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Die Zeitreisende, 1. Teil. Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago von Hardy Manthey
Autor:
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
18.08.2011
ISBN:
978-3-86394-028-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 358 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Zeitreise, Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer, Belletristik/Science Fiction /Cyberpunk, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Liebesroman/Science Fiction, Belletristik/Liebesroman/Zeitreise, Belletristik/Moderne Frauen, Belletristik/Medizin
Abenteuerromane, Historischer Roman, Liebesromane, Science-Fiction: Zeitreisen, Science-Fiction
Karthago, Sizilien, Hure, Sklaverei, Antike, Pluto, Zeitreise, Archäologie
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Der Überfall

Die letzten Tage waren für Aphrodite sehr anstrengend und aufregend zugleich. Nur langsam gewöhnt sie sich an das belastende Nomadenleben. Ihre Powerspritzen gehen bald zur Neige. Wie sie dann das Laufen über viele Stunden durchhalten soll, weiß sie noch nicht. Nur wenn Frauen krank oder hochschwanger sind, dürfen sie auch auf ein Lasttier. Die Männer, nein die Krieger, schauen sie geringschätzig von oben herab, auf ihren Pferden reitend, wie eine Exotin an. Alle sind sie gekommen und haben ihr blondes Haar bewundert. Sie, die Frau, haben sie dabei aber nicht beachtet. sie ist für sie eben nur eine Frau. Dabei behandeln die Männer sie, wie sie beobachtet hat, wie eine Ware. Warum die anfängliche Begeisterung für sie so negativ umgeschlagen ist, weiß sie. Sie fügt sich nicht in ihr Männerbild.

Dem Jungen dagegen geht es jetzt prächtig. Gestern hat sie die letzten Fäden bei ihm gezogen. Stolz zeigt der junge Mann allen seine kleine Narbe. Die Narbe, das unbekannte Ding, wird wie ein Wunder bestaunt. Auf Grund des Erfolgs wurde sie lange mit viel Nachsicht behandelt. Aphrodite bemüht sich sehr, immer besser in die Rolle einer Nomadin zu schlüpfen, leider nur mit mäßigem Erfolg. Am mitleidigen Lächeln der Frauen merkt sie, dass ihr das nicht recht gelingen will. Bei allem ist sie zu langsam, zu ungeschickt. Aber aufgeben will sie dennoch nicht. Die Frauen fragen sie verwundert, warum sie denn nichts über den Haushalt gelernt hat. Etwas verlegen erklärt sie dann, dass dort, wo sie früher gelebt hat, solche Arbeiten unbekannt sind. Ein Feuer nach eurer Art zünden, kann dort niemand mehr. Niemand muss mühsam für Nahrung sorgen.

Die Frauen erwiderten ungläubig: "Das kann nur das Paradies sein."

Seit ihren Erfolgen als Heilerin besucht sie Mehmet öfter. So zumindest ging es bis vor zwei Tagen. Mehmet kam täglich mehrmals für einige Minuten zu ihr. Er nutzte die Zeit und berichtete munter von seinen früheren Abenteuern in der Ferne. Er will sie sicher beeindrucken. So erzählt er aus der Zeit, die er in Karthago verbracht hat. Er berichtet von schier unüberwindlichen Mauern, himmelhohen Türmen und riesigen goldenen Göttern, die in ihren Tempeln über diese prächtige Stadt wachen. Seine Schilderungen berichten von vielen Wundern. Aber sie erinnert sich an die Bilder des Professors, die Karthago vor der Zerstörung durch die Römer zeigten. Die Mauern waren dort kaum höher als zwölf, im höchsten Fall zwanzig Meter hoch. Die Türme ragten nur wenige Meter darüber. Nur die Hafenanlage war wirklich beeindruckend. Aber eine gewisse Neugier auf diese Stadt kann sie nicht leugnen. Lächelnd hört sie seinen Erzählungen zu. Oft geht er nur kurz ein Stück des Weges mit ihr zusammen. Sicher ist es ihm peinlich, neben einer Frau zu gehen. Aber seine Blicke und wie er etwas zu ihr sagt, lassen sie ahnen, dass er bald mehr als nur ein Lächeln von ihr erwartet. Auch die kleinen Aufmerksamkeiten sind ein untrügliches Zeichen dafür. Mal hat er ihr eine Handvoll Datteln geschenkt, mal reicht er ihr das Wasser. Auch die Andeutungen und Wortspiele der Frauen haben es in den letzten Tagen nicht an Deutlichkeit mangeln lassen. Bald wird Mehmet ihr die Frage aller Fragen stellen. Was wird sie ihm dann sagen? Verunsichert wollte sie mit Kasana vor drei Tagen in Andeutungen darüber sprechen. Kasana wurde sofort direkter und fragte, wann sie ihn denn heiraten wolle. Nein, es ging ihr nicht um das Ob, sondern um das Wann. Das war für sie ein Überfall. Sie war geschockt und sagte ganz aus dem Bauchgefühl heraus: "Natürlich nicht." Die Frau war entsetzt. Auf ihre vorsichtige Frage, was bei einem Nein geschähe, reagierte die Frau sehr aggressiv. Ihr Blick wirkte wie tödliche Pfeile auf sie. Eine bisher unbekannte feindliche Haltung bekam sie zu spüren. Statt einer Antwort fragte die Frau in sehr rauem Ton: "Bleibst du bei deinem Nein?"

