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Etwas sagen möchte ich …  Eine Biografie in Büchern von Michael Baade
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Preis E-Book:
4.99 €
Buch:
14.80 €
Veröffentl.:
16.08.2021
ISBN:
978-3-96521-434-7 (Buch), 978-3-96521-435-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 112 Seiten
Kategorien:
Biografie & Autobiografie / Literatur, Lyrik/Deutsch, Lyrik/Tod, Trauer, Verlust
Biografien: allgemein, Zeichnung, Moderne und zeitgenössische Lyrik (ab 1900), Einzelne Dichter, Ostseeküste und -inseln, Mecklenburg-Vorpommern, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (1950 bis 1999 n. Chr.)
Armin Münch, Grafik, Kunst, Hiddensee, Rostock, Lyrik, Tod, Trauer, Liebe, Mutter, Biografie, Weimar, Worpswede, Hiddensee, Athen, Jerusalem, Egon Schultz, Jan Vogeler, Griechenland, Jesus, Werner Geske
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LESEPROBE AUS „JAN VOGELER“

Dem Menschen, um den es in diesem Buch geht, bin ich leider nur ein einziges Mal persönlich begegnet.

Es war am 17. Februar 2004, ein düsterer Winternachmittag.

Nach meiner Anmeldung stand ich nun in Worpswede in seiner Straße Am Hörenberg, schaute mich ein wenig um, bis ich schließlich an der Tür seiner für Worpsweder Verhältnisse eher bescheidenen Wohnung klopfte.

Professor Vogeler öffnete und bat mich hinein. Er lächelte freundlich und zugleich ein wenig verlegen. Es war zu merken, dass er nicht alle Tage Besuch empfing. Doch die Verlegenheit war mehr auf meiner Seite. Ich war überrascht. Diese Ähnlichkeit mit dem Vater hatte ich nicht erwartet. Der gleiche Mund, die gleichen feinen, aber tiefgefurchten Gesichtszüge und die gleichen leuchtenden dunklen Augen – woher kannte ich dieses unverwechselbare Gesicht? Es fiel mir erst im Laufe unseres Gespräches ein: Ich kannte es vom Titelbild der Heinrich Vogeler-Biografie, die auf meinem Schreibtisch steht. Ich meinte, durch den Sohn hindurch den Vater zu erkennen. Trotz der Befangenheit überschaute ich mit einem Blick, wie beengt und mit Büchern und Papieren vollgestopft seine Wohnung war, so dass sich kaum Raum für ein Gespräch anbot. Meine Einladung, unsere Begegnung im benachbarten Café Scheibner fortzuführen, nahm er erfreut und erleichtert an.

Unser Gespräch entwickelte sich verhalten. Jan Vogeler wirkte zunächst verschlossen, und mit dem, was er zögernd und besonnen von sich gab, blieb er bewusst im Unverbindlichen. Er wollte sich nicht festlegen. Wahrscheinlich hatte man ihn schon zu oft ausgefragt und mehr von ihm wissen wollen, als er preiszugeben bereit war.

Als ich ihm Grüße eines Freundes bestellte, taute der Professor nach und nach auf und sagte: „Ja, den kenne ich gut, der war einer der wenigen aus der alten Bundesrepublik, der mich regelmäßig in Moskau besucht hat und mich immer um Rat fragte.“ Nun wollte er wissen, woher ich käme. Als ich ihm erzählte, dass ich Rostocker sei, wurde er noch gesprächiger. Aus seinen interessierten Fragen nahm ich wahr, dass ihm die DDR näher war als die Bundesrepublik. Freundlich lächelten wir einander an und verstanden uns wortlos.

Am Ende des Zusammenseins war das Eis zwischen uns endgültig gebrochen. Jan Vogeler war nicht mehr der zurückhaltende Gesprächspartner, sondern gab sich locker und aufgeschlossen.

Ihn zu seiner kleinen Wohnung am Hörenberg begleitend, versprach ich, dass ich wiederkommen werde.

