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Zu keinem ein Wort!. Ein Kriminalfall von Günter Saalmann
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
01.01.2013
ISBN:
978-3-86394-054-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 173 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Gesetz und Verbrechen, Kinder- und Jugendbuch/Sozialwissenschaft/Politik und Regierung, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Vorurteile und Rassismus, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Gruppendruck, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Mittleres Niveau
Kinder/Jugendliche: Krimis, Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Mobbing, Gewalt, Missbrauch und Gruppenzwang, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Rassismus und Multikulturalismus
Neonazis, Skinheads, DDR, Stasi, Montagsdemo, Wende, Punks
10 - 99 Jahre
Zahlungspflichtig bestellen

Ich tue es für Kordula, denkt er, und das Bewusstsein von Mut und Selbstaufopferung wärmt ihn von innen. Trotzdem, er hätte Strümpfe anziehen sollen. Löffel holt einen Hammer und eine Handvoll Nägel hervor und gibt sie Alfred zum Halten. Er steigt als erster über den Schulhofzaun, das Zaunfeld schreit in der rostigen Halterung. Alfred reicht das Werkzeug nach und folgt. Alles bleibt ruhig, sie schleichen hart an der Ziegelwand entlang, vorüber an der Hausmeisterwohnung. Durch die zerschlagenen Scheiben des Heizungskellers dringt der Geruch der Braunkohle.

»Keinen Appetit auf Brikett?«, fragt Alfred.

»Schnauze, Mann!«

Alfred tappt in eine Pfütze, sie erreichen den Fahnenmast. Löffel hebt seine Jacke und wickelt seine Schärpe ab.

»Was steht drauf?«, fragt Alfred.

»Siehst du morgen.«

Löffel erklimmt die Betonpfeiler, die die Stange zwischen sich halten. Steckt den Hammer in die Gesäßtasche und nimmt ein paar Nägel zwischen die Zähne. Alfred begreift: Sein Kumpel will die neue Fahne nicht einfach an das Rollenseil hängen, damit jeder sie gleich wieder herunterkurbeln kann. Löffel klettert leise schimpfend, die drei oder vier Meter dauern eine Ewigkeit, der Mast ist nass und glitschig. Alfred spürt eine Spur Kränkung, schon in die Planung der Aktion wurde er nicht einbezogen, und jetzt wird ihm bloß das Amt des Schmierestehers zugetraut.

»He, warum fängst du nicht endlich an?«

»Hier hängt schon ’ne Fahne«, flüstert es von oben.

»Die hängt immer da. Schmeiß sie runter.«

»Schätze, das ist ’ne andre.«

»’ne andre? Was für eine?«

»Kann nichts erkennen. Sitzt jedenfalls fest.«

»Etwa auch angenagelt?«

»Scheint so.«

»Dann war jemand fixer als wir. Häng unsre einfach dazu!

»Wär ich allein nie drauf gekommen.«

Unter den Hammerschlägen vibriert der Mast bis zu Alfred herunter, und der Hall bricht sich mörderisch laut im Karree des alten Schulbaues. In der Haumeisterwohnung geht das Licht an.

»Tempo, komm runter«, flüstert Alfred.

In diesem Augenblick bricht auch noch der Mond durch, taucht den Kletterer wie ein plötzlich aufflammender Bühnenscheinwerfer in bleiches Licht. Der Hammer wirbelt an Alfreds Nase vorbei, Löffel kommt runtergerutscht. Und zischt vor Schmerz.

Die Stange ist voller Splitter.

Sie klettern über den Zaun, flitzen zum Moped. Löffel kann die Finger nicht krümmen, um Gas und Kupplung zu betätigen. Alfred fährt.

Diesmal kreist unter der Brücke rot die Handlampe der Polizisten. Alfred hat seinen Personalausweis nicht dabei, einen Mopedschein besitzt er nicht mal. Das kann er denen aber nicht sagen. Er redet sich raus, sein Freund Ingo hätte ein bisschen was getrunken, deshalb der Fahrerwechsel. So viel Vernunft beeindruckt die Polizisten, und sie lassen es bei einer Belehrung über das Mitführen der Personaldokumente bewenden.

Die Belehrung dauert und dauert, die Handlampe ruht auf Alfreds Unterpartie, und er bemerkt entsetzt, dass aus seinem Trainingshosenbein ein Zipfel gestreiften Pyjamastoffs heraushängt.

 

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