Aphrodite hat damals einfach nur geschwiegen. Die Frau schien aber auf eine Antwort zu warten.

Nach Minuten gemeinsamen Schweigens sagte Kasana dann bedrohlich: "Also nein. Nur weil du dem Jungen das Leben gerettet hast, wird dich Mehmet für diese Schande nicht töten. Das Recht, dich zu töten, hätte er dazu. Aber der Fürst wird einen Wettkampf ausrichten lassen. Der Sieger wird dich dann zur Frau nehmen. Das ist für dich noch ein echter Glücksfall."

Auf Aphrodites erschrockenen und ablehnenden Blick spricht sie mit einem zynischen Bedauern weiter: "Lehnst du den Sieger ab, dann hast du unsere Gesetze endgültig verletzt, nein, mit den Füßen getreten. Verweigert der Fürst dir dann seinen persönlichen Schutz, kann jeder mit dir machen, was er will. Die Männer werden dich benutzen und die Frauen spucken auf dich und werfen mit Steinen nach dir. Mit etwas Glück wirst du vielleicht auch die Sklavin des Stammesfürsten und wirst nicht sterben. Denn er allein darf Sklaven haben und besitzen. Keine Frau der Welt darf einen Mann ungestraft beleidigen."

Aphtodite ist geschockt von der offenen Drohung der Frau und bleibt fassungslos stehen. Sie glaubt nicht an die Drohung und die Gefahr. Sie denkt, so schlimm kann es schon nicht werden. Beim nächsten Treffen mit Mehmet will sie mit ihm darüber offen sprechen. Eine Lösung wird es für alles geben. Doch von Mehmet hat sie seitdem nichts gesehen und auch nichts gehört. Das geht jetzt schon zwei Tage lang so. Entsetzt von solchen schrecklichen Aussichten denkt sie schon an Flucht. Zum Kurier oder gar zum Igel würde sie alleine aber nie wieder finden. Der Tod auf dem Weg dorthin wäre ihr sicher. Menschliche Siedlungen hat sie bisher auch noch nicht gesehen.

"Ich bin ja so blöd", beschimpft sie sich selber. "Warum bin ich nicht bis zum Meer gefahren und habe Kontakt zu den Griechen oder Römern gesucht?" So in Gedanken geht sie etwas abseits von den Frauen. Die schwatzhafte Kasana hat sicher den anderen Frauen ihre ablehnende Haltung zu Mehmet sofort verraten. So freundlich sind die Frauen seitdem nicht mehr zu ihr. Was heißt freundlich? Sie wird von den Weibern angefeindet. Niemand bringt ihr jetzt etwas zu essen. Alles muss sie sich nun erkämpfen. Es sind ohnehin nur klägliche Reste. Nur ihre geheimen Reserven verhindern, dass sie nicht hungern muss. Aphrodite wird aus ihren Gedanken gerissen, als ein junges Mädchen auf sie zukommt.

Das junge Mädchen fragt im spöttischen Ton: "Warum willst du Mehmet nicht heiraten, du hast doch seine Geschenke angenommen? Überlässt du mir jetzt Mehmet?"

Aphrodite erwidert vorsichtig: "Wer behauptet denn, dass ich Mehmet nicht heiraten will?"

"Alle Frauen behaupten das. Du bist zu Mehmet so abweisend wie das Wasser zum Feuer und hast ihm falsche Hoffnungen gemacht. Du sprichst mit gespaltener Zunge, wie eine Schlange. Wir verachten dich," spottet das Mädchen und geht lachend. Das Mädchen hatte gehört, was es hören wollte und verschwand wieder zwischen den anderen Frauen. Nur Gelächter hört sie noch.

