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Happy Rolliday von Hans-Ulrich Lüdemann
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Preis E-Book:
20.99 €
Veröffentl.:
20.08.2020
ISBN:
978-3-96521-083-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 1040 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Medizin, Belletristik/Politik, Belletristik/Urlaub, Reisen / Südafrika, Reisen / USA
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Reisen und Urlaub, Südafrika, Feiertage, besondere Feste und saisonale Ereignisse, Vereinigte Staaten von Amerika, USA, Australasien, Ozeanien und andere Landgebiete im Pazifik
Alfred Hitchcock, Atlantis STS 112, Australien, Bodega Bay, Disneyworld, Dubai, Florida, Glen Ellen, Golf von Mexiko, Jack London, Kap der Guten Hoffnung, Miami, Nelson Mandela, Querschnittlähmung, Robben Island, Rollstuhl, Rollstuhlfahrer, San Francisco, Seaworld, Sentosa, Singapur, Südafrika, Sydney, Tafelberg
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Es ist nach wie vor ein gewagtes Unternehmen, als Rollstuhlfahrer mit dem Flugzeug unterwegs zu sein. Und das nicht nur von Berlin nach München, sondern gleich über den Großen Teich. Aber es ist wirklich eine Frage der Organisation, sich auf so einen Trip einlassen zu können. In diesem konkreten Falle traf manch Positives zusammen: Das Wichtigste war wohl, dass unser Gastgeber in San Fran (sage niemals Frisco, dann gibt es Zanke mit Einheimischen!) ein alter Schulfreund war. Dieser war Anfang der Neunziger von seiner Reederei als Repräsentant mit Familie, Haus und Auto in die wohl schönste Stadt Kaliforniens geschickt worden. Durch diese private Anbindung haben wir in vierzehn Tagen ein Maximum sehen und erleben können, was seinen Niederschlag im vorliegenden Reise-Essay fand. Der Zusatz and so on bedeutet, dass es nicht nur um diese Reise geht – und so weiter meint, dass auch mein Leben als DDR-Schriftsteller vor und nach dem Unfall 1977 eine Rolle spielen wird. Verknüpft mit eigenen Beobachtungen und Erlebnissen im US-amerikanischen Alltag, wie er sich nicht nur bei meinem Schulkameraden und seiner Familie zeigte. Sehenswürdigkeiten zu beschreiben halte ich für weniger sinnvoll; das können Reisehandbücher wie beispielsweise der Baedeker viel besser und umfangreicher. Ein besonderes Erlebnis war allerdings der Besuch auf Jack Londons Farm bei Glen Ellen. Nicht zu vergessen der J.-L.-Bookstore – ein Buchladen mit einem Sammelsurium, was nur mit dem weltbekannten Autor irgendwie zu tun haben könnte. Ich hatte Jahre zuvor kraft Fantasie den Abenteuerroman Tödliche Jagd (Co-Autor Hans Bräunlich) geschrieben, dessen Hintergrund unter anderen Jack London und S. F. waren. Im Nachhinein bin ich zufrieden mit meiner professionellen Vorstellungskraft. Oder unser Besuch in Bodega Bay. Hier drehte Alfred Hitchcock seinen Horror-Film Die Vögel. Die Schule, in der sich die Katastrophe mit Möwen, Krähen etc. abspielte, stand noch als heruntergekommene Pension. Das wichtigste Anliegen meines Reise-Essays war jedoch am praktischen Beispiel vorzuführen, dass es auch einem hochgradig Querschnittgelähmten nicht versagt bleibt, im Rollstuhl fremde Länder auf entfernten Kontinenten zu besuchen. Aktionen wie Happy Rolliday I-IV, selbstredend mit helfenden Händen, erweitern nicht nur den Gesichtskreis, sie stärken das Selbstbewusstsein und somit auch die Gesundheit eines Behinderten.

