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Erinnerung an eine große Fabuliererin - EDITION digital gedenkt Waldtraut Lewin zum 5. Todestag

GODERN bei Schwerin – Zu den genialen literarischen Tricks der vor fünf Jahren am 20. Mai 2017 in Berlin gestorbenen Schriftstellerin Waldtraut Lewin gehörte es, historische Fakten mit fantasievollen Rahmenhandlungen zu verbinden. Das galt bereits für ihr 1973 im Verlag Neues Leben Berlin veröffentlichtes Debüt „Herr Lucius und sein schwarzer Schwan“, das am Vorabend des großen Spartacus-Aufstands im Alten Rom spielt und vom Scheitern der Utopie der Harmonie zwischen Herr und Knecht handelt. Im Programm von EDITION digital liegen insgesamt neun Bücher von Waldtraut Lewin vor, die unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben sind. Dazu gehören die Biografie „Gaius Julius Caesar. Aufstieg und Fall eines römischen Politikers“ (1980) und „Poros und Mahamaya. Eine Geschichte aus dem alten Indien erzählt nach der Oper ‚Alexander in Indien‘ von Georg Friedrich Händel“ (1987), die beiden Reisebücher „Katakomben und Erdbeeren“ (1977) und „Waterloo liegt in Belgien“ (1985) sowie das erstmals 1982 als Band 162 in der bekannten und beliebten Reihe „Die kleinen Trompeterbücher“ des Kinderbuchverlags veröffentlichte Geschichte „Vom Eulchen und der Dunkelheit“ über den Sinn des Eulenlebens und das Erwachsenwerden.

Waldtraut Lewin wurde am 8. Januar 1937 in Wernigerode (Harz) geboren. Als Tochter assimilierter Juden war Lewin seit ihrer Geburt durch die Nürnberger Rassegesetze bedroht. Die Ehe ihrer Eltern musste zum Schutze des Vaters, der kein Jude war, annulliert werden, um beide von dem Straftatbestand der „Rassenschande“ zu befreien. Die Vormundschaft des Mädchens hatte ab März 1939 ihr Großvater Robert Lewin übernommen. Dank seiner Umsicht und Unerschrockenheit konnte Familie Lewin der Verfolgung entgehen und den Krieg überstehen. Nach Schule und Abitur studierte Lewin bis 1961 an der Humboldt-Universität zu Berlin (Ost) sowie an der Freien Universität Berlin (West) Germanistik, Latein und Theaterwissenschaften. 1964 erlangte sie ihren Abschluss als Diplomphilosophin. Von 1961 bis 1973 wirkte sie als Dramaturgin am Landestheater Halle im Team von Generalmusikdirektor Horst-Tanu Margraf, Regisseur Heinz Rückert und Bühnenbildner Rudolf Heinrich. In dieser Zeit entstanden Bühnenfassungen und Übersetzungen von 16 Händel-Opern aus dem Italienischen. Anschließend war sie von 1973 bis 1977 Dramaturgin und Opernregisseurin am Volkstheater Rostock. Seit 1977 war die sehr produktive und vielseitige Autorin freiberuflich tätig. In knapp viereinhalb Jahrzehnten veröffentlichte sie mehr als 60 Buch-Titel, 13 davon wie „Märchen von den Hügeln“ und „Die Zaubermenagerie“ gemeinsam mit ihrer Tochter Miriam Margraf, die ebenfalls Schriftstellerin ist. Lewin verfasste auch mehr als 20 Hörspiele für Kinder und Erwachsene, Filmdrehbücher, Libretti für zwei Rockopern und publizierte fleißig in Tagezeitungen und Zeitschriften und in Anthologien. Lewin starb am 20. Mai 2017 in der Berliner Charité, nachdem sie ihren 80. Geburtstag noch bei guter Gesundheit in Israel gefeiert hatte. 1970 wurde Lewin mit dem Händelpreis der Stadt Halle ausgezeichnet, 1978 mit dem Lion-Feuchtwanger-Preis der Akademie der Künste und 1988 mit dem DDR-Nationalpreis.

Titelbilder können Sie hier herunterladen.

EDITION digital: Presse 19.05.2022 - Erinnerung an eine große Fabuliererin