Ganz wohl ist Aphrodite bei den Worten des Mädchens nicht, denn die Gefahr, im Stammesverband isoliert zu sein, ist greifbar. Oder doch nicht? Nur eines ist für sie jetzt klar: Sie kann mit den Werten des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts hier nicht weiterleben. Aber ist es für sie nicht schon längst zu spät? Seit zwei Tagen hat Mehmet sich nicht mehr bei ihr blicken lassen. Die anderen Frauen haben ihn sicher ihre ablehnende Haltung wissen lassen. "Ist jetzt noch etwas zu retten?", fragt sie sich besorgt. Vergebens sucht sie Mehmet bei den Männern zu entdecken. Es ist, als ob er sich jetzt vor ihr verstecken wollte. Doch dann taucht er gut zehn Meter vor ihr kurz auf. Freundlich lächelt sie jetzt zu ihm herüber. Doch er schaut durch sie hindurch, als wäre sie Luft. Sein Gesicht wirkt hart wie aus Stein.

Ist die Entscheidung längst gefallen? Wurde das Urteil über sie längst gesprochen worden? Panik kommt in ihr auf. Was soll sie nur machen?

Mit dem Mut der Verzweiflung kämpft sie sich jetzt zu Kasana durch und fragt sie laut, dass alle Frauen es hören können: "Ist das Urteil über mich schon gefällt? Wie konntest du nur so hinterhältig sein und meine vertraulichen Gedanken sofort allen kundtun? Habe ich nicht das Recht, einen Mann abzuweisen?"

Kasana baut sich mit verschränkten Armen vor ihr auf und giftet: "Ich bin zu dir als deine Freundin gekommen. Ich wollte dir nur helfen, das festzumachen, was ihr beide scheinbar stillschweigend längst vereinbart habt. So hatten wir es zumindest alle geglaubt. Natürlich hast du das Recht, einen Mann abzuweisen. Doch dann hättest du nicht seine Geschenke annehmen dürfen. Er musste, nein, er war sich deiner Liebe sicher, als du die Geschenke angenommen hast. Als du das tägliche Gespräch mit ihm genossen hast, war von Ablehnung nichts zu spüren. Du hast ihn schwer verletzt. Er hat sich deinetwegen vor den Männern lächerlich gemacht. Ich bin damals zu dir gekommen, um alles für eure Hochzeit vorzubereiten. Stattdessen hörte ich deine offene Ablehnung. Dabei habe ich dich sogar zweimal gefragt. Du hast beharrlich geschwiegen. Aus meiner Sicht hast du viel zu lange geschwiegen. Es war auch ein Schlag in mein Gesicht. Du hast uns alle beleidigt und zutiefst verletzt. Was für ein falsches Spiel treibst du nur mit uns allen?"

"Ich kann nicht glauben, was ich von dir höre. Was erwartet mich nun? Kann ich noch auf Mehmet hoffen?", fragt Aphrodite die Frau unsicher. Doch Aphrodite scheint es ins Gesicht geschrieben, dass sie diesen Mann in Wirklichkeit nicht will.

Kasana erklärt bitter lächelnd mit zynischem Unterton: "Mehmet wird dich nicht heiraten. Dafür ist es längst zu spät. Deine Worte haben ihn zu sehr verletzt. Denn ich sollte vor drei Tagen deine Hochzeit mit ihm für euch vorbereiten. Dein Nein hat alles zunichte gemacht. Für immer. Er selbst wollte dich sofort töten. Doch der Rat der Alten wird heute über dich Recht sprechen. Heute wirst du deine gerechte Strafe erhalten. Kein Mann will dich mehr haben!"

Geschockt lässt sie sich zurückfallen. Weitere Fragen braucht sie der Frau nicht zu stellen. Wenn sie ihr Nein vor drei Tagen sofort revidiert hätte, wäre noch alles gut gegangen. Jetzt ist nichts mehr zu retten. Voller Selbstzweifel geht sie alleine am Ende der Karawane weiter. Würde sie sich jetzt zurückfallen lassen, keiner würde ihr mehr helfen. Ist sie längst ausgestoßen? Voller Ängste folgt sie der Karawane weiter.

*

Die Mittagssonne brennt unbarmherzig, als die Tiere unruhig werden. Kommt ein Sandsturm auf? Nein, am östlichen Horizont wird zwar eine kleine Staubwolke sichtbar, aber was ist das?

Plötzlich Schreie, Kommandos, wild herumlaufende Menschen.

