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Lasst uns ihrer gedenken! von Liselotte Pottetz
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
08.05.2015
ISBN:
978-3-95655-356-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 256 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Geschichte/Militär und Kriege, Belletristik/Politik, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Verbrechen
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Kinder/Jugendliche: Historische Romane, Kinder/Jugendliche: Sachbuch: Kriegsführung, Schlachten, Militär, Kriminalromane und Mystery
2. Weltkrieg, Faschismus, Nationalsozialismus, Breslau, Stalingard, Leningrad, KZ, Liebe, gefallen, vermisst, Waisenkinder, Gomel, Lublin, Holocaust, Torgau, Erschießung
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Am 03.01.1943 flogen wir nach Stalingrad, landeten auf dem Flughafen Pitjomnik, luden die Verpflegung aus. Nichts wie weg hier! Das kann doch nicht sein! Lieber Gott, steh uns bei! Beim Start versagte der Anlasser!!

Am Rande des Rollfeldes lagen haufenweise abgeschossene Flugzeuge herum. Der Bordmechaniker begann mit dem Aus- und Einbau eines anderen Motors. Es wurde finster. Wir mussten in einem Erdbunker übernachten. Was ich in dieser Nacht gesehen habe, verfolgt mich bis zu meinem Tode. Bei dieser eisigen Kälte waren die Schwerverletzten in einem Zelt untergebracht, wo sie "operiert” wurden. Die Ärzte schnitten ihnen die erfrorenen oder verletzten Körperteile - wie auf einer Schlachtbank - ab. Sie leisteten Übermenschliches, mussten jegliche Gefühlsregung oder gar Mitleid begraben. Aber es sollte noch schlimmer kommen!

Nach der Reparatur unseres Flugzeuges starteten wir am nächsten Tag, am 04.01.1943.

Die Verwundeten, die wir mitnehmen sollten, mussten eine Bescheinigung haben. Was sich nun abspielte, kann man sich nicht vorstellen. Eine Masse finsterer, wilder, ausdrucksloser, verzweifelter, dreckiger Gestalten drängte zum unteren Einstieg. Sechs Soldaten - nur 4 waren erlaubt - erkämpften einen Platz. Ein Verwundeter wäre in diesem Gedränge rettungslos verloren gewesen.

Unser Bomber wurde beschossen. Der Pilot schrie: "Heinz, schließ die Klappe!” Wir mussten starten! Hände wurden eingeklemmt, Menschen überrollt.

Um den russischen Flakgeschützen zu entgehen, kreisten wir in 4000 m Höhe über Stalingrad, drehten in Richtung Westen ab. Kaum hatten wir den Kessel verlassen, sausten russische Jagdflieger heran! Am schrecklichsten wirkten auf mich die überdimensional riesengroßen Sowjetsterne. Warum, kann ich nicht erklären. Unter uns, in 800 m Höhe, sahen wir die Wolken, in die wir hineinflogen, um vor den Jägern geschützt zu sein. Die dünne Wolkendecke von 50 Metern bot uns keinen Schutz. Für die russische Flak waren wir eine leichte Beute. Die Geschütze befeuerten uns. Sie trafen! Ein Motor fiel aus! Einem Soldaten wurde der Kopf weg gesprengt, einem riss es 4 Finger ab, der dritte hatte einen Lungendurchschuss. Dem Beobachter am Maschinengewehr war der Oberschenkel zerschossen, das Bein hing nur noch an ein paar Fetzen.

Ich muss nicht nur einen Schutzengel gehabt haben! Meine Fliegerkombi, der Strumpf waren durchlöchert, am Bein hatte ich nur einen Kratzer. Welch unheimliches Glück!

Noch 350 km zu fliegen bis Nowotscherkassk! Mit einem Motor! Zum Glück war der so gut, dass wir noch langsam steigen konnten. ‚SOS‘ durfte ich nicht funken. Auf der Frequenz ‚TTT‘, für alle anderen dann Funkstille, nahm ich mit Nowotscherkassk Verbindung auf, forderte einen Krankenwagen dringend an. Wir konnten uns um die Verwundeten in keiner Weise kümmern, kämpften verbissen darum, irgendwie auf der Erde zu landen. Das Fahrwerk funktionierte nicht mehr! Wir machten eine Bauchlandung, blockierten dadurch den unteren Ausstieg. Den Verwundeten ohne Bein hievten wir durch die obere Luke. Er verlor das Bewusstsein. In einiger Entfernung sahen wir am Rand die Krankenwagen stehen. Warum kommen die nicht?? Warum helfen sie uns nicht?? Hilflosigkeit! Verzweiflung! Unser Bordmechaniker verlor die Nerven, schoss mit der Pistole rote Leuchtkugeln in die Luft. Er verlor das Bewusstsein. Nach endlosem Warten näherte sich ein geländegängiges Fahrzeug, das Kommissbrot geladen hatte. Die Krankenwagen blieben in dem Schlamm und Morast stecken. Wir betteten den Schwerverletzten auf die Brote, sie fuhren ihn ins Krankenhaus.

Als wir am nächsten Tag unseren Beobachter besuchen wollten, weilte er schon nicht mehr unter den Lebenden. So nahmen wir von einem nach dem anderen Abschied, sahen täglich dem Tod ins Gesicht.

Ein Wunder, wer Stalingrad überlebte!”

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