Ich hatte eine neue Brücke zu ihm gefunden. Jan Vogeler war für mich nicht mehr länger nur der Sohn. Er war herausgetreten aus dem Schatten seines Vaters. Ich hatte entdeckt, dass dieser Mensch ein spannendes Leben zwischen Moskau und Worpswede, zwischen den Blöcken des Kalten Krieges und zwischen Ost und West gelebt hat, dass er uns eine Menge zu erzählen, zu vermitteln, weiterzugeben hat.

Er war nicht nur Zeuge wichtiger Veränderungen in Moskau geworden, er hatte selber diese Veränderungen mitgestaltet.

Er hat seine eigene Geschichte, und die harrt darauf, aufgeschrieben zu werden.

Vor dem Eingang zu seiner Tür vereinbarten wir, in Kontakt zu bleiben. Ich wollte ihn zu den einzelnen Stationen seines Lebensweges befragen und ausführlich für die Zeitschrift „MUT“ interviewen.

Wir blieben in Verbindung.

Von der Redaktion erhielt ich „grünes Licht“ für mein Interview und vereinbarte einen Termin mit dem Sohn des Malers Heinrich Vogeler.

Am Tag vor dem festgelegten Treffen kam ich von einer Auslandsreise zurück. Ich fuhr gleich nach Worpswede, um rechtzeitig da zu sein und mich innerlich auf die neue Begegnung mit dem von mir verehrten Menschen vorzubereiten.

Der Abend lud zu einem ausgedehnten Spaziergang durch das tief verschneite Künstlerdorf ein. Meine Schritte führten mich über den Friedhof, um den Künstlern, die hier begraben liegen, meine stille Referenz zu erweisen. Zwischen den verschneiten Gräbern erblickte ich einen Hügel mit frischen Kränzen und Blumen, auf die noch nicht einmal Schnee gefallen war. Die gelben Mimosen leuchteten in der Dunkelheit und verbreiteten trotz des Frostes einen milden, süßlichen Duft.

Ich trat näher, um zu lesen, welcher Name auf den Kranzschleifen steht. Ich las, ohne zu begreifen: Jan Vogeler.

In meiner Manteltasche trug ich meine Fragen zum Interview bei mir. Unwillkürlich griff ich danach.

Doch, den Toten konnte ich nicht mehr befragen.

Aber nun musste ich mehr von ihm und über ihn wissen. Ich wollte ihm nachsinnen.

So hat die Arbeit an diesem Buch begonnen.

 

Lesungen in Worpswede, Bremen, Rostock, Hamburg, Berlin und Mannheim.

AUS REZENSIONEN

Der Rostocker Schriftsteller Michael Baade, spätestens seit der Wende eng verbunden mit dem Weltdorf Worpswede und seiner Kunsttradition, dokumentiert Leben und Wirken von Jan Vogeler, Sohn des legendären Worpsweder Malers und Weltverbesserers Heinrich Vogeler.

So wie der Lebensweg des Vaters vom gefeierten Meister des Jugendstils über den Pionier der Sowjetkunst bis zum Hungertod in der kasachischen Steppe wohl nur als tragische Parabel zu begreifen ist, spiegeln sich auch im Schicksal des Sohnes die Katastrophen der Epoche und alle Höhen und Tiefen in den deutsch-russischen Beziehungen.

NEUES DEUTSCHLAND

 

Ein einziges Mal begegneten sich der Autor Michael Baade und der zuletzt in Worpswede lebende Jan Vogeler und vereinbarten Gesprächstermine zu einem Buchprojekt über den Philosophie-Professor und Mitstreiter Michael Gorbatschows, der sich selbst als „Mittler zwischen Russland und Deutschland“ bezeichnete. Doch dazu kam es nicht mehr: 81-jährig starb er im Januar 2005.

Danach machte sich der Rostocker Schriftsteller auf die Quellensuche und spürte die verschlungenen Lebenswege Jan Vogelers auf. Herausgekommen ist ein Stück Zeitgeschichte – von der Weimarer Republik über den Stalinismus, Faschismus, Zweiten Weltkrieg und Kalten Krieg bis zu Glasnost, Wende mit dem Ende der DDR und der Zeit nach der Wiedervereinigung.

WESER-KURIER

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