Sie hört ausgerechnet Mehmet laut rufen: "Räuber! Banditen! Sklavenjäger!"

Die schwarze Wolke kommt immer näher. Bald erkennt man viele Pferde, die Reiter mit blinkenden Helmen, Schwertern und Lanzen tragen.

Dicht gedrängt zu einem Kreis aufgestellt, werden die Reiter von den Beduinen erwartet. Nur zögernd darf sie auch in die Mitte zu den Frauen. Von allen wird sie wie eine Aussätzige behandelt.

Im Gegensatz zu den Frauen um sie herum blickt sie hoch und beobachtet die fremden Reiter aufgeregt. Ohne auch nur innezuhalten, stürmen die Reiter auf die Nomaden zu. Erste Pfeile lassen Getroffene zu Boden sinken. Die Übermacht der Angreifer ist gewaltig. Die meisten Männer, die sich der Horde entgegengestellt haben, sind längst tot. Es gibt keine Verteidigung mehr.

Entsetzt sucht Aphrodite jetzt zwischen den toten Tieren, tief am Boden liegend, verzweifelt Schutz. Dann geht plötzlich alles ganz schnell. Ein entsetzliches Gemetzel beginnt. Was sich jetzt vor ihren Augen abspielt, kann einfach keine Realität sein. Ihr Verstand weigert sich, den Augen zu glauben. Ein Abschlachten von alten Männern, Frauen und Kindern beginnt um sie herum. In panischer Angst versteckt sich Aphrodite noch tiefer in den wirr umherliegenden Gepäcksachen eines toten Kamels. Als sie von einem Mann entdeckt wird, suchte sie ihr Heil in der Flucht. Sie springt auf und rennt um ihr Leben. Doch ein heftiger Schmerz am Kopf bringt sie zu Fall und ein zweiter Schlag lässt sie bewusstlos werden.

*

Als sie wieder zu sich kommt, zerrt einer der bewaffneten Männer an ihren Sachen herum. Sie merkt, dass sie kaum noch Kleidung trägt. Neben ihr beginnt eine der Frauen des Stammesfürsten verzweifelt zu schreien. Einer der schwarzen Männer vergeht sich gerade brutal an der jungen Frau. Das gleiche Schicksal wird sie jetzt erwarten. Ein Mann zerrt sie an den Haaren vom toten Kamel weg. Er schleift sie an den Haaren über tote Kinder und Frauen. Die letzten Fetzen Stoff am Leib werden ihr heruntergerissen. Während der Mann sich brutal an ihr vergeht, muss sie zusehen, wie dem Jungen, ihrem kaum geheilten Jungen, einfach die Kehle durchgeschnitten wird. Seine starren, weit aufgerissenen Augen blicken sie während der Vergewaltigung unentwegt an. Der Anblick des toten Jungen hypnotisiert sie und lässt sie nur im Hintergrund spüren, dass sie vergewaltigt wird.

So sieht also die Hölle aus. So sieht die ewige Verdammnis aus, denkt Aphrodite. Der brutale Griff des Mannes und die Schmerzen im Unterleib werden jetzt unerträglich. Sie erwacht aus ihrer Starre. Wut und Verzweiflung kommen in ihr auf und mit allen Kräften wehrt sie sich jetzt gegen die brutale Vergewaltigung. Ein weiterer heftiger Schlag mit der blanken Faust des Mannes auf ihren Hinterkopf lässt sie erneut das Bewusstsein verlieren.

*

Als sie wieder aus der Ohnmacht erwacht, scheint alles um sie herum in Bewegung. Wahnsinnige Schmerzen im Kopf und vor allem im Unterleib quälen sie. Sie sieht alles nur durch einen Schleier aus Tränen und Blut. Das Blut einer heftig schmerzenden Wunde am Kopf macht aus ihrem Gesicht und aus dem Haar eine klebrige Masse. Sie spürt, dass sie an Händen und Füßen gefesselt auf einem Pferd liegt. Sie ist beinahe nackt. Mit kehligen Lauten versucht sie, aus Verzweiflung und Schmerz um Hilfe zu schreien. Sie wird an den Haaren hochgezogen und verschwommen sieht sie einem grinsenden, bärtigen Mann ins Gesicht. Nur kurz, dann wird ihr vom Reiter ein Knebel aus blutigen Lumpen in den Mund gesteckt. Sie ringt nach Luft, alles dreht sich vor Ihr, sie verliert wieder ihr Bewusstsein.

 

Die Zeitreisende, 1. Teil. Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago von Hardy Manthey: TextAuszug