Hatten wir 1993 das Glück, dank eines Schulkameraden Kalifornien besuchen zu können, so war es Anfang 2001 meine Nichte Vera und ihr Mann Horst van Biljon, die unseren Aufenthalt in Kapstadt und Umgebung begleiteten. Zwischenzeitlich waren wir durch Reisen nach Kanada, Guernsey und Zypern erfahrene Passagiere, so dass die zwölf Stunden Flug kein Problem darstellten. Dank meiner Nichte waren wir auf dem Tafelberg, am südlichsten Punkt des Kontinents in Cap Agulhas, in der Century City, der größte Kauf- und Spaßpark auf unserer südlichen Halbkugel. Beinahe Heilige Pflicht war für uns eine Visite auf Robben Island zu Ehren Nelson Mandelas. Die tägliche Besucherzahl ist begrenzt, um Flora und Fauna der Insel zu schützen. In seiner Biographie ‚Langer Weg zur Freiheit’ schildert Nelson Mandela auch seine 18 Haftjahre auf Robben Island. Nie werde ich den Besuch in der 5 qm großen Zelle oder im Steinbruch vergessen. Dieser Mann ist ein Held des 20. Jahrhunderts und niemand schäme sich der unwillkürlichen Tränen, die einem kommen, wenn ein ehemaliger Leidensgefährte jene Jahre schildert. Madiba lautet der respektheischende Clan-Name für den Sohn eines schreib- und leseunkundigen Häuptlingsberaters der Xosa und ersten schwarzen Präsidenten der Republik Südafrika. In einer Grußbotschaft zu Madiba’s 80. Geburtstag hieß es: ‚Ich glaube, dass niemals mehr eine Nation in einem einzigen Mann die Verwirklichung aller Träume und Hoffnungen sehen wird, wie das bei Nelson Mandela der Fall ist.’ Durch meine Verwandtschaft (drei Nichten; ein Neffe) und deren Freunde erfuhren wir viel über die aktuellen gesellschaftlichen Zustände. Das vorliegende Essay ist die kritische Sicht eines Außenstehenden, was sowohl Schwarzen als auch Weißen nicht immer gefallen wird. Zwanzig Jahre ohne Apartheid – die Aussagen von Riefaat Hattas sind bedenklich: er könne, hervorgerufen durch die täglichen seelischen Belastungen keine zwischenmenschlichen Beziehungen aufrecht erhalten. Viele seiner schwarzen Kameraden seien arbeitslos. Oder hätten Drecksjobs. Riefaat selbst lebt vom Toilettenreinigen. Beispielhaft für ein heute noch gültiges Resümee will ich ihn zitieren: ‚Und dann siehst du im Fernsehen, wie all die Mbekis und Winnie Mandelas, die doch schon im Parlament sitzen, immer noch mehr Ehren bekommen. Warum erhalten meine Kameraden nichts ...’ Sei es wie es sei: eines Tages wird das sozialpolitische Vermächtnis Nelson Mandelas allen seinen Landsleuten zugute kommen. Dass dieses sich auch global erfüllen mag, der Gedanke begründet ein weiteres Motiv zum Schreiben – darüber hinaus möchte ich anderen Mut machen, sich trotz starker Behinderung die Welt anzusehen.

Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit war nicht zu befürchten, dass es über kurz oder lang zu einer Wiederholung des menschenverachtenden Anschlags auf die Twin Towers vom 13. September 2001 kommen würde. Also gingen wir in die Planung für den Trip nach Florida. Unser Ziel war der Westen, genauer gesagt Ft. Myers am Golf von Mexiko.

Als wir am 16. Oktober 2002 in Frankfurt am Main auf den Weiterflug nach Miami warteten, wurden wir unvermittelt an nine eleven erinnert: etwa zwanzig braunhäutige durchtrainierte junge Männern reagierten wie wir auf den Aufruf unseres Transatlantikfluges. Unverkennbar ihr arabischer Habitus. Unangenehm allerdings der auffällige Drang nach Alkohol. Das war umso unverständlicher, handelte es sich um Moslems. Es dauerte, bis wir etwaige dunkle Vorahnungen beiseite schieben konnten. In Miami tat mir diese Abordnung aus dem Morgenland beinahe Leid, mussten sie doch in Habtachtstellung an der Wand verharren, bewacht durch einen Offizier des Heimatschutzministeriums, von der US Administration ein Jahr nach dem Attentat ins Leben gerufen. Die Ereignisse der nächsten Tage überlagerten düstere Gedanken an nine eleven.

