshalb drehte ich Till den Rücken zu.