Nach einer ersten Durchquerung Floridas nahmen wir Quartier in einer am Kanal gelegenen Villa, deren deutsche Besitzer wir bereits zu Hause kontaktiert hatten. Ihr Verwalter vor Ort in Cape Coral war ebenfalls ein Landsmann, wohnhaft etwa zwanzig Fußminuten vom heimatlichen Altglienicke entfernt! Die Welt ist klein. Dieser Gedanke verliert sich schnell, wenn man in Cape Canaveral steht und voller Ungeduld auf die Rückkehr der Atlantis STS 112 wartet. Pünktlich um 11:46 EDT knallte es unüberhörbar, als die Raumfähre die Schallmauer passierte.

Gemäß US amerikanischen Verhältnisse befindet sich nicht weit vom Kennedy Space Center ein Phantasiegebilde, das sich Disneyworld nennt. Für unsere Augen und Ohren eher gewalttätig – deswegen flohen wir geradezu nach Seaworld, ebenfalls in Orlando gelegen.

Zurückgekehrt in unsere gediegene Villa, erholten wir uns am Swimmingpool, bevor es wieder auf Fahrt ging nach Key West, die südlichste Stadt in den USA. Das Reisen im Auto ist etwas strapaziös, sind die Tempobeschränkungen für Europäer ungewohnt, das rigide Maß ihrer Durchsetzung ebenso.

Quasi aus dem Nichts tauchen die Patrouillen mit Sirenengeheul auf – wir vermuteten spaßeshalber eine Steuerung aus der Luft. Übrigens: Raser wie in Old Germany üblich, können unversehens im Knast landen. Die Strenge des Gesetzes gilt auch fürs Parken: Wer sich unberechtigt auf einen Behindertenparkplatz stellt, zahlt im günstigsten Falle nur 200 Dollar Strafe. Meine Frau hielt sich bis auf diese eine Ausnahme tunlichst an alle geltenden Vorgaben.

Aufgrund der Entfernung und Fahrtdauer hielten wir es für angebracht, in Key West zu übernachten. Leider war ein nobles Haus ausgebucht, das vornehmlich Schriftstellern für Arbeitsaufenthalte vorbehalten ist. Apropos: Weit über die Grenzen der USA ist das Ernest Hemingway Museum bekannt. Hier leben Katzen mit sechs statt fünf Zehen an den Vorderläufen; angeblich Nachkommen von Hemingways Kater Snowball. Unweit von hier steht eine Seetonne, eine Art rotschwarzgelber Phallus, mit dem Hinweis, dass Kuba sich nur 90 Meilen entfernt befindet. Florida heißt nicht von ungefähr the sunshine state – bei unserer Rückkehr in Berlin am 1. November erlebten wir das Gegenteil - it’s raining cats and dogs ...

Der querschnittgelähmte Autor reist mit dem Rollstuhl nach Dubai, Singapur und Sydney. Er beschreibt dabei auch seine Probleme, alle Exkursionen mit dem Rollstuhl zu bewältigen, plaudert ein bisschen aus seiner Biografie und spart die politische Situation in den besuchten Ländern nicht aus.

Mit einem größerem Irrtum ist wohl selten eine Weltreise begonnen worden: als die Frage stand, wann wir unseren Australien-Trip starten sollten, da fielen mir die XX. Olympischen Sommerspiele 2000 ein mit ihrem herrlichen Sonnenwetter. Mein Gedankenfehler lag darin, dass jene Spiele statt im September bereits Ende Februar veranstaltet worden seien. Also planten wir unsere Reise von Mitte Februar bis Anfang März 2003. Zum Glück hat sich dieser Irrtum nicht negativ ausgewirkt. Ab München flogen wir mit Emirates nach Dubai, um hier einen so genannten Stopover einzulegen. Zum ersten Mal in unserem Leben erhielten wir eine Ahnung von Tausendundeiner Nacht. Das einst kleine primitive Fischerdorf hatte sich wie andere Orte bzw. Emirate durch das Öl derart entwickelt, dass der Tourist sich schon genau umschauen musste, wollte er Spuren der jüngsten Vergangenheit entdecken. Zu diesen gehört auch die Goldstraße in Alt-Dubai. Mehr als 200 Läden boten seinerzeit Goldwaren an; da sie von einer Art Produktionsgenossenschaft nach stets gleichem Muster hergestellt wurden, stumpfte unser anfängliches Interesse relativ schnell ab. Das war so, als wäre man in einer Straße, in der nur Bäckereien ihr einheitliches Sortiment Torten anbieten würden. Resultat unserer Überfütterung – ein Verzicht auf jedwedes Gold ...

Die Supermärkte für Waren aller Art erwiesen sich als Konsumtempel, zumal der Kurs des Dirham zum Euro wohl bewusst niedrig gehalten wird, um etwaigen Käufern die Entscheidungen zu erleichtern. Vor allem Schmuck, Schweizer Uhren und textile Markenware waren durch diesen Geschäftstrick sehr gefragt.

Nach diesem Stopover brachte Emirates uns über einen kurzen Zwischenstopp in Singapur nach Sydney. Da es vormittags war, hatten wir genügend Zeit, unseren Mietwagen zu übernehmen und die Herbergseltern aufzusuchen. Die älteren Eheleute waren erfahrene Gastgeber. Sie sparten nicht mit Tipps. So verlebten wir knapp zwei Wochen in und um Sydney. Dazu gehörten Abstecher in die Blue Mountains, zu herrlichen Seebädern am Pazifik und in verschiedene Museen. Kreuzungspunkt war stets der Zentrale Fährhafen – jeden Tag quasi Ehrenrunden um den einmaligen Opernbau im Hafen Sydneys! Und über uns auf der Harbour Bridge bekämpften Unentwegte in über 130 Metern Höhe ihre Angst oder Übelkeit ...

Es blieb nicht aus, dass wir auch im Hafen faulenzten, mit offenen Mündern ein riesiges Kreuzfahrtschiff beim Navigieren beobachteten oder einen Nachbau der Bounty bestaunten, der seinen Dienst als Vergnügungskahn anbot. Auch die unbeschwerte Art der Aussis im Umgang miteinander war auffällig: ob Schwarz mit Weiß oder Weiß mit Gelb oder Gelb mit Schwarz – neugierige aufdringliche Blicke wie zu Hause leider üblich, sahen wir nie.

Das Zusammenleben verschiedener Rassen bzw. Völkerschaften funktionierte nach unserem Augenschein ebenso bei unserem zweiten Stopover in Singapur. Eine Fünfmillionenstadt wie sie wohl in ihrer Sauberkeit und Ordnung einzig auf unserem Planeten existiert. Wer in der 2,2 km langen Orchad Road shoppen will, kann es bei über 5.000 Markenartikeln nach Herzenslust tun. Steht doch der Singapur Dollar wie der Australische Dollar günstig zu unserem Euro.

Ein riesiger Freizeitpark auf der Insel Sentosa lässt an Vergnügungen keine Wünsche offen. Klarkommen muss man allerdings mit dem feuchtwarmen Klima – der beeindruckende Botanische Garten Singapurs ist Beweis genug.

Unsere Tour fand über Dubai und München ihren Abschluss. In Berlin war es wie erwartet nasskalt. Gegen solche Unwirtlichkeit half nur, sich der schönen Stunden unserer Reise zu erinnern.

 

Happy Rolliday von Hans-Ulrich Lüdemann: